Köln. 20 Fanklubs der Vereinigung Queer Football Fanklubs (QFF) trafen sich im Stadion des 1. FC Köln. Sogar Fans aus der Schweiz und den Niederlanden kam. Das Coming-out des Ex-Nationalspielers Thomas Hitzlsperger war das große Thema beim Treffen.
André (36) hat vom Coming-out Thomas Hitzlspergers am Mittwoch über Facebook erfahren. „Ich bin fast vom Stuhl gefallen“, sagt der Schalke-Fan aus Köln. „Und dann habe ich mich gefreut und gedacht: endlich traut sich mal einer.“ Andre hat Hochachtung vor der Entscheidung des 52-fachen Nationalspielers. „Er hat uns homosexuellen Fußballfans in Sachen Akzeptanz damit sicher einen großen Gefallen getan“, meint André.
André wird mit den anderen Mitgliedern des Fanklubs „Andersrum Auf Schalke“ am Samstag am offiziellen Treffen der Vereinigung Queer Football Fanklubs (QFF) im Stadion des 1. FC Köln teilnehmen. Und André hat eine Idee, die er mit den anderen Fanklubs besprechen will. „Vielleicht sollten diejenigen, die am ersten Spieltag nach der Winterpause im Stadion sind, Papptafeln mit dem Gesicht von Thomas Hitzlsperger hochhalten. Das stärkt das Wir-Gefühl.“
Martin vom Schalke-Fanklub "Andersrum auf Schalke" nennt Hitzlsperger "Wegbereiter"
„Natürlich wird Hitzlsperger das große Thema beim Treffen sein“, sagt auch Martin, der aus Essen nach Köln gereist ist und ebenfalls Mitglied im Schalke-Fanklub ist. Der 29-Jährige nennt Hitzlsperger „einen Wegbereiter“, er ist der Meinung, dass das Coming-out längst überfällig war. Martin ist sicher, dass es homosexuellen Fußballern jetzt nicht mehr so schwer fallen wird, sich zu outen. „Hoffentlich gibt es jetzt eine ganze Welle.“ Ob sich ein Spieler allerdings während seiner aktiven Karriere dazu bereiterklärt, bezweifelt Martin. „Man stelle sich nur mal vor, ein schwuler Spieler outet sich und dann ist Derby. Das wäre für ihn doch 90 Minuten die reine Hölle.“ Mit Hochdruck arbeitet der Schalke Fanklub daran, dass neben der Religion und der Hautfarbe auch die sexuelle Orientierung im Stadion keine Rolle spielen darf. Und dass das in der Vereinssatzung fest verankert wird. „Homophobe Menschen gehören nicht ins Stadion“, stellt Renate klar, die 59-Jährige ist die Sprecherin des Fanklubs.
Gut findet Martin, dass es ein Spielertyp wie Thomas Hitzlsperger ist, der seine Homosexualität jetzt öffentlich gemacht hat. Einer, der nicht gerade die Klischees eines schwulen Fußballers erfüllt. „Ein Spieler mit einem satten Schuss, einer der extrem zweikampfstark ist, ein unbequemer Gegenspieler“, erklärt Martin und ergänzt. „Die Botschaft ist also: Auch ein Schwuler kann einem Gegenspieler mal weh tun!“
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Auch Renate spricht von einem „wichtigen Signal.“ Die Kölnerin hat lange darauf gewartet. „Ich bin fest davon ausgegangen, dass sich der erste Fußballer zu seiner Homosexualität bekennt, während Theo Zwanziger noch DFB-Präsident ist. Er hat den Weg dazu klug geebnet, viel für Homosexuelle getan.“
20 Fanklubs haben ihre Teilnahme zugesagt
Rund 20 Fanklubs aus ganz Deutschland haben ihre Teilnahme am QFF-Treffen zugesagt. Sogar Fanklubs aus der Schweiz und aus den Niederlanden wollen am Samstag nach Köln kommen. „Der Zusammenhalt unter den Fanklubs ist sehr groß“, sagt André und verweist auf das QQF-Motto: „Getrennt in den Farben, vereint in der Sache.“ Dass dieses Motto nicht nur eine Floskel ist, haben die Fanklubs erst vor der Saison in Duisburg bewiesen.
Dem MSV Duisburg drohte das Aus und kaum ein homosexueller Fanklub fehlte bei dem Solidaritätstreffen vor dem Stadion. „Sogar die Schwarz-Gelben aus Dortmund sind gekommen“, sagt André und lacht. Ein freundschaftliches Wiedersehen gibt’s dann beim Treffen in Köln.
Hitzlsperger outet sich