Brüssel. Willkommen auf dem Flug nach Rio: Für Belgiens Fußballer erlaubte sich der Kapitän auf der Rückreise nach Brüssel einen kleinen Scherz. Die Freude über das WM-Ticket nach langer Abstinenz war riesig. Sogar der König gratulierte.

Kaum hatte Marc Wilmots Belgiens neue "goldene Generation" erstmals seit zwölf Jahren zur Fußball-WM geführt, klingelte das Handy des früheren Schalke-Profis. König Philippe ließ es sich nach dem 2:1-Sieg in Kroatien nicht nehmen, dem Nationalcoach persönlich zur Traum-Reise nach Brasilien zu gratulieren. "Er hat mir gesagt, dass er stolz auf meine Spieler ist", berichtete Wilmots und startete danach einen Party-Marathon: "Wir werden zwei Tage feiern."

Schon auf dem Rückflug genehmigten sich Wilmots und seine Spieler einige Gläser Champagner. In der Heimat bereiteten tausende Fans ihren Lieblingen nach Mitternacht einen begeisternden Empfang in Brüssel. Die Zeitung "Het Laatste Nieuws" verglich die Atmosphäre auf dem nüchternen Flughafen mit der in einem Fußballstadion.

Die vorzeitige Qualifikation für die Endrunde 2014 am Zuckerhut markiert den vorläufigen Höhepunkt eines rasanten Aufschwungs. Mit Akribie und viel Herzblut hat Wilmots seit seinem Amtsantritt im Vorjahr die Belgier aus dem Mittelmaß geholt und wieder zu einer geachteten und respektierten Fußball-Nation gemacht. Ohne Niederlage mit acht Siegen in neun Spielen führte der 44-Jährige, der einst auf Schalke den liebevollen Spitznamen "Willy das Kampfschwein" erhalten hatte, den WM-Vierten von 1986 ans Ziel.

2002 stand Wilmots noch selbst auf dem Feld

Der erste Gedanke danach gehörte seiner Frau. "Ich möchte ihr danken. Sie hat ihre Karriere auf Eis gelegt und sich um unsere drei Kinder gekümmert", sagte der Familienvater. Bei der letzten WM-Teilnahme 2002 in Japan und Südkorea stand Wilmots noch selbst auf dem Feld. Damals scheiterten die Roten Teufel im Achtelfinale am späteren Champion Brasilien.

Die talentierte neue Generation - mitangeführt von Bayern Münchens Abwehrrecke Daniel van Buyten - sorgt inzwischen international wieder für Furore. Unter Wilmots ging es in der Weltrangliste von Platz 54 auf Rang sechs hoch, in den Wettbüros werden die Belgier sogar als Mitfavorit für die WM gehandelt.

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Schon in der Stunde des Erfolgs verkündete Wilmots das WM-Motto seiner Spaß-Truppe: "Wir werden uns gut vorbereiten und wollen nicht als Touristen nach Brasilien reisen." Auch Matchwinner Romelo Lukaku sah die Qualifikation nur als Zwischenschritt an. "Wir werden weiterarbeiten. Ich hoffe, dass wir so weitermachen", betonte der Doppel-Torschütze. Mittelfeldregisseur Eden Hazard sagte: "Wir haben keine Lust, nach Brasilien zu reisen, um drei Spiele zu machen und zurückzukommen."

Der quirlige Dribbler vom FC Chelsea hatte sich auf dem Rückflug wie viele seine Kollegen eine bunte Spaß-Brille in den Nationalfarben aufgesetzt, während der Flugkapitän die Mannschaft scherzhaft mit den Worten "Willkommen auf dem Flug nach Rio" begrüßte.

In Brasilien wird der Vize-Europameister von 1980 zum zwölften Mal an einer WM teilnehmen. Wilmots war als Spieler auch schon 1998 in Frankreich dabei. Die alten Meister um Torhüter Jean-Marie Pfaff und Spielmacher Enzo Scifo schafften es 1986 in Mexiko sogar bis ins Halbfinale. Von solch einem Kunststück träumen die Fans auch jetzt. (dpa)