Essen. Der Zusammenschluss der Queer Football Fanclubs kämpft gegen Homophobie im Fußball. Thomas Hitzlsperger ermutigt sie in ihrer Arbeit, denn er sei ein perfektes Vorbild, überholte Vorurteile auszuräumen. Sein Coming-out sei ein “Riesenschritt in Richtung Akzeptanz“, so der Sprecher Dirk Brüllau.
Seit Jahren kämpft Dirk Brüllau gegen die Homophobie in deutschen Fubßallstadien. Gemeinsam mit anderen Fußballfans hat er den Zusammenschluss Queer Football Fanclubs (QFF) gegründet. Fans aus drei Nationen und mehr als 25 Vereinen haben sich auf diese Weise organisiert, um für die gemeinsame Sache zu arbeiten, Brücken zu bauen und Vorurteile auszuräumen. Das Coming-out von Ex-Profi Thomas Hitzlsperger wertet der QFF-Sprecher als einen "RiesenSchritt in Richtung Akzeptanz" von Homosexualität im Profisport.
"Ich war absolut überrascht als ich von dem Coming-out erfahren habe. Eigentlich sind wir mitten in der Vorbereitung unseres 14. internationalen Fanclubtreffens am Wochenende in Köln. Ein Medienvertreter rief mich an und bat um eine Reaktion, da wusste ich noch gar nichts von Hitzelspergers Interview", erinnert sich Brüllau an den Mittwochmittag.
Vor allem den Zeitpunkt der Veröffentlichung des Interviews in der Wochenzeitung "Die Zeit" findet Brüllau gut gewählt. "Wir sind in der Winterpause. Eine nachrichtenarme Zeit. Da erzeugt ein solches Statement mehr Öffentlichkeit. Im laufenden Spielbetrieb der Rückrunde hätte es sicher nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen wie jetzt."
Auch dass es Thomas Hitzlsperger ist, der sich offen zu seinem Schwulsein äußert, freut Brüllau. "Hitzlsperger ist als fairer Sportmann bekannt. Ein Spieler, der auch hart einsteigen konnte und eben nicht als Schwalbenkönig und Weichei verschrien war. Außerdem ist er ein sehr intelligenter Mann, der genau weiß, wie er mit Worten umzugehen hat. Das hat seine Videobotschaft auf seiner Homepage deutlich gezeigt." Kurzum, Hitzlsperger kann das perfekte Vorbild sein, wenn es darum geht, überholte Vorurteile auszuräumen.
"Sich outen ist ein ganz, ganz langer Weg"
Ob das Coming-out des 31-Jährigen Ex-Profis aber auch andere Sportler dazu bewegen kann, offen zu ihrer Homosexualität zu stehen, wagt Brüllau nicht zu prognostizieren. "Sich zu outen ist ein ganz, ganz langer Weg. Man muss unglaublich gefestigt sein, um diesen Schritt gehen zu können." Zuerst geht es auch darum, sich der Familie und den Freunden zu öffnen, ehe man einen Schritt in die Öffentlichkeit wagen kann. Und schon das sei für viele schwer.
Natürlich gebe es Nachholbedarf bei den Fans, viel wichtiger sei aber die Arbeit in den Vereinen und Verbänden. "Ich bin mir sicher, dass es 95 Prozent der Fußballfans im Stadion völlig egal ist, ob ein Spieler schwul ist oder nicht. Sie wollen, dass ihre Mannschaft das Spiel gewinnt. Alles andere ist egal. 5 Prozent Unbelehrbare gibt es immer und die werden leider auch homophob bleiben", so Brüllau. In den Fankurven des Landes habe sich in den letzten Jahren aber schon unheimlich viel bewegt. Die Akzeptanz sei da schon sehr groß. "Dort, wo es schwule Fanclubs gibt, kommt es natürlich auch darauf an, ob sie geschlossen auftreten können. Man kann doch von niemandem erwarten, der alleine eine Stehplatz-Dauerkarte hat, dass er eine Regenbogen-Fahne mitnimmt und sie das ganze Spiel schwenkt."
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Dirk Brüllau hofft, dass Thomas Hitzlsperger trotzdem anderen Sportprofis Mut machen konnte. "Derjenige, der als Aktiver über ein Coming-out nachdenkt, kann jetzt vielleicht ein bisschen abschätzen, wie die Medien damit umgehen und das ist dabei natürlich eine ganz wichtige Sache."