Ingolstadt. Sechs Pflichtspiele, sechs Siege - und jetzt auch noch Bundesliga-Spitzenreiter: Borussia Dortmund setzte sich beim FC Ingolstadt mit 4:0 durch.
Wie in Dortmund stehen die leidenschaftlichsten Fans auch in Ingolstadt hinter dem Tor auf der Südtribüne. Während man bei der Borussia nicht umsonst von der Gelben Wand spricht, ist der Stehplatzbereich im Sportpark des Aufsteigers FC Ingolstadt eher ein spärliches rotes Mäuerchen. Dieses sportlich einzureißen, kostete den BVB am zweiten Spieltag jedoch viel Mühe. Ihre turmhohe Chancenüberlegenheit münzte die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel erst nach der Pause in Tore um. Matthias Ginter (55.), Marco Reus per Foulelfmeter (60.), Shinji Kagawa (84.) und Pierre-Emerick Aubameyang (90.) trafen zum verdienten 4:0 (0:0)-Sieg und machten die Borussia damit erstmals seit dem 29. September 2013 zum Bundesliga-Spitzenreiter.
Matthias Ginter rückte beim BVB auf die rechte Abwehrseite
Tuchel hätte womöglich auf alle elf Spieler vertraut, die vor einer Woche Borussia Mönchengladbach beim 4:0 zerlegt hatten, wäre er nicht zu Veränderungen gezwungen gewesen. Für die verletzten Lukasz Piszczek und Sokratis rückten Matthias Ginter und erstmals in dieser Saison in einem Pflichtspiel Neven Subotic in die Startelf. Ginter fungierte erstmals in seiner Karriere von Beginn an als Rechtsverteidiger, da dies Gonzalo Castro am Donnerstag beim 4:3-Spektakel in Norwegen in der ersten Halbzeit nicht besonders gut gelungen war. “Er ist eher ein zentraler Mittelfeldspieler, dort wird er in dieser Saison auch seine Einsätze bekommen”, sagte Borussia-Sportdirektor Michael Zorc vor dem Spiel über Castro, der gegen Odds auf der von ihm ungeliebten Positionen keinen übereifrigen und glücklichen Eindruck hinterlassen hatte.
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Die Umstände, die im Europapokal zu einer eindrucksvollen Aufholjagd geführt hatten, wollte sich Tuchel diesmal ersparen: “Wir können uns ja nicht jedes Mal darauf verlassen, dass das glückt”, wollte der Dortmunder Trainer partout einen erneut frühen wie deutlichen Rückstand verhindern. In diese Gefahr geriet der BVB in den ersten 45 Minuten nicht. Einmal sah der Schweizer Keeper Roman Bürki den Österreicher Lukas Hinterseer, Ingolstadts 1:0-Siegtorschütze am ersten Spieltag gegen Mainz, auf sich zu rennen, konnte die Situation aber klären. “Wenn wir etwas holen wollen, müssen wir sehr viel richtig machen”, hatte FCI-Coach Ralph Hasenhüttl, der sieben Bundesliga-Debütanten aufbot, vorher betont.
Nichts verkehrt gemacht haben die Schanzer vor der Pause zumindest in der Defensive. Wobei die Bewertung der rustikalen Ingolstädter Abwehrarbeit anders ausgefallen wäre, hätten die Gäste nicht einen außerordentlichen Chancenwucher betrieben: Dreimal knackte die Borussia über links und auf die gleiche Weise die FCI-Abwehr, Leidtragender war jedes Mal der überforderte Tobias Levels. Doch Marco Reus (6.) und Pierre-Emerick Aubameyang (15./22.) setzten das Zuspiel von der Grundlinie zurück auf sie im Rückraum rechts neben das Tor. Aubameyang rutschte zudem am Querball Ilkay Gündogans nach dessen sehenswertem Solo vorbei (17.). Eingreifen musste Ingolstadts Keeper Orjan Nyland gegen den Gabuner allerdings sehr wohl in der 21. Minute.
Reus, Kagawa und Aubameyang erhöhten auf 4:0 für den BVB
Hatten die Dortmunder zunächst keine Probleme, Ingolstadts heranstürzende erste Welle auszuspielen, wurden die Gastgeber nach der Pause temporär aggressiver und gefährlicher. So musste sich Bürki schon strecken, um Moritz Hartmanns Schuss zu parieren (49.). Der BVB tat sich bei Befreiungsaktionen nun schwerer, hatte aber das Glück, dass Henrikh Mkhitaryan in der ersten Halbzeit nach zwei dummen Aktionen (Foul und Hand) nicht schon vorzeitig duschen gehen musste. Der Armenier steckte in der 55. Minute den Ball auf den aufgerückten Rechtsverteidiger Ginter durch, der noch einen Schlenker machte und dann überlegt ins lange Eck zur Führung traf. Nur wenig später dann schon die Entscheidung: Hartmann foulte Schmelzer im Strafraum und Reus verwandelte vom Punkt aus zum 2:0 (60.).
Fehlte nur noch ein weiterer Treffer, um Tabellenführer dieser noch jungen Saison zu werden. Binnen 120 Sekunden vergaben zunächst Aubameyang, Reus und Hummels eine Viertelstunde vor dem Ende das 3:0. Dies holte dann kurz vor dem Schluss Shinji Kagawa nach. Aubameyang legte in der Nachspielzeit gar das 4:0 nach - und der BVB grüßt von der Tabellenspitze.
So spielten der FC Ingolstadt und Borussia Dortmund
Ingolstadt: Nyland - Levels, Bregerie, Hübner (46. Matip), Engel (74. Suttner) - Roger - Groß, Morales - Hinterseer - Hartmann (61. Lex), Leckie. Trainer: Hasenhüttl
BVB: Bürki - Ginter, Subotic, Hummels, Schmelzer - Weigl - Reus (80. Ramos), Kagawa (86. Castro), Gündogan, Mkhitaryan (73. Hofmann) - Aubameyang. Trainer: Tuchel
BVB gewinnt 4:0
Schiedsrichter: Dingert (Lebecksmühle)
Tor: 0:1 Ginter (55.), 0:2 Reus (61., Foulelfmeter), 0:3 Kagawa (83.), 0:4 Aubameyang (90.).