Dortmund. . BVB-Star Reus fährt seit Jahren Auto, hat aber nie den Führerschein gemacht. Er soll sogar mit einem gefälschten Führerschein unterwegs gewesen sein.
Jürgen Klopp, den als Trainer von Borussia Dortmund weiß Gott andere Sorgen plagen, punktete Donnerstag Mittag immerhin mit der originellsten Erklärung für den führerscheinlosen Autofahrer Marco Reus. Dass es womöglich ab einem bestimmten Zeitpunkt schwer gewesen wäre, als Fußballstar in die Fahrschule zu gehen, findet er „nachvollziehbar“. Klopp war aber klug genug, daraus kein Verteidigungsplädoyer für seinen Kicker zu stricken. Der fährt unerlaubt seit fünf Jahren sündhaft teure Karossen, ist mit seinem Aston Martin nun aufgeflogen und hat dabei laut WDR sogar einen falschen Führerschein präsentiert. „Er ist erwischt worden – gut so“, sagte Klopp und fügte hinzu: „Er kriegt dafür eine außergewöhnlich hohe Strafe. Das ist in Ordnung.“
Knapp an derVorstrafe vorbei
Die Strafe allerdings ist nicht „außergewöhnlich hoch“, sondern juristischer Standard. Der 25-Jährige hat zwar mit 540 000 Euro einen rekordverdächtigen Strafbefehl kassiert. Aber der besteht für jeden Betroffenen aus Tagessätzen, die sich am Nettoeinkommen orientieren. 90 Sätze „wegen vorsätzlichen Fahrens ohne Fahrerlaubnis in sechs Fällen“ waren es bei Reus, wie Oberstaatsanwältin Barbara Vogelsang am Donnerstag bestätigte. Marco Reus schrammte damit knappstmöglich an einer Vorstrafe vorbei: Die hat man mit 91 Sätzen.
Die Dortmunder Staatsanwaltschaft ging in der Berechnung davon aus, dass ihm 6000 Euro netto am Tag zur Verfügung stehen. Das wären rund 2,2 Millionen im Jahr.
Im März hatte die Dortmunder Polizei Reus in der Innenstadt gestoppt und kontrolliert, als er gerade vom Trainingsgelände kam. Der WDR berichtet, er habe dabei zunächst einen gefälschten holländischen Führerschein vorgezeigt. Das gehe aus dem Strafbefehl hervor, der dem Sender vorliege.
Der WDR zitiert aus dem Strafbefehl: „Im Jahr 2009 verschafften Sie sich über eine unbekannt gebliebene Kontaktperson einen niederländischen Führerschein, bei dem Ihnen bekannt war, dass Sie durch diesen keine Berechtigung erhalten, in Deutschland Kraftfahrzeuge zu führen. Bei diesem handelt es sich um eine Fälschung.“
Wie ein Justizsprecher gegenüber der Bild-Zeitung bestätigte, wurde gegen Reus auch wegen Urkundenfälschung ermittelt. Er hatte demnach am 18. März einen ungültigen Führerschein vorgezeigt. Das Ermittlungsverfahren sei eingestellt worden, weil ihm wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis bereits eine höhere Strafe drohte.
Das wollten weder Polizeisprecher Kim Freigang noch die Oberstaatsanwältin kommentieren. Das Verfahren sei abgeschlossen, betonte Barbara Vogelsang, zu den Details gebe es „nichts mehr zu sagen“.
Meist auf der Autobahn geblitzt
Die Polizei schrieb damals eine Anzeige, und bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft stellte sich heraus, dass Reus zwischen September 2011 und März 2014 fünfmal geblitzt worden war, weil er zu schnell unterwegs war. Meist auf der Autobahn. Reus bezahlte seine Knöllchen brav und fiel nicht auf. Die Polizei stellt einem Halter Bußgeldbescheide zu, ohne zu überprüfen, ob er einen Führerschein besitzt. Frank Bußmann, Sprecher der Stadt Dortmund, verwies darauf, dass es auch zwischen Ordnungsamt und Zulassungsstelle „keinen Abgleich gibt“.
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Reus selbst, dem sein Trainer gestern in der ihm eigenen Sprache „maximale Einsicht“ bescheinigte, hatte sich in der „Bild“ reumütig geäußert. „Ich war in dieser Situation viel zu naiv, das war eine Dummheit. Ich habe meine Lehren daraus gezogen.“ Mit 18 hatte er sich zwar in der Fahrschule angemeldet, aber nur ein paar Stunden genommen und keine Prüfung absolviert. „Das sind ausgesprochene Einzelfälle“, kommentierte Friedel Thiele vom Westfälischen Fahrlehrerverband.
„Ich habe mich damals leider entschieden, diesen Weg zu gehen“, sagte Reus der „Bild“. Die Gründe könne er heute selbst nicht mehr nachvollziehen. Seinen Führerschein wird er nun machen. Wie Dortmunds Oberstaatsanwältin bestätigte, gibt es keine Sperre.
Und der Verein hat ihm natürlich schon verziehen. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke sicherte Reus die „komplette Solidarität“ des Bundesligisten zu: „Wir stehen zu Marco wie eine Eins.“