Dortmund. . Wenn der BVB gegen die Tabellenletzten Stuttgarter gewinnt, gerät der als Feuerwehrmann geholte Trainer Stevens in Stuttgart schon unter Druck.

Jürgen Klopp überlässt vor dem Bundesligaspiel am Freitag beim VfB Stuttgart nichts dem Zufall. In den vergangenen Tagen hat der Trainer von Borussia Dortmund seine Spieler auf einem ramponierten Platz die Übungen ausführen lassen. Ganz bewusst.

„Der Rasen in Stuttgart ist sehr schlecht“, sagte Klopp. „Deswegen haben wir uns speziell darauf vorbereitet. Das ist richtiger Abstiegskampf. Man muss auch auf die Platzverhältnisse eingestellt sein und darf sich davon nicht überraschen lassen.“ In Stuttgart treffen die Dortmunder auf den Tabellenletzten. Nach zwei Siegen in Serie könnte sich der BVB mit einem weiteren Erfolg ein wenig Luft im Kampf um den Klassenerhalt verschaffen. „Das wird kein Kindergeburtstags-Auftritt für uns“, sagte Klopp. „Die Stuttgarter werden mit allem, was ihnen zur Verfügung steht, um die Punkte kämpfen.“

Nachwuchstrainer auf Chefsessel

Jürgen Klopp will nichts vom Abstand zu den Europa League- oder gar den Champions-League-Plätzen hören. „Ich schaue nur nach dem Abstand auf die unteren Plätze“, stellte er klar. Vier Punkte hat der BVB mehr auf dem Konto als das Schlusslicht aus dem Schwaben-Land. Die beiden Klubs haben auf den Abstiegskampf unterschiedlich reagiert. Während in Dortmund Klopp weder bei Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke noch bei Sportdirektor Michael Zorc trotz der schwachen Auftritte und trotz des schlechten Tabellenstandes je zur Disposition stand, wechselten die Stuttgarter den Trainer. Allerdings nicht ganz freiwillig, da sich Armin Veh nicht mehr in der Lage sah, seiner Mannschaft die nötigen Impulse zu geben.

Der VfB löste das personelle Problem bereits einen Tag nach dem Rücktritt von Veh. Da die Stuttgarter vor einem Jahr gute Erfahrungen mit einem Feuerwehrmann machten, engagierten sie prompt Huub Stevens ein zweites Mal, um den Brand zu löschen. Stevens hatte im März 2014 den abstiegsbedrohten VfB übernommen und zum Klassenerhalt geführt.

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Stevens ist im Moment der letzte Feuerwehrmann der Liga. Die Zeiten, in denen die Bundesliga-Klubs den Klassenerhalt mit Experten für Extremfälle schaffen wollen, scheinen vorbei zu sein. Früher gab es Spezialisten wie Hans Meyer, Peter Neururer oder Horst Franz. Als der verstorbene Jörg Berger 1999 Eintracht Frankfurt in scheinbar aussichtsloser Lage doch noch in der Liga hielt, sagte sein Stürmer Jan-Aage Fjörtöft: „Berger hätte auch die Titanic gerettet.“

Heute setzen die abstiegsbedrohten Klubs vermehrt auf eine Trainer-Lösung aus dem eigenen Lager. In dieser Saison wurden bereits Joe Zinnbauer beim Hamburger SV, Viktor Skripnik bei Werder Bremen, Pal Dardai bei Hertha BSC Berlin und in dieser Woche Martin Schmidt bei Mainz 05 auf den Chefsessel befördert, nachdem sie sich zuvor in den Nachwuchsteams der Klubs empfohlen hatten.

Beim VfB Stuttgart stand diese Art der Nachfolgeregelung nicht zur Debatte. Erstens traute man Stevens einen zweiten erfolgreichen Lösch-Einsatz zu, zweitens hatten die Schwaben mit Thomas Schneider keine positiven Erfahrungen mit der Beförderung eines Nachwuchstrainers gemacht. Der heutige Assistent von Bundestrainer Joachim Löw hatte im August 2013 Bruno Labbadia abgelöst, musste jedoch bereits im März 2014 nach einer Negativserie Platz für Huub Stevens machen.

„Ich bin kein Til Schweiger“

Doch diesmal wird es für Stevens noch schwieriger, die Stuttgarter ein zweites Mal zu retten. Und nach dem 1:2 am vergangenen Wochenende gegen Hoffenheim schien auch der Holländer selbst der Verzweiflung nahe. Am Donnerstag hatte er sich wieder gefangen. „Ich versuche immer, ehrlich zu sein. Auch für mein Herz versuche ich, Ehrlichkeit zu zeigen“, sagte Stevens. „Dass das manchmal anders rüberkommt bei einigen, ist schade. Ich bin kein Schauspieler, ich bin kein Til Schweiger.“

Sollte Stevens das Heimspiel am Freitag gegen Dortmund verlieren, könnte sein Feuerwehr-Einsatz in Stuttgart dem Ende zugehen. Die Zeiten, dass Niederlagen gegen den BVB die Trainer nicht in Gefahr bringen, sind vorbei. Frag nach bei Kasper Hjulmand. Der musste nach dem 2:4 der Mainzer gegen Dortmund seine Sachen packen.