Frankfurt/Main. Die Steueraffäre um Uli Hoeneß könnte weitreichende Folgen haben. Zukünftig werden die Finanzbehörden wohl auch die Abgaben von Fußball-Profis genauestens überprüfen. Die Spielergewerkschaft VDV rät ihren Mitgliedern zu einer Prüfung der eigenen Unterlagen und im Zweifelsfall zur Selbstanzeige.
Im Sog der Affäre um Uli Hoeneß könnten zukünftig auch deutsche Fußball-Profis ins Visier der Steuerfahnder geraten. Die Spitze der Steuergewerkschaft Nordrhein-Westfalens geht davon aus, dass sich die Behörden verstärkt mit den Konten der Spieler und möglichen Unregelmäßigkeiten bei den Abgaben an den Staat beschäftigen werden - die Spielergewerkschaft VDV bleibt aber (noch) gelassen.
"Das Ganze hat durch den Fall Hoeneß ein bisschen Drive bekommen. Es würde mich aber sehr wundern, wenn in der Breite ein Problem auftauchen würde", sagte VDV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky. "Aktuell ist uns kein Fall bekannt. Es gibt keine Hinweise."
Zuvor hatte Manfred Lehmann, der Vorsitzende der NRW-Steuergewerkschaft, im WDR-Hintergrundmagazin "sport inside" eine neue Qualität der Prüfungen prophezeit. "Ich gehe davon aus, dass im Profifußball in den nächsten Jahren deutlich mehr Ermittlungen stattfinden werden", sagte Lehmann, der sich auch auf eine Maßnahme der VDV bezieht.
Die Vereinigung der Vertragsfußballer hatte in ihrem Magazin "Wir Profis" ihre Mitglieder darauf hingewiesen hat, dass die Finanzämter "ganz besonders auch Fußballprofis ins Visier" nehmen würden und explizit auf die Möglichkeit einer Selbstanzeige verwiesen. "Das macht deutlich, dass wir es mit einem flächendeckenden Problem zu tun haben", sagte Lehmann, dessen Organisation die Interessen der Finanzbeamten vertritt.
Fußball-Profis werden wie Selbstständige behandelt
Baranowsky dagegen verwies auf "Präventivmaßnahmen" der VDV. "In der Regel sind es sehr junge Menschen, die mit rechtlichen Dingen sehr unerfahren sind", sagte er mit Blick auf den Ratschlag im VDV-Magazin: "Es ist wichtig, nicht alles in den Händen von Spielerberatern zu belassen." Die von der VDV als Ansprechpartner für die Profis empfohlene Steuerberatungs-Kanzlei äußerte sich auf Anfrage nicht zu der Thematik.
Nach Ansicht Baranowskys sind die von Lehmann vorausgesagten Prüfungen nicht ungewöhnlich: "Wir reden hier über Spieler mit einem Jahresgehalt von über 500.000 Euro - diese werden steuerlich behandelt wie Selbstständige." Betreffen würde das also nur die Top-Verdiener, die zudem mit privaten Werbeverträgen tatsächlich mehrfach zusätzliche Angaben machen müssten.
Eine Betriebsprüfung sei noch "keine Steuerfahndung", betonte Baranowsky: "Dass bei einer Betriebsprüfung auch mal offene Fragen auftauchen, würde ich erstmal nicht problematisch sehen." Im Anschluss an die Berichterstattung müssten "sich die Behörden äußern", so der VDV-Geschäftsführer: "Bislang sind uns keine Anklagen bekannt."
"Sport inside" berichtete hingegen von zahlreichen Ungereimtheiten. "In Zusammenhang mit der Schweizer Steuer-CD sind Vorgänge bekannt geworden, die über Schweizer Konten sich abwickelten, die in Zusammenhang mit Panini liefen. Da wurden beispielsweise die deutschen Panini-Bilder in der Schweiz lizenziert und in Italien gedruckt; und da wurden dann Kontenbewegungen bekannt", erklärte Lehmann: "Bekannt wurde dann auch, dass deutsche Spieler Geld bekommen haben für die Hingabe ihrer Persönlichkeitsrechte, und die sind in deutschen Steuererklärungen auch nie aufgetaucht." (sid)