Dortmund. . Borussia Dortmund steht gegen Wolfsburg unter Druck. Jürgen Klopp fordert zwei Siege bis Weihnachten. Die Entscheidung über Neuzugänge ist noch offen.

Vor einem Jahr, oder gar zwei oder drei, wäre jeder für völlig verrückt erklärt worden, wenn er die aktuelle Lage des Ballspielvereins Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga prognostiziert hätte. Der Deutsche Meister von 2011 und 2012, der Vize-Meister von 2013 und 2014, der Champions-League-Finalist von 2013 steht nach 15 Spieltagen auf dem Relegationsplatz 16. Woche für Woche haben sich Experten, Fans und wahrscheinlich auch die Spieler selbst gesagt, die Niederlagen seien unglückliche Ausrutscher. Aber die Illusionen sind längst verflogen – und inzwischen spielt die Borussia auch so schlecht wie ein Tabellen-Sechzehnter.

Klopp will keinen Sammer

Zwei Gelegenheiten, diese peinliche Liga-Bilanz wenigstens um Nuancen aufzuhübschen, haben die Borussen noch: Am Mittwoch um 20 Uhr im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg und am Samstag bei Werder Bremen. Trainer Jürgen Klopp fordert zwei Siege: „Wir wollen das maximal Mögliche herausholen. Diese Woche muss ein Geschenk für diesen großartigen Verein und seine tollen Fans werden.“

Ähnliche Erwartungen an seine Spieler hatte Klopp zuletzt schon mehrfach geäußert. Auch vor den erschreckend schwachen Auftritten in Frankfurt und Berlin. Wenn ein Team auf dem Rasen weit hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt, stellt sich zwangsläufig die Frage, ob die Diskrepanz zwischen Potenzial und Ertrag auch eine Frage des Kopfes ist. Und so meldeten sich in den vergangenen Tagen beim BVB diverse Psychologen und Mentaltrainer, die die Blockade der Borussen lösen wollen.

„Wir haben selbst unseren Psychologen Heiner Langenkamp“, sagt Klopp. „Er ist ein erfahrener Mann, der viel mit unseren Spielern in Eins-zu-Eins-Situationen arbeitet.“ In die Schar der schlauen Ratgeber reihte sich auch Lothar Matthäus ein. Der Rekordnationalspieler ist der Meinung, dass Klopp ein Mann vom Schlag eines Matthias Sammer fehle. Aber Klopp will keinen Sammer, keinen Mahner. „Michael Zorc und Aki Watzke tun alles, um uns zu helfen“, erklärte Klopp. „Aber immerhin zeigt die Zahl der Ratschläge, dass man sich noch mit uns beschäftigt.“

Der BVB-Trainer betonte, dass weder Geschäftsführer Watzke noch Sportdirektor Zorc irgendeine Form von Schuld an der Misere treffe. „Ich weiß um meine Verantwortung“, sagte Klopp. „Es liegt nicht an der Einstellung.“ Und dann schweifte der Trainer ins Nebulöse ab: „Ich kenne unser Problem, kann es aber nicht aus dem Stand lösen.“

"Quantität heißt nicht automatisch mehr Qualität"

Es werde sich nicht alles von allein regeln lassen durch die Winterpause. Alles stehe auf dem Prüfstand, gab Klopp zu. Natürlich verspricht sich der BVB eine Steigerung, wenn demnächst wieder Marco Reus und Sokratis in das Aufgebot rücken. Möglich wäre es auch für den BVB, auf dem Transfermarkt noch einmal zuzuschlagen. „Ich schreie nicht nach Neuverpflichtungen“, stellte Klopp klar. „Quantität heißt nicht automatisch mehr Qualität. Die Jungs müssen auch spielen und ihre Qualitäten entwickeln können. Unsere Anzahl an Spielern ist mehr als ausreichend. Dass wir ständig nachdenken, ob eine Veränderung Sinn macht, davon dürfen alle ausgehen. Aber einfach zusätzliche Spieler zu holen, das ist nicht nötig.“ Die Stürmer Stephan El Shaarawy (AC Mailand) und Paulo Dybala (US Palermo) sind angeblich als mögliche Verstärkungen im Gespräch.

Zumindest gegen Wolfsburg muss es ohne neue Stürmer und ohne Reus gehen. Die Wolfsburger haben sich dort eingerichtet, wo in den vergangenen beiden Jahren der BVB logierte: Platz zwei. 16 Punkte voraus. Aus Dortmund nur per Fernglas zu erkennen.