Dortmund. Der neue BVB-Trainer Thomas Tuchel ist voll des Lobes über seine zukünftige Mannschaft - und will mit ihr attraktiven Fußball spielen lassen.

Thomas Tuchel gilt als blitzgescheiter Mann und deswegen weiß der neue Trainer von Borussia Dortmund auch genau, was man an seiner neuen Wirkungsstätte von ihm hören will: "Natürlich steht Dortmund für einen sehr aktiven Fußball, für Angriffsfußball", sagt der 41-Jährige. "Und damit fühle ich mich sehr wohl." Nun kann man sich nicht erinnern, dass ein Trainer jemals angekündigt hätte, er werde mit destruktivem Defensivspiel begeistern - aber Tuchel kann durchaus auf die eigene Vergangenheit verweisen, um die eigenen Ansprüche zu untermauern. Bei Mainz 05, vor allem zu Beginn seiner Amtszeit krasser Außenseiter, etablierte er zwar ein System, was vor allem auf wilden Balljagden und Umschaltspiel basierte - wo allerdings auch Ballbesitzpassagen durchaus geschätzt und mit den Jahren auch häufiger wurden.

Zorc ist voll des Lobes für Tuchel

Genau das ist es ja, was man sich in Dortmund von dem neuen Mann erhofft: Dass er das in den vergangenen Jahren so erfolgreiche, aber zuletzt etwas zu eindimensionale BVB-Spiel mit neuen Facetten anreichert, dass er zu dem Pressing und Gegenpressing ein kreatives Ballbesitzspiel stellt. "Seine Mannschaften haben sich immer durch eine hohe taktische Flexibilität ausgezeichnet", gibt sich Sportdirektor Michael Zorc zuversichtlich. "Er ist in der Lage, sowohl Spieler als auch Mannschaften über einen längeren Zeitraum weiterzuentwickeln."

In Dortmund geht es mehr um eine Evolution als eine Revolution, nicht darum, einen neuen Spielstil zu erfinden. "Wir wollen agieren wenn wir den Ball haben, wir wollen dominant spielen", kündigt Tuchel an. "Und wir wollen auf jeden Fall agieren, wenn wir nicht den Ball haben. Wir wollen ihn möglichst schnell wieder zurückerobern." Das klingt zunächst sehr ähnlich wie das BVB-Spiel unter Klopp, doch in einigen Sätzen des Nachfolgers sind durchaus Absetzbewegungen zu erkennen. "Ich habe eine große Wertschätzung für das Spiel gegen den Ball, natürlich", sagt er. Doch habe er schon in Mainz gelernt, "Ballbesitzpassagen zu wertschätzen. Und sei es nur als Erholung für eine wilde Balljagd danach wieder."

"Ballbesitz kann sehr zielstrebig sein"

Nun allerdings bringen seine Spieler deutlich mehr Qualität mit. "Deswegen hoffe ich, dass wir dominant spielen, dass man das auch nicht mehr vermeiden kann", so Tuchel. Ballzirkulationen nach Art von Bayern oder Barcelona sind allerdings eher nicht zu erwarten. "Ballbesitz kann sehr zielstrebig sein", erklärt Tuchel. "Der Ballbesitz in Dortmund wird immer darauf ausgerichtet sein, schnell vors Tor zu kommen."

Die entsprechenden Spieler dazu habe man bereits im Kader. "Die Mannschaft ist total ausgewogen zusammengesetzt", lobt der neue Mann. "Sie hat ein tolles Durchschnittsalter und die Jungs haben Unglaubliches abgeliefert in den vergangenen Jahren." Er bringe zumindest keinen Forderungskatalog an neuen Spielern mit - zumal es ohnehin schwierig sei, die einzelnen Akteure von außen einzuschätzen. "Es ist gar nicht möglich, egal wieviele Spiele oder Videos ich schaue, mir ein verlässliches Bild zu schaffen", meint er. Natürlich spreche man über Personalien. Aber: "Es gibt keinen Grund, dass ich am Schreibtisch und am Videogerät urteile, wer rausmuss und durch einen Neuzugang ersetzt werden muss."