München/Dortmund. Vier Tage nach dem Vergleich der Nationalelf mit den “Three Lions“ treffen der deutsche Rekordmeister und der BVB aufeinander. Bundestrainer Joachim Löw will den Spielern von Bayern München und Borussia Dortmund bei an den anstehenden Länderspielen gegen Italien und England aber keine Sonderbehandlung zuteil werden lassen.

Der deutsche Clasico wirft längst seine Schatten voraus - doch Bundestrainer Joachim Löw will auf das brisante Gigantentreffen zwischen Borussia Dortmund und Bayern München keinerlei Rücksicht nehmen. Dies versuche er sonst immer, "aber diesmal darf mir niemand kommen, dass ich jemanden schonen soll", sagte Löw vor den beiden Länderspiel-Klassikern in Italien am Freitag (20.45 Uhr/ZDF) und in England am kommenden Dienstag (21 Uhr/ARD).

"Von Dienstagabend bis Samstag um 18.30 Uhr sollte es jeder schaffen zu regenerieren. Egal wie lange einer spielt", ergänzte der 53-Jährige vor dem Bundesliga-Topspiel am 23. November mit klaren Worten. Deshalb erwarte er schon, "dass unsere Spieler Gas geben, egal was am Samstag für ein Spiel ansteht".

Elf Profis aus Dortmund (5) und München (6) stehen im Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Auch wenn Löw überzeugt ist, dass die Neuauflage des Champions-League-Finales für die Spieler "noch weit weg ist" - Thema ist die mit Spannung erwartete Partie schon seit Tagen, auch im Kreis der Nationalmannschaft.

"Da steckt natürlich viel Zündstoff drin. Der Bundestrainer hat es da auch sicherlich nicht leicht, wenn die zwei größten Lager im deutschen Fußball ein bisschen Druck ausüben - und er steht mittendrin", sagte der Münchner Nationalspieler Thomas Müller der Sport Bild.

Müller rechnet mit "guter Lösung"

Bei der DFB-Auswahl wären es nur Testspiele, auf der anderen Seite stehe jedoch das wichtigste Spiel des Jahres an. "Ich bin aber sicher, dass wir da für alle eine gute Lösung finden", führte Müller weiter aus. Franz Beckenbauer mutmaßte aber bereits, dass sich die Spieler "noch mehr um dieses Spiel kümmern als um die Länderspiele".

Zwar versichern alle Seiten, mit der Situation kein Problem zu haben und die Rivalität im Kreis der Nationalmannschaft weitgehend ausblenden zu können. Dies hielt aber DFB-Debütant Roman Weidenfeller nicht davon ab, am Mittwoch schon einmal die erste Kampfansage zu formulieren.

"Wir wollen uns gegen die Bayern die Punkte wiederholen und haben gerade zu Hause schon gezeigt, dass wir sie schlagen können", sagte der 33 Jahre alte Dortmunder Torhüter in Sport Bild. Zuletzt habe es Dortmund "immer geschafft, uns optimal auf die Bayern vorzubereiten. Das wird uns auch diesmal gelingen." Sein Team-Kollege Marco Reus betonte, dass die Borussia nach zuletzt zwei Niederlagen "jetzt mehr unter Druck steht".

Watzke nimmt Löw in die Pflicht

Einen ersten Vorstoß, Löw in seinen personellen Entscheidungen zu beeinflussen, unternahm indes BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Er sei sich "sicher, dass mit der gesamten Situation sensibel umgegangen wird. Deswegen gehen wir davon aus, dass beide Vereine gleich behandelt werden. Das wird zwischen den Trainern sicher geklärt. Da habe ich vollstes Vertrauen in den DFB."

Sollte der BVB die dritte Saisonniederlage kassieren, würde der Abstand zum seit 37 Spielen ungeschlagenen Tabellenführer bereits auf sieben Punkte anwachsen. "Dann wäre es schwer, uns einzuholen", sagte DFB- und Bayern-Kapitän Philipp Lahm bereits. Für Weidenfeller ist es aber "viel zu früh, um von irgendwelchen Vorentscheidungen zu reden".

Grundsätzlich sieht Löw aber trotz der großen Konkurrenz zwischen den beiden besten deutschen Klubs keine Probleme für das DFB-Team. Er könne "diese angeblichen atmosphärischen Probleme, über die immer gesprochen wird, nicht erkennen", hatte er am Dienstag in einem SZ-Interview gesagt. Auch mit Blick auf die WM 2014 sehe er nichts, "was mir Sorgen machen würde".

Integration des Dortmund-Blocks "zunächst nicht ganz reibungslos"

Er räumte allerdings ein, dass es zunächst "nicht ganz reibungslos" verlaufen sei, den Dortmunder Block zu integrieren. "Aber es war nie so, dass die Bayern gesagt hätten: Wir lehnen die ab!", unterstrich Löw. Lahm und sein Vize Bastian Schweinsteiger seien zum Beispiel sogar "starke Befürworter" von Marco Reus gewesen: "Weil sie schnell gemerkt haben: Der hat außergewöhnliche Fähigkeiten, der bringt uns weiter."

Überhaupt wüssten Bayern und Dortmunder, so der Bundestrainer, "dass Eitelkeiten der Sache nicht dienen. Diese beiden Vereine werden sicher auch künftig das Gerüst der Nationalelf bilden". (sid)