Dortmund. Marco Reus und Julian Weigl sehen den BVB als Mitfavoriten, auch Trainer Tuchel erwartet seine Mannschaft weit vorne - spricht aber eine Warnung aus.
Julian Weigl blickt einmal hinüber zum Pressesprecher. Der 20-jährige Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund, der sonst auf und neben dem Platz routiniert wie ein 35-Jähriger auftritt, scheint sich noch einmal rückversichern zu wollen: Wie forsch soll man diese Frage beantworten nach den Zielen in der Europa League. "Mit dem Start hat man gesehen, was in der Mannschaft steckt und dass wir eine Chance haben, um den Titel mitzuspielen", sagt er dann. "Das sollte schon unser Ziel sein."
Neun Pflichtspielsiege in Folge haben vor dem Start in die Europa-League-Gruppenphase gegen den FK Krasnodar (Donnerstag, 19 Uhr/live in unserem Ticker) das Selbstbewusstsein in Dortmund wieder wachsen lassen, dass nach der doch reichlich verkorksten Vorsaison gehörig demoliert war. Marco Reus rief den BVB zuletzt zum Titelfavoriten in der Europa League aus und erklärte das Finale zum Ziel. "Marco liegt da nicht so falsch", sagt nun Weigl - er hat sich offenbar für die forsche Variante entschieden.
Scherze über Marco Reus
BVB-Trainer Thomas Tuchel kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er später auf Reus' Aussagen angesprochen wird. "Es wäre schön, wenn er dann auch mithelfen würde", sagt der Trainer in Anspielung auf die Verletzung seines Offensivspielers. "Anstatt hier einfach Ziele vorzugeben, die andere dann erfüllen müssen..." Auch Tuchel ist erkennbar gelöst angesichts des guten Saisonstarts und der Bedingungen, die er bislang in Dortmund vorgefunden hat.
Und doch: Den Auftritt gegen den russischen Erstligisten will er mit größter Seriosität angehen, nachdem seine Mannschaft zuletzt in den Playoffs gegen Odds BK aus Norwegen zwei wilde Spiele ablieferte, beim ersten Spiel 0:3, beim zweiten 0:1 in Rückstand geriet und noch mit 5:3 beziehungsweise 7:1 gewann. "Ich mag das Selbstvertrauen meiner Spieler", sagt Tuchel. "Ich weiß aber auch, dass sie den nötigen Respekt haben vor der Aufgabe morgen."
Tuchel warnt vor Konzentrationsverlust
Denn auch Tuchel zählt seine Mannschaft zwar zu den Favoriten, wiederholt noch einmal die schon häufig benutzte Formulierung vom "Herausforderer für die Spitze", der er mit dem BVB auch in diesem Wettbewerb sein will. Aber: "Es ist noch kein einziges Spiel gespielt. Zu weit nach vorne zu schauen, birgt nur die Gefahr die Konzentration zu verlieren."
Zumindest um die Einstellung von Julian Weigl muss sich der Trainer aber keine Gedanken machen: "Wir bereiten uns auf jeden Gegner gut vor, egal ob es Chemnitz war als Drittligist, Leverkusen nächste Woche oder Krasnodar jetzt", sagt der. "Wir wollen sie auf keinen Fall unterschätzen."