Dortmund. . Spätestens der Sieg gegen Leverkusen zeigt: Mit seinem neuen Ballbesitzspiel ist der BVB wieder ein Kandidat für die vorderen Tabellenplätze.
15 Punkte, 18 Tore - es sind Zahlen, die gleichsam tiefe Depressionsschübe und überbordende Euphorie auslösen können. Am 20. Dezember 2014 beendete Borussia Dortmund die Hinrunde der Fußball-Bundesliga mit jenen Werten als Tabellenvorletzter, Spieler und Trainer schienen seltsam matt und die Zukunft sah düster aus.
Neun Monate später hat der BVB wieder 15 Punkte und 18 Tore - und die Fans singen schon wieder von der Meisterschaft. Denn mit dem hochverdienten 3:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen hat der BVB diese Marken nach gerade einmal fünf Spielen erreicht, was vor ihm noch keinem Bundesligisten gelungen ist. Nur der FC Bayern München kann aktuell mithalten, der Titelverteidiger hat seine ersten fünf Spiele ebenfalls allesamt gewonnen.
Kapitän Hummels: "Haben uns im Spiel mit dem Ball verbessert"
Ist der BVB also schon wieder ein ernstzunehmender Konkurrent für den Branchenprimus? "Wir sind immer noch Jäger", sagte Jonas Hofmann, Torschütze zum 1:0 gegen Leverkusen. "Wir stehen zwar auf dem ersten Platz, aber es sind erst fünf Spieltage gespielt, da kommen noch 29." Im Kampf um die Champions-League-Plätze aber hat man sich in Dortmund bereits in eine ausgezeichnete Position gebracht - nicht zuletzt durch den klaren Sieg gegen Leverkusen.
Zuvor waren, trotz zehn Pflichtspielsiegen in Folge, noch nicht alle Zweifel am Wiedererstarken des BVB ausgeräumt, denn die Gegner hießen Ingolstadt, Chemnitz oder Odds BK. Der Vorjahresvierte Leverkusen war der erste echte Härtetest - und er wurde auf beeindruckende Art und Weise bestanden. Gerade gegen das enorm intensive Pressing der Rheinländer war zu sehen, wo der BVB unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel die meisten Fortschritte gemacht hat: "Wir haben uns besonders im Spiel mit dem Ball klar verbessert", sagte Kapitän Mats Hummels. "Wir müssen nicht so oft hinterherlaufen, weil wir den Ball länger und besser halten."
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114 Kilometer liefen die BVB-Spieler gegen Leverkusen, 111 nur beim 4:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach. Unter Tuchels Vorgänger Jürgen Klopp hatte der Durchschnittswert bei rund 120 Kilometern gelegen. Und doch hat der BVB weder an Defensivstärke noch an offensiver Durchschlagskraft eingebüßt - im Gegenteil: Mit Ilkay Gündogan, Henrikh, Mkhitaryan, Marco Reus und Shinji Kagawa hat ma ohnehin viele Spieler auf dem Platz, die mit dem Ball außergewöhnliches anzustellen wissen. Hinzu kommt nun eine reifere, seriösere Herangehensweise: Nicht immer wird mit dem Ball wild nach vorne gestürmt, es werden Angriffe abgebrochen, der Ball wird geduldig laufen gelassen, bis sich eine Lücke im gegnerischen Abwehrverbund auftut. In punkto Ballbesitz und Passgenauigkeit sind die Zahlen deutlich besser als in den Vorjahren.
In zwei Wochen geht's zum Rekordmeister
Zudem sind die Spieler voll des Lobes über die Vorbereitung auf den jeweiligen Gegner: "Heute waren wir top vorbereitet, wir wussten genau, was Leverkusen macht", sagte Matthias Ginter nach dem Sieg über die Werkself. "Wir wussten vorher schon, dass die beiden gegnerischen Außenverteidiger sehr hoch stehen, deswegen haben wir die Räume dahinter gesucht", ergänzte Shinji Kagawa, der prompt deutlich mehr lange Bälle spielte als sonst und so ein ums andere Mal die gegnerische Abwehr aushebelte.
Der BVB beherrschte die Partie komplett, obwohl er aufgrund der Europa League einen Tag weniger zur Erholung gehabt hatte. "Der Fußball, den wir spielen, ist dadurch, dass wir so viel Ballbesitz haben, nicht mehr ganz so intensiv", erklärt Linksverteidiger Marcel Schmelzer einen weiteren positiven Effekt des neuen Stils.
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Wie gefestigt die Dortmunder in ihrem neuen Stil bereits sind, wir sich spätestens in knapp zwei Wochen zeigen: Dann geht es zum Rekordmeister FC Bayern München mit Trainer Pep Guardiola, dem wohl größten Verfechter des Ballbesitzspiels. Früher neutralisierte der BVB den Bayern-Stil mit enormer Laufleistung - nun wird sich zeigen müssen, ob er es auch mit seiner neuen Herangehensweise kann.