Dortmund. . Aubameyang? Immobile? Ramos? Alle BVB-Angreifer können auf einen Einsatz gegen Augsburg hoffen – weil keiner das Lewandowski-Vertrauen genießt.
So oft wie Jürgen Klopp diesen Moment auch in der Vergangenheit schon beschrieben hat, muss es ihn tatsächlich geben. Diesen Moment, der von großer Bedeutung ist, der vielleicht aber vorübergeht, ohne dass ihn seine Spieler bemerken. Es ist der Augenblick, der für den Trainer von Borussia Dortmund darüber entscheiden kann, wer für einen Einsatz in der Startelf infrage kommt. „Das in die Augen schauen kommt wie immer dazu“, sagt Klopp vor dem Duell mit dem FC Augsburg am Mittwoch (20 Uhr, bei uns im Live-Ticker) über die Parameter, nach denen er das Personal manchmal wählt. Genauer in diesem Fall: sein Personal für den Sturm.
Zimperlich dürfen seine Männer in diesen Tagen nicht sein. Klopp hat beim ersten Spiel in Leverkusen (0:0) einen zarten Aufwärtstrend festgestellt, der sich hauptsächlich in der Bereitschaft manifestierte, auf ästhetische Komponenten des Spiels zugunsten defensiver Stabilität zu verzichten. Das hat nicht jedem Zuschauer gefallen. Das wiederum gefällt Klopp nicht. „Wir sind der einzige Abstiegskandidat, der sich offensichtlich dafür rechtfertigen muss, wie er seine Punkte holt“, zischt Klopp. Er argumentiert, dass erst die kleinen Dinge funktionieren müssen, ehe das Selbstvertrauen für Großes bereit steht. Den Zuschauern rät er daher vor dem zweiten Spiel des Jahres, „Lust auf Kampf“ mitzubringen.
BVB verzichtet auf schönes Spiel
Und doch wird es ein anderes Spiel werden gegen diese überraschend guten Augsburger. Gerade in der Chancenproduktion wären weitere spielerische Mittel wünschenswert. Und natürlich braucht es Abnehmer vorn in der Spitze, die in Leverkusen Ciro Immobile bildete. Doch noch immer ist der Italiener nicht richtig angekommen in Dortmund, in Klopps System. Die Vorbereitung auf die Rückrunde sollte ihn zum selbstverständlichen Teil des Spiels machen. „In den Trainingseinheiten hat er einen super Eindruck gemacht, in den Testspielen ist ihm das nicht gleichermaßen gelungen“, sagt Klopp über den 20-Millionen-Mann.
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Im Trainingslager in Spanien hatte Klopp Immobile aus dem Team-Betrieb genommen und ihn halbhoch anspielen lassen. Sein Gegner in der Situation: Dolmetscher Massimo Mariotti. Aufgabe: Ball annehmen, abschirmen, aufs Tor jagen. Das sah ein bisschen aus, als wollte man ihm das beibringen, was Robert Lewandowski so fantastisch für seine Mannschaft geleistet hatte, als er noch da war: Tiefe schaffen, Bälle gekonnt verarbeiten, Zeit zum Nachrücken für die Kollegen schinden. Aber das ist nicht Immobiles Spiel.
Klopp bezeichnete ihn am Tag seiner Unterschrift als Krieger. Er kann sich einsetzen, will sich einsetzen. Und er kann eiskalt zuschlagen. Aber Krieger sind keine Künstler. Häufig wirkt er noch fehl am Platz, läuft falsch, dort nicht genug, dort zu viel. In Leverkusen musste er die langen Bälle gegen zwei oder drei Gegenspieler verteidigen. „Kein Kindergeburtstag“, sagt Klopp und ringt sich zu einem „das war okay“ durch.
Munteres Wechselspielchen
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Klingt nicht, als würde Immobile erneut das Mandat zur Attacke erhalten, zumal Pierre-Emerick Aubameyang nun eine Woche zurück vom Afrika-Cup ist und sich in „sehr ordentlicher Verfassung“ befindet, wie Klopp sagt. Und da ist ja auch noch Adrian Ramos, der wieder genesen ist von seiner Verletzung. So wird es wohl weiterhin ein munteres Wechselspielchen im Sturm geben, auch wenn es mittelfristig vielleicht helfen könnte, dem einen oder dem anderen über einen längeren Zeitraum das Vertrauen zu schenken. „Jeder Spieler wünscht sich das. Aber da steckt eben auch drin, dass man auch drei, vier Mal schlecht spielen kann, damit es beim fünften Mal klappt. Diese Zeit haben wir leider nicht. Wer den besten Eindruck macht, spielt“, sagt Klopp. Dann geht er. Vermutlich, um seinen Spielern in die Augen zu schauen.