Thessaloniki. . Borussia Dortmund erwartet beim Europa-League-Spiel in Griechenland eine emotionale Atmosphäre. Trainer Tuchel schont ein Quintett - und hat anscheinend schon den FC Bayern im Hinterkopf.

Es ist eher ungewöhnlich, dass Hans-Joachim Watzke die Zahlen, die seinen Verein betreffen, nicht korrekt parat hat. Am Flughafen Dortmund, kurz vor dem Trip zum Europa-League-Gruppenspiel bei Paok Saloniki (Donnerstag, 21.05 Uhr/live bei uns im Ticker), unterlief ihm am Mittwoch allerdings ein kleines Malheur. Nichts Gravierendes, aber es zeigte, wie sehr ihn das Thema beschäftigte, über das er sprechen wollte.

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Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund hatte in den vergangenen Tagen beim Blick in die Boulevard-Berichterstattung über seinen Verein das Gefühl bekommen, dass es gar fürchterlich um den BVB stünde, als rangiere er „auf Platz 14“ und habe „den Krisenmodus ausgerufen“, wie Watzke formulierte.

Das schwarzgelbe Ensemble hatte ja zuletzt wirklich nicht mehr den berauschenden Fußball der frühen Saisonphase geboten und im hochgejazzten Fernduell mit Bayern München vier Punkte eingebüßt.

Watzke kontert nach Kritik am BVB

Doch dem Eindruck, dass die Borussia bald den sportlichen Notstand ausruft, wollte Watzke doch vehement entgegentreten. „Wir haben gesagt, dass wir zurück in die Champions League wollen, das ist für einen Tabellensiebten der vergangenen Saison schon ambitioniert. Und ich finde, dass wir uns auf einem guten Weg bislang befinden. Von zwölf Spielen haben wir zehn gewonnen und zwei unentschieden gespielt.“ Tatsächlich hat der Bundesligist in drei Wettbewerben schon 13 Spiele absolviert, einen Sieg unterschlug Watzke somit auch noch unfreiwillig.

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Spiel 14 und 15 nahen in den kommenden vier Tagen. Es sind keine normalen Spiele. In Thessaloniki erwartet den BVB ein Gastspiel der besonderen Art. Für die Fans hat der Klub extra eine Reisewarnung ausgegeben, sich nicht als Dortmund-Fan zu erkennen zu geben, weil Übergriffe nicht ausgeschlossen werden können.

Fans schütten manchmal Fische auf die Gästebank

Und die Spieler werden im Stadion „Toumba“ in hoch emotionaler Atmosphäre auflaufen: mal verwandeln sich die Tribünen in ein Meer aus Pyrotechnik, mal schütten die Fans Fische auf die Gästebank, mal eskaliert die Lage wie 2012 in der Qualifikation zur Europa League gegen Rapid Wien, als der Platz von den heimischen Fans gestürmt wurde. „Das ist ein heißes Pflaster“, sagt Watzke nur.

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Doch er und Trainer Thomas Tuchel wissen auch, dass am Sonntag das nächste heiße Spiel ansteht: das Duell mit den Bayern in der Bundesliga. Allen Beteuerungen zum Trotz denken sie beim BVB eben nicht nur an das kommende, sondern auch an das sportlich herausforderndere Spiel danach.

Als der Flieger nach Griechenland am Donnerstagmittag abhob, da fehlten an Bord prominente Mitarbeiter, namentlich die Experten für innere Sicherheit, Mats Hummels und Sokratis, der Chefstratege Ilkay Gündogan, der Art Direktor Shinji Kagawa sowie der Chef der Torproduktion Pierre-Emerick Aubameyang. Tuchel schont sicher die halbe Mannschaft für das München-Match. „Fakt ist: Wir haben Sonntag wieder ein Spiel und der Gegner dort hat zwei Tage länger Zeit sich zu erholen. Das sind ungleiche Voraussetzungen“, rechtfertigt Watzke die riskante Rotation und schraubt die Erwartungen in Thessaloniki ein klein wenig herab. „Wie in jedem Spiel wollen wir gewinnen. Wenn wir was Zählbares mitnehmen, dann haben wir einen sehr, sehr guten Start in der Europa League hingelegt.“ Remis geht also auch.