Dortmund. .
Es hat nicht viel gefehlt, und auch Gonzalo Castro hätte diesen Abend noch mit einem zufriedenen Lächeln beendet. 286 Mal stand der 28-Jährige in seiner Profikarriere für Bayer Leverkusen auf dem Platz, und in der ersten Partie als Gegner dieses Vereins gehörte ihm in der Schlussminute der regulären Spielzeit eine der letzten Aktionen. Castro, erst unmittelbar zuvor eingewechselt, schloss eine Kombination ab, der Ball klatschte jedoch an den Pfosten. Kurz danach war Schluss, Castro tanzte und feierte trotzdem mit seinen schwarzgelben Kollegen vor der Südtribüne des Dortmunder Stadions. Auch wenn er sich gewünscht hätte, mehr Anteil an dem Anlass gehabt zu haben, der die Gelbe Wand in einen ekstaseähnlichen Zustand versetzte.
Freude in den Augen
Borussia Dortmund hatte das Topspiel gegen Bayer Leverkusen also gewonnen, eindrucksvoll wie deutlich mit 3:0 (1:0). Das Team von Trainer Thomas Tuchel bleibt Tabellenführer, hat keine der fünf Bundesligaaufgaben ohne die maximale Punktausbeute abgeschlossen. Jonas Hofmann, erster Torschütze des Abends, erklärte nachher den mentalen Zustand der Mannschaft: „Ich habe nach dem Tor einigen in die Augen geschaut“, sagte der 23-Jährige, „diese Freude, die du spürst, ist unglaublich.“
Tuchel hat sich bislang bei ausgelassenen Feiern mit der Anhängerschaft rausgehalten, sagte aber: „Wir sind ja auch dafür da, unser Publikum zu begeistern.“ Der 42-Jährige hatte wahrlich über weite Teile keinerlei Grund zu Beanstandungen. Eine „gute Struktur“ habe er gesehen, dazu reichlich spielerische Lösungen gegen die Gegenpressingmaschine aus dem Rheinland. „Ob das aber jetzt das Optimum war, spielt keine Rolle“, analysierte Tuchel, „es war auf jeden Fall heute das, was wir gebraucht haben gegen Leverkusen.“
In der Tat hatten die Gäste nur ganz wenige Momente, „die uns geholfen hätten, ins Spiel zurückzukommen“, sagte Bayer-Trainer Roger Schmidt sichtlich zerknirscht, „man kann hier verlieren – wenn, dann aber anders.“ Das wird sein Dortmunder Trainerkollegen entschieden verneinen, schließlich war es auch ohne Marco Reus eine glänzende Offensivdarbietung der Schwarzgelben, die vor der Pause aber nur einmal mit einem Torjubel vollendet wurde.
Jonas Hofmann kam zugute, dass 04-Keeper Bernd Leno nach einem langen Zuspiel von Shinji Kagawa an der Strafraumkante am Ball vorbeisprang, weshalb Hofmann bequem einschieben konnte (19.). Entspannter konnte Tuchel daher erst werden, als der überragende Kagawa den Ball am Ende einer langen Passkette mit der Schuhspitze zum 2:0 (58.) über die Linie bugsierte. Zu diesem Zeitpunkt hätte Schiedsrichter Deniz Aytekin auf beiden Seiten Elfmeter pfeifen können, anders als bei Tahs Halten gegen Pierre-Emerick Aubameyang (47.) bei Marcel Schmelzers Schubser gegen den einschussbereiten Javier Hernandez (52.) gar mit dem Zusatz einer Roten Karte.
Aubameyangs Ansage
Der BVB muss sich nun nicht mehr nachsagen lassen, diesen makellosen Saisonstart ausschließlich gegen Laufkundschaft erzielt zu haben. Pierre-Emerick Aubameyang, der nach einem Foul von Wendell an Matthias Ginter den fälligen Elfmeter zum Endstand (73.) verwandelte und damit auch im fünften Ligaspiel erfolgreich war, nahm vor dem Spiel entgegen der Dortmunder Sprachregelung den Mund ausnahmsweise voller als gewöhnlich. „Ich glaube, Bayern wird in diesem Jahr nicht Meister“ sagte er. In zwei Wochen, wenn Borussia Dortmund zum Ende der Wiesn beim FC Bayern gastiert, lässt sich Aubameyangs forsche These vielleicht schon genauer bewerten.