Dortmund. . Vor dem Europa-League-Spiel gegen den FK Krasnodar erzählt der BVB-Trainer, wie wohl er sich in Dortmund fühlt - und wie ernst er die Partie nimmt.

Ein guter Taktiker, das weiß man mittlerweile, ist dieser Thomas Tuchel. Das erweist sich mitunter auch abseits des Fußball-Platzes. Am Mittwoch zum Beispiel, als der Trainer von Borussia Dortmund zum Gespräch über den ersten Gegner in der Europa League, den FK Krasnodar, ins Stadion kam, da war er nicht nur als Trainer gekommen, sondern auch als Vater. Seine Töchter Emma und Kim begleiteten ihren Papa – und fühlten sich in der ungewohnten Umgebung sichtlich wohl mit dem Eis, das sie in den Händen hielten. Thomas Tuchel trug seinem Nachwuchs derweil die farbenfrohen Schals hinterher.

Dieses hübsche Bild passte zu dem, was Tuchel zu erzählen hatte. Der Trainer berichtete, dass er sich „in Dortmund sehr wohl“ fühle mit seiner Familie, dass er und die Menschen, die ihn umgeben, „sehr herzlich aufgenommen“ worden seien, und dass diese Art von emotionalem Komfort im Hinblick auf das Geschehen beim BVB wichtig sei, um „die Besten zu sein, die wir sein können“. Das ist stets der Anspruch von Thomas Tuchel, und der gilt eben auch an diesem Donnerstag wieder, wenn sich dem aus den vergangenen Jahren durchaus verwöhnten Publikum ein russischer Außenseiter präsentiert (Anstoß: 19 Uhr/ live in unserem Ticker). Aber Tuchel mag das nicht so sehen.

Weidenfeller darf im BVB-Tor stehen

Er unterscheidet in der Wertschätzung nicht zwischen den Wettbewerben, zwischen Europa League, DFB-Pokal und Bundesliga, in denen jetzt alle drei Tage Spiele anstehen. Sagt er jedenfalls. Schließlich gehe es immer nur darum, „Maßstäbe für das eigene Spiel zu setzen“, sagt Tuchel. Daher hat er sich auch noch nicht festgelegt, ob er größere Teile seiner Mannschaft umbaut, um zuletzt intensiver belasteten Spielern eine Pause zu gönnen und aus bisherigen Komparsen Hauptdarsteller zu machen. Sicher ist nur, dass Roman Weidenfeller gemäß der bislang geltenden Regelung erneut anstelle des Konkurrenten Roman Bürki das europäische Tor hüten wird, und dass Nationalspieler Marco Reus wegen seiner Zehenverletzung weiterhin ausfallen wird. Der Rest? Offen. „Alles ist möglich,“, sagt Tuchel.

Des Drucks eines K.o.-Spiels ist der BVB nun ledig, andererseits ist ein guter Start in dieses europäische Abenteuer abseits der ganz großen Adressen des internationalen Fußballs sicher wichtig. Die Borussia darf anhand ihrer Erfahrung in der Champions League und der Millionen, die sie in die Mannschaft steckt, als einer der Kandidaten auf den Titel betrachtet werden. Der Trainer hat nichts gegen diese Interpretation. „Ich habe bei meiner Ankunft in Dortmund gesagt, dass wir ein Herausforderer für die Spitze sein wollen – und zwar in allen Wettbewerben“, meint er, schränkte aber ein: „Wenn wir den Blick auf unserem Weg zu weit heben, dann birgt das die Gefahr, die Konzentration zu verlieren. Aber ich habe nichts gegen selbstbewusste Spieler und selbstbewusste Aussagen.“

Marco Reus sprach schon vom Titel

Marco Reus hatte schließlich schon vom Titel in der Europa League geredet. „Es wäre dann nur schön, wenn derjenige, der so was sagt, auch mithelfen würde, das Ziel zu erreichen“, meinte Tuchel hinsichtlich des nahenden Spiels – und verwandelte seine ernste Miene in ein breites Grinsen. Ein Spaß.

Und doch gähnte Emma vorsichtig, und Kim malte mit den Fingern die schönsten Bilder auf den Tisch. Das Eis war längst aufgegessen. Und der Trainer Tuchel alsbald fertig mit seinen Ausführungen.