Bad Ragaz. . Der BVB ist im Trainingslager in Bad Ragaz angekommen. Während sich alle auf die Saison vorbereiten, muss Nuri Sahin mal wieder ins Aufbautraining.

Es gibt ja diesen hübschen Film: „Männer, die auf Ziegen starren“. George Clooney spielt darin mit. In Bad Ragaz stehen Kunst-Schafe auf der Wiese. Unweit der einzigen großen Dorfstraße sind sie in diesen Tagen Teil einer riesigen Ausstellung. 160 Skulpturen finden sich in Parks und Hotelanlagen. Das Thema der Ausstellung ist blau.

Das ist ein bisschen lustig, wenn man weiß, dass am Sonntag eine Reisegruppe ankam, die Schwarz-Gelbes im Schilde führt und blau die Farbe des Rivalen aus Schalke ist. Die Fußballer von Borussia Dortmund sind Männer, die auf blaue Schafe starren.

Schmelzers Abgang ist beim BVB kein Thema

Eine neue Woche, ein neues Transfergerücht: Objekt der Begierde soll diesmal Marcel Schmelzer sein. Laut der „Gazzetta dello Sport“ hat der italienische Erstligist AS Rom reges Interesse an dem 27 Jahre alten Außenverteidiger von Borussia Dortmund. Ein Transfer erscheint diesmal anders als im Fall von Ciro Immobile allerdings eher unwahrscheinlich.

Der Grund liegt auf der Hand: Der BVB hat in Person von Schmelzer sowie Erik Durm und Lukasz Piszczek nominell nur drei Außenverteidiger, auch wenn Kevin Großkreutz und das 19 Jahre alte Talent Jeremy Dudziak auf dieser Position spielen können.

Schwankende Form und Verletzungsanfälligkeit beim Stamm-Trio lassen jedoch kaum einen Verkauf zu. Laut der „Gazzetta“ bietet die Roma sieben Millionen Euro Ablöse für den früheren Nationalspieler, der in Dortmund auch noch einen bis 2017 gültigen Vertrag hat.

Sie haben für sieben Tage ihr Trainingslager-Quartier bezogen im luxuriösen Wellness-Ressort Quellenhof, wo der Garten weitläufig und die Sofas wolkenweich sind. Eines der Betten ist auch für einen jungen Mann namens Nuri Sahin reserviert. Er ist mit dabei in der Schweiz, allerdings auf andere Weise, als er sich das wünschen würde.

BVB-Profi Sahin verletzte sich im Revierderby

Am Nachmittag bat der neue Trainer Thomas Tuchel zur ersten Übungseinheit. Und während die Kollegen aufliefen auf den liebevoll hergerichteten Rasenplatz – hinter dem die Berge in Wolken ragen, aus denen es warm regnete – blieb Sahin in einem kleinen Holzverschlag zurück. Er absolviert sein Aufbauprogramm in Bad Ragaz, weil die Mediziner und Physiotherapeuten vor Ort sind. An Mannschaftstraining ist noch nicht zu denken bei dem Strategen aus dem Sauerland. Er ist außer Gefecht gesetzt. Noch immer. Mal wieder.

Im Februar beim Bundesligaspiel gegen den FC Schalke 04 verletzte sich der Mittelfeldmann. Seitdem hat er keine Partie mehr für den BVB gemacht. Die aktuelle Diagnose lautet: Sehnenansatzreizung im Adduktorenbereich. Die Folge ist: Leistenschmerzen. Leistenschmerzen, die nicht enden wollen.

Allen Behandlungen zum Trotz besserte sich sein Gesamtzustand in den vergangenen Monaten nicht signifikant. Seine Rückkehr in den Kader ist nicht absehbar. Jetzt muss Sahin von Woche zu Woche schauen. Die jüngere Vergangenheit hat ihn gelehrt, dass diese tückische Verletzung immer wieder einen unerwünschten Verlauf nehmen kann.

Für den Deutsch-Türken ist dieser neuerliche Rückschlag durchaus belastend. Immer wieder in den vergangenen Jahren musste er pausieren: Außenbanddehnung, Außenbandriss, die Leiste, das Knie, das schon damals schmerzte, als er den BVB nach der ersten Meister-Saison unter Trainer Jürgen Klopp Richtung Real Madrid verließ und dort erstmal auch ausfiel.

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Fast die gesamte Hinrunde der vergangenen Saison hatte er verpasst, im Trainingslager in La Manga im Januar kämpfte er sich heran, dann kam das Schalke-Spiel. Die Vorbereitung auf die neue Saison findet größtenteils ohne den 26-Jährigen statt. Das macht die Sache für den Moment nicht einfacher, weil sich das Personal im BVB-Mittelfeld so dicht drängt wie die Menschen in einer Tokioter U-Bahn.

Gonzalo Castro kam für viel Geld zum BVB

Ilkay Gündogan wollte den Verein eigentlich verlassen, nun ist er nach wie vor Borusse und spielt in den Planungen von Tuchel eine zentrale Rolle. Gonzalo Castro wurde in diesem Sommer für viel Geld verpflichtet. Zudem kommen für die Position Männer wie Sven Bender, Julian Weigl und Oliver Kirch in Frage. Oder vielleicht sogar noch der eine oder andere, den Tuchel noch auf der Rechnung hat.

Fest steht: Sie alle können sich einen Vorsprung erarbeiten vor Sahin, der nicht mehr überall im Fanlager die Reputation genießt wie einst, als er den BVB zu seinen Siegen dirigierte. Aber schwere Zeiten kennt der junge Familienvater. Er hat sie in Dortmund erlebt, als er vom jüngsten Bundesligaspieler und Wunderknaben zum Reservisten wurde. Dass seine große Zeit kommen würde, daran glaubte er unumstößlich. Und sie kam. Vielleicht ist es dieses Mal ganz ähnlich. Auch wenn er jetzt gerade in eine etwas ungewisse Zukunft starrt – und auf blaue Schafe.