Dortmund. Passt der neue Trainer Thomas Tuchel menschlich zum BVB? Mit seinem ersten Auftritt hat er zumindest viele Argumente gesammelt. Ein Kommentar.
Das erste Aufeinandertreffen zwischen Borussia Dortmund und Thomas Tuchel verlief wenig erfreulich: Im Sommer 2009 traf die U 19 von Borussia Dortmund im Finale um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft auf Mainz 05, damals trainiert von eben jenem Tuchel. Die BVB-Talente galten individuell als deutlich stärker. "Aber wir hatten nie eine Chance in diesem Spiel", erinnert sich Sportdirektor Michael Zorc, der damals dabei war.
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Auch deswegen hat er Tuchel nun nach Dortmund geholt: Weil er ihm zutraut, auch die BVB-Mannschaft besser zu machen als die Summe ihrer Einzelteile. An Tuchels fachlicher Qualifikation dafür zweifelt in Deutschland kaum jemand - und mit seinem ersten Auftritt in Schwarz-Gelb hat der 41-Jährige gezeigt, dass es auch ansonsten passen könnte zwischen ihm und dem BVB.
Thomas Tuchel beim BVB zwischen Demut und Aufbruchstimmung
Tuchel fand bei seiner Vorstellung kluge Worte und legte einen sympathischen Auftritt hin. Er traf exakt die richtige Mischung aus Demut vor der neuen Aufgabe beim großen BVB einerseits und dem nötigen Selbstvertrauen andererseits, vermittelte Aufbruchstimmung, ohne das Vergangene schlechtzureden. Ausdrücklich und ausgiebig zollte er seinem Vorgänger Jürgen Klopp Respekt: Dieser habe eine Basis auf hohem Niveau gelegt - auf der man nun aber aufbauen wolle. Der neue Mann würdigte das bisherige System, die spielerische Identität des BVB, deutete aber auch an, wo er Verbesserungspotenzial sieht - und das so geschickt, dass ihm das niemand als Kritik am übergroßen Vorgänger auslegen konnte.
Er pries den BVB-Kader ebenso wie die Ruhe und Professionalität der Vereinsführung - und klang geradezu begeistert, als er über die Tradition und den Anhang von Borussia Dortmund sprach. Glaubhaft vermittelte er eine große Neugier und große Vorfreude auf die neue Aufgabe in neuer Umgebung.
Tuchel zerstreut bei BVB-Auftritt viele Zweifel
Tuchels erster Auftritt als BVB-Trainer zeigte einen Mann, der hochmotiviert ist und wohl auch motivieren kann, der klar und strukturiert denkt und redet und der ganz offensichtlich eine Menge von Fußball versteht. Wie sehr er wirklich zum BVB passt, wird erst die tägliche Arbeit zeigen - mit seinem ersten Auftritt aber hat er viele Zweifel zerstreut und zahlreiche Argumente gesammelt.