Leverkusen. Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen, spricht im Interview über Zustand und Stil seines Klubs sowie über die Rückehr in die umgebaute Arena.

Vor der Rückkehr in die umgebaute Arena hatte sich Bayer vorgenommen, dort sogleich internationalen Fußball zu präsentieren. Aber statt sich für einen entsprechenden Wettbewerb zu qualifizieren, arbeitete die Mannschaft mal wieder erfolgreich am alten Image. Der Name „Vizekusen” machte die Runde, Bayer gilt wieder als Klub, der es niemals schafft.

Wolfgang Holzhäuser: Wären wir Vizemeister geworden, dann würde ich heute wahrscheinlich immer noch Champagner trinken. Aber ich will nichts beschönigen. Vor zwei Jahren haben wir mit Michael Skibbe am Ende sehr unglücklich den Ufa-Cup verpasst, letztes Jahr mit einer ganz schlechten Rückrunde kläglich unsere Ziele verfehlt.

Wo steht Bayer jetzt?

Holzhäuser: Wir glauben, dass wir mit unserem neuen Trainer solche Rückfälle in der Saison-Endphase nicht mehr erleben müssen. Jupp Heynckes besitzt natürliche Autorität, er steht mit seiner Vita für Erfolge. Unser Ziel bleibt ein Platz unter den ersten fünf, auch wenn das nicht einfacher geworden ist.

Steht der Name Heynckes aber nicht auch für eine Abkehr von dem jugendlichen Elan, der das Bild von Bayer in den letzten Jahren geprägt hat?

Holzhäuser: Wir haben dieses Image sehr bewusst gesucht und gefördert. Vor vier Jahren entstand hier der Gedanke, langfristig eine Mannschaft aus - möglichst deutschen - hochtalentierten Spielern aufzubauen. Nun hatten wir aber das Gefühl, auf der einen oder anderen Position qualitativ nicht hoch genug besetzt zu sein. Wir brauchten einen Innenverteidiger mit überragender Kopfballstärke, da wir in der Bundesliga die meisten Kopfballtore kassiert haben. Da passte Sami Hyypiä (35 Jahre/Finnland/vom FC Liverpool, d. Red.) genau ins Anforderungsprofil.

Und der Trainer? Jupp Heynckes ist mit 64 Jahren der älteste Coach in der Bundeliga.

Holzhäuser: Wir hatten jetzt das Gefühl, dass die Spieler ihr Potenzial vielleicht erreicht haben. Da wollten wir einen Trainer, der von der Mannschaft nicht selbst noch als Auszubildender wahrgenommen wird.

Jupp Heynckes galt zuletzt aber als sturer Prinzipenreiter. Nicht mehr als Mann für die Jugend von heute.

Holzhäuser: Über die fachlichen Qualitäten eines Menschen urteile ich erst, wenn ich ihn in seinem Fachgebiet erlebt habe.

Als Trainer von Bayern München wirkte er zuletzt fröhlicher und gelassener als der „alte” Heynckes. Wie haben Sie ihn bisher erlebt?

Holzhäuser: Er ist tolerant. Trotzdem pflegt er den Spielern gegenüber eine gewisse Distanz, geht dabei aber nicht so weit, dass er nicht mit sich reden lässt. Was mir gefällt: Er akzeptiert auch mal, wenn ein Spieler etwas von ihm möchte, was außerhalb des Normalen liegt. Wenn ein Renato Augusto einen Tag später aus dem Urlaub kommt, sagt er zum Beispiel: Der muss ja auch zwölf Stunden länger fliegen.

Lernen wir also einen „neuen” Jupp Heynckes kennen?

Holzhäuser: Er hat mir mal gesagt, man könne auch Gerechtigkeits-Fanatiker sein. Aber das sei nicht immer richtig. Wenn die Mannschaft akzeptiert, dass ein Spieler aufgrund einer besonderen Situation eine besondere Präferenz genießt, dann ist das immer richtig. Das macht Heynckes sehr gut.

War's eigentlich sehr schwer, zum Beispiel den von Stuttgart umworbenen Patrick Helmes zu halten?

Holzhäuser: Vom Interesse des VfB an Patrick habe ich nur in der Zeitung gelesen. Da ist keiner auf uns zugekommen. Nicht Manager Heldt, auch nicht mein Kollege Staudt.

Ihre Hoffnung, aus dem Ausweichquartier Düsseldorf ein paar Fans nach Leverkusen locken zu können, hat sich zerschlagen. Bayer spielte dort zu schlecht, und die Düsseldorfer sind wieder im Fortuna-Rausch. Kann's für Leverkusen zum Problem werden, dass die regionale Konkurrenz - auch Köln - zuletzt einen Aufschwung erlebt hat?

Holzhäuser: Die war für uns schon immer ein Problem. Wir leben schon lange damit, dass in Köln, auch in Mönchengladbach, ganz andere Verhältnisse herrschen. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir ein sehr guter Verein sind, der aber eine besondere Rolle spielt. Bayer 04 ist ein Nischenprodukt im positiven Sinne. Ich werde nie auf die Idee kommen, mit dem 1. FC Köln zu konkurrieren. Leverkusen ist Leverkusen. Klein, fein, perfekt und persönlich. Dieser Stil kommt auch in der neuen Arena zum Ausdruck.