Dortmund. Ilkay Gündogan wird den Vertrag beim BVB nicht verlängern - und viele Fans werfen ihm nun Undankbarkeit vor. Doch das ist Quatsch. Ein Kommentar.

Es sind gerade einmal zwei dürre Sätze, mit der das Ende einer bislang dreijährigen Zusammenarbeit verkündet wird. "Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund und Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan werden nicht über den 30. Juni 2016 hinaus zusammenarbeiten", heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des BVB. "Gündogan hat sich entschieden, seinen bis zu diesem Zeitpunkt gültigen Vertrag beim achtmaligen Deutschen Meister nicht zu verlängern."

Es ist nicht eben echte Liebe, die aus diesen Worten spricht, es ist vielmehr echte Enttäuschung. Beim BVB ist man verärgert darüber, dass Gündogan den Verein lange hingehalten hat mit einer Entscheidung und macht sich nun keine wirkliche Mühe, diese Verärgerung zu verbergen.

Verärgerung lässt sich auch aus vielen Sätzen in den sozialen Netzwerken herauslesen. Gündogan verhalte sich undankbar gegenüber dem BVB, heißt es in diversen Tweets und Postings. Schließlich habe der Verein auch in schweren Zeiten treu zum heute 24-Jährigen gestanden, habe den Vertrag um ein Jahr verlängert, als der Mittelfeldspieler sich mit einer langwierigen Rückenverletzung plagte und zwischenzeitlich gar um die Fortsetzung seiner Karriere bangen musste. Und nun zeige ebendieser Gündogan dem BVB die kalte Schulter.

Der Verein profitiert - dank Gündogan

Doch dieser Vorwurf ist Quatsch; selbstverständlich hat Ilkay Gündogan jedes Recht der Welt, einen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Denn dass sich der BVB vor einem Jahr aus reiner Fürsorge für einen verletzten Spieler zur Vertragsverlängerung bis 2016 durchgerungen habe, wird doch hoffentlich niemand glauben. Stellen wir uns doch einfach mal vor, es hätte diese Entscheidung nicht gegeben - dann könnte Ilkay Gündogan schon in diesem Sommer ablösefrei den Verein wechseln. So aber hat der BVB nicht nur bei der Wahl des zukünftigen Arbeitgebers ein Wörtchen mitzureden, sondern auch die Chance, eine stattliche Ablösesumme zu kassieren - auch der Verein profitiert also.

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Und sein Risiko war im April 2014 überschaubar, auch für den Fall, dass Gündogan - anders als inzwischen geschehen - nicht wieder fit geworden wäre: Denn auch bei Profifußballern muss der Arbeitgeber das Gehalt im Krankheitsfall nur für sechs Wochen fortzahlen, danach springt die Berufsgenossenschaft ein. Ein verletzter Gündogan hätte den BVB also trotz eines neuen Vertrags nichts gekostet - für einen gesunden Spieler gibt es nun die Chance auf eine Ablösesumme. Mit Wohltätigkeit hatte die Entscheidung vor einem Jahr also wenig zu tun.