Frankfurt am Main. Es war seine vierte Vertragsverlängerung. Joachim Löw bleibt bis zur EM 2016 Bundestrainer. Auch Torwartrainer Köpke und Manager Bierhoff bleiben im Team. Löws bisheriger Assistent Hansi Flick übernimmt hingegen den Posten des DFB-Sportdirektors. Allerdings erst nach der WM in Brasilien.
Für Ausstiegsklauseln und WM-Pleiteszenarien war kein Platz und keine Zeit: Mit großer Freude und vielen Lobeshymnen hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) das System Joachim Löw zementiert. "Wir gehen alle mit großer Motivation und Leidenschaft die nächsten Monate an die Arbeit. Es macht uns nach wie vor eine riesengroße Freude", erklärte Löw, nachdem der Freiburger am Freitag um 10.22 Uhr ein neues Arbeitspapier bis zur Europameisterschaft 2016 unterschrieben hatte.
Wie DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auf einer Pressekonferenz in Frankfurt zudem mitteilte, wird Löws bisheriger Assistent Hans-Dieter Flick ab dem 1. September 2014 neuer DFB-Sportdirektor. Auch Teammanager Oliver Bierhoff und Torwartcoach Andreas Köpke verlängerten ihre Verträge um weitere zwei Jahre. "Es ist ein klares Signal vonseiten des DFB, vonseiten des Präsidiums und auch von mir. Wir wollen weitermachen", sagte Niersbach.
Löw ist mächtiger als je zuvor
Löw, der 2004 zunächst als Assistent von Jürgen Klinsmann zur Nationalmannschaft gekommen war und nach der WM 2006 das Amt von Klinsmann übernommen hatte, ist mächtiger denn je. "Das war die logische Konsequenz. Man kann beiden nur zu dieser Entscheidung gratulieren", erklärte Franz Beckenbauer im TV-Sender Sky Sport News HD zu Löws Verlängerung und Flicks Wechsel auf den Direktorensessel des Verbandes. Der "Kaiser" hatte Deutschland als Teamchef 1990 in Italien zum dritten und bisher letzten Mal auf den WM-Thron geführt.
Im kommenden Sommer in Brasilien will Löw auch den ganz großen Triumph. "Ich werte diese Verlängerung als ein Zeichen der gegenseitigen großen Wertschätzung", betonte der Bundestrainer nach einer souveränen Qualifikation. Dass eine misslungene WM-Mission unabhängig von der aktuellen Vertragsveränderung das Ende seiner Amtszeit bedeuten könnte, weiß auch der Bundestrainer.
"Solche Szenarien jetzt zu diskutieren, macht wenig Sinn", erklärte er jedoch am Freitag und versprach: "Wir werden uns weltmeisterlich vorbereiten und gehen mit einer positiven Einstellung in das Turnier. Ich kann garantieren, dass wir eine Mannschaft haben, die hungrig ist. Wir sind überzeugt, dass wir eine sehr, sehr gute WM spielen werden. Da gibt es bei uns keine Zweifel." Über mögliche Ausstiegsklauseln äußerte sich DFB-Chef Niersbach nicht.
Flick soll für Kontinuität sorgen
Der Wechsel von Flick auf die Position des DFB-Sportdirektors ist aus Sicht von Niersbach logisch. "Er kennt die Strukturen, die handelnden Personen. Er braucht keine Eingewöhnung", unterstrich Niersbach. Flick erhält einen Fünfjahresvertrag für sein neues Amt. "Wir brauchen Kontinuität", betonte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock. Löw begrüßte den Wechsel seines bisher engsten Mitarbeiters im Trainerstab. "Ich freue mich für Hansi. Ich bin überzeugt, dass er die Aufgabe als Sportdirektor mit Kompetenz und Leidenschaft angeht", sagte Löw. (dpa)
10. Oktober 2009: Unmittelbar nach der gelungenen WM-Qualifikation durch einen 1:0-Sieg über Russland spricht sich DFB-Präsident Theo Zwanziger für eine Vertragsverlängerung mit Löw aus.
15. November 2009: Löws schwerster Gang. Nach Robert Enkes Freitod nimmt der Bundestrainer mit Manager Oliver Bierhoff und Ex-Trainer Jürgen Klinsmann Abschied.
4. Februar 2010: Einen Tag nach Löws 50. Geburtstag werden die Vertragsverhandlungen auf einer außerordentlichen Präsidiumssitzung überraschend auf die Zeit nach der WM vertagt.
WM 2010: Ein Pullover schreibt Geschichte. Das Kleidungsstück aus hellblauem Babykaschmir wurde bei der WM 2010 in Südafrika der Glücksbringer des deutschen Nationalteams. Eine Kaufhaus-Kette hatte den Talisman später für eine Million Euro zugunsten der Aktion “Ein Herz für Kinder” ersteigert.
Am 15. März 2011 gab der DFB bekannt, dass Joachim Löw und seine Mitarbeiter ihre Verträge um weitere zwei Jahre bis zum 31. Juli 2014 verlängert haben.
Juni 2012: Deutschland gewann bei der Euro in Polen und der Ukraine alle drei Gruppenspiele, was zuvor keiner deutschen Mannschaft bei einer EM-Endrunde gelungen war.
14. Juni 2012: Mehr als 27 Millionen Zuschauer sahen, wie Joachim Löw in der 22. Minute des Spiels gegen Holland einen Balljungen foppte. Die Uefa gab später zu, dass die Szene gar nicht während des Spiels entstand.
28. Juni 2012: Im Halbfinale verlor diedeutsche Mannschaft mit 1:2 gegen Italien. In verschiedenen deutschen Medien und auch von diversen deutschen Ex-Spielern wurde Löw anschließend eine bedeutende Mitschuld am Ausscheiden attestiert.
13. August 2012: Nach längerer Auszeit meldete sich Löw zum Start der neuen Saison mit einem verbalen Rundumschlag zurück. Und er nahm Stellung zu der teils heftigen Kritik EM-Halbfinal-Aus gegen Italien.
1. September 2012: Die WM-Qualifikation begann die Nationalelf mit einem lockeren 3:0 - Sieg gegen Fußballzwerg Färöer. Tore von Götze und Özil ließen die Kritik an Bundestrainer Löw wieder etwas abebben.
16.10.2012: Trotz einer 4:0-Führung verspielte Deutschland am vierten Spieltag der Qualifikation gegen Schweden den Sieg. Das Spiel endete mit 4:4. Deutschlands Abwehr stand im Zentrum der Kritik.
11.10.2013: In der WM-Qualifikation behielt Deutschland nach dem Schweden-Spiel eine weiße Weste und gewann alle folgenden Spiele. Gegen Irland gelang die vorzeitige Qualifikation schon am zehnten Spieltag. Die Kritik, die Löw noch im Vorjahr aushalten musste, war verflogen. Der Bundestrainer sitzt wieder fest im Sattel.
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