Essen. . Volland, ter Stegen und Bittencourt befinden sich auf den Spuren von Neuer, Boateng, Özil und Höwedes, die 2009 Junioren-Europameister wurden. Die neue U-21-Nationalmannschaft hat die EM-Qualifikation geschafft – mit einem Trainer, der sich zu einer Instanz der Fußballklassik entwickelt hat.
Ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht von Horst Hrubesch, als jemand erwähnte, dass der Dienstag kein guter Tag für den französischen, holländischen und den spanischen Fußball gewesen ist. Die U-21-Nationalmannschaften dieser beiden für ihre Nachwuchsarbeit bewunderten Länder sind in der EM-Qualifikation gescheitert, während Deutschland sich so locker zur Endrunde spielte wie seit Jahrzehnten nicht.
Der fast makellosen Gruppenphase und dem 3:0 in der Ukraine hatten die Deutschen ein 2:0 im Playoff-Rückspiel folgen lassen, aber Hrubesch hatte sich sofort wieder im Griff. Nein, Favorit sei Deutschland nach dem Aus der gefürchteten Konkurrenten keineswegs, „egal, wer zu einer EM kommt, die tun alle weh“.
Europäischer Rollentausch
Aber natürlich freut der 63-jährige Trainer aus der Ausbildungsabteilung des DFB sich sehr über den Rollentausch, der sich in Europas Nachwuchsszene vollzogen hat. Neuerdings stellt der Deutsche Fußball-Bund jene Juniorenmannschaften, die mit der größten Selbstverständlichkeit von Erfolg zu Erfolg stürmen.
Die U 17 wurde 2011 WM-Dritter, 2012 EM-Zweiter, und die U 19 hat gerade erst einen Europameisterschaftstitel gewonnen, auch deshalb spricht Hrubesch von „35 bis 40 Spielern“, die Chancen haben, im kommenden Sommer bei der U-21-EM in Tschechien dabei zu sein.
In dieser neuen Breite spiegeln sich die Fortschritte in der DFB-Nachwuchsarbeit, glaubt der Trainer. In der goldenen Generation um Neuer, Hummels, Boateng, Özil, Khedira und Höwedes, die 2009 Europameister wurden, ist vielleicht die individuelle Qualität größer gewesen, dafür habe es aber nur knapp über 20 taugliche Spieler gegeben. Nun will Hrubesch seinen Erfolg von damals wiederholen: „Die Mannschaft hat das Format, um in Tschechien um den Titel zu spielen, und die Spieler werden ja nicht schlechter, sondern eher noch besser bis dahin.“
Hrubesch hofft auf ein paar Jungs aus Löws Kader
Zumal auch noch derzeit verletzte Leute wie Leon Goretzka (Schalke 04) oder Emre Can (FC Liverpool), denen große internationale Karrieren prophezeit werden, wieder dabei sein werden. Sogar auf den einen oder anderen fürs Juniorenteam spielberechtigten Akteur aus dem Kader von Bundestrainer Joachim Löw hofft Hrubesch. „Im Juni gibt’s keine EM oder WM der A-Nationalmannschaft, und es ist ja nicht so, dass die Jungs, die im Moment oben sind, unten nicht mehr spielen wollen“, meinte er.
An dieser Stelle wird der neue Sportdirektor Hansi Flick gefragt sein, der in Absprache mit Löw und den Spielern darüber entscheidet, ob es der Entwicklung von Matthias Ginter, Antonio Rüdiger, Skhodran Mustafi oder Erik Durm wohl gut tut, Erfahrungen bei einem Turnier und unter diesem speziellen Trainer zu sammeln.
Siegermentalität und Willenskraft
Hrubesch hat sich nämlich inmitten des verwissenschaftlichten Vernunftfußballs, in all den Überlegungen über taktische Feinheiten, flache Hierarchien und das moderne Torwartspiel zu einer Instanz der Fußballklassik entwickelt. Unter seiner Obhut bekommen die Spieler zum Ende der Ausbildung noch einmal Dinge wie Siegermentalität und Willenskraft veranschaulicht.
Die modernen Konzepttrainer bewerten Fußballspiele in der Regel nach der Qualität der Leistung Hrubesch sagte nach dem wenig unterhaltsamen Duell gegen die Ukraine, das erst durch zwei späte Treffer (Volland, 89., und Bittencourt, 90.) entschieden wurde: „Wir wollten hier unbedingt in die nächste Runde, da hat alles andere nicht gezählt.“