Dortmund. . Der BVB-Trainer will sich nicht mit Bayern und dem Ligagipfel beschäftigen. Denn seine Spieler sollen sich zuvor in Saloniki anders präsentieren.

Thomas Tuchel lag sehr viel daran, deutlichst seine Abneigung gegenüber einem Gedankenspiel auszudrücken, welche Folgen sich für Borussia Dortmund im Falle einer Niederlage im Bundesligagipfel am Sonntag bei Spitzenreiter Bayern München ergeben könnten. „Unser nächstes Spiel ist am Donnerstag gegen Saloniki“, sagte der BVB-Trainer mit großen Augen auf die Frage eines Reporters, als hätte er den Satz in schriftlicher Form am liebsten mit fünf Ausrufezeichen beendet.

Der 42-Jährige ist rhetorisch so bewandert, dass er die Nur-von-Spiel-zu-Spiel-denken-Philosophie aus dem Büchlein der Fußball-Plattitüden nicht rezitieren muss. Aber so klar formulierte Worte, die häufig als Botschaften nach innen an die Spieler verstanden werden dürfen, waren seinem Empfinden nach angebracht im Anschluss an das zweite Remis in Serie.

Es droht Langeweile in der Liga

Der Coach der Schwarzgelben weiß nach dem 2:2 gegen Darmstadt 98 selbst, dass eine ligaweite Mischung aus Ohnmacht und Langeweile droht, sollte der Titelverteidiger aus München am Sonntag auch das achte Saisonspiel gewinnen. Der BVB müsste bei sieben Zählern Rückstand dann das sprichwörtliche Fernglas aus besagter Sammlung mit Allgemeinplätzen hervorkramen. Schalke 04 könnte es bei fünf Punkten Distanz belassen, Wolfsburg wie Leverkusen liegen ja jetzt schon mit drei Siegen in Rückstand. Mats Hummels war bemüht zu beruhigen: „In München hatten wir in den letzten Jahren viele geile Spiele, mal haben wir gewonnen, mal verloren. Da gab es keine Tendenz.“

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Im Gegensatz zu der Spielweise der Borussia, mit der ihr Trainer in der Englischen Woche nicht zufrieden sein konnte. Und das betraf nach Auffassung von Thomas Tuchel mehr die Defensivleistung. Auch gegen tiefstehende Gegner habe seine Mannschaft bislang 21 Tore geschossen, nicht zuletzt dank der anhaltenden Rekordjagd von Doppeltorschütze Pierre-Emerick Aubameyang. Aber „ich hatte das Gefühl, dass es uns mental ganz schön Kraft kostet, fokussiert zu bleiben, immer wieder anzulaufen und nicht zu verzweifeln“, analysierte Tuchel. Hinten präsentierte sich Dortmund dann schlafmützig, erlaubte Darmstadts Aytac Sulu kurz vor Schluss mit dem ersten Torschuss seit der Führung durch Marcel Heller (17.) den Ausgleich.

Hummels kritisiert, Tuchel widerspricht

Krasnodar, Hoffenheim, Darmstadt – die Siege fallen dem BVB derzeit nicht so leicht in den Schoß wie zu Saisonbeginn mit der tollen Frühform dank der Europa-League-Qualifikation. Sechsmal in 13 Partien geriet das Team bereits mit 0:1 in Rückstand. Es verwundert daher jetzt nicht, dass Schwarzgelb das Lilien-Mantra, Mentalität schlage Qualität, zumindest zwei Punkte gekostet hat.

Denn elf Siege in Serie können verständlicherweise Denkprozesse in Gang setzen, in denen Spiele wie dieses gegen den Aufsteiger als gewonnen abgehakt werden, bevor die nötigen Tore erzielt sind. Unzufriedenheit über unzuverlässiges Abwehrverhalten – jüngst kommuniziert durch Mats Hummels’ Kollegenschelte, die jedoch bei Thomas Tuchel keinen Anklang fand – ist dann eine Begleiterscheinung. „Wichtig ist jetzt erst einmal, in Saloniki zu punkten und wieder einen Sieg zu holen“, richtete Julian Weigl das Augenmerk auf die Europa League am Donnerstag. München ist erst danach angesagt.