Manchester. Nach dem Abgang von Sir Alex Ferguson hakt es bei Manchester United unter dem neuen Coach David Moyes noch mächtig. Auf dem Transfermarkt hat United gepatzt, der Angriff ist zu abhängig von Wayne Rooney und Robin van Persie. Das könnte in der Champions League die Chance für Bayer Leverkusen sein.
Aller Anfang ist schwer, weiß jetzt auch David Moyes. Der Schotte wurde von Vorgänger und Manchester-United-Ikone Alex Ferguson persönlich ins Amt des Trainers gehievt, doch nach einem uninspirierten Start in die neue Saison und enttäuschenden Ergebnissen in den Spitzenspielen (0:1 gegen Liverpool, 0:0 gegen Chelsea) steht der 50-Jährige bereits stark unter Druck.
Moyes musste in den vergangenen Wochen mit so vielen Brandherden kämpfen, dass für so etwas wie Aufbruchstimmung oder gar die Entwicklung der Mannschaft kaum Zeit blieb. Seine Elf, die auch als Meister der abgelaufenen Saison „nicht fantastisch“ spielte, wie Chelsea-Trainer José Mourinho provozierend anmerkte, stagniert bisher im Vergleich mit dem Vorjahr – bestenfalls.
United hat auf dem Transfermarkt versagt
Die Hauptproblem: United hat in den Sommerferien seine Hausaufgaben nicht gemacht. Der neue Geschäftsführer Ed Woodward schaffte es zwar, wieder zahlreiche Sponsoren aus aller Herren Länder zu gewinnen – kürzlich wurde der erste offizielle Nahrungsergänzungsmittel-Partner vorgestellt – er versagte dafür aber auf dem Transfermarkt recht kläglich. Uniteds Grundidee, dem eher blassen, als Zauderer verschrienen Moyes mit ein bis zwei neuen Superstars auszustatten, war richtig; allein es mangelte an der Umsetzung.
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Man bemühte sich vergeblich um Gareth Bale, Cristiano Ronaldo und Cesc Fàbregas. „Man merkt, dass Anfänger am Werk sind“, raunte ein langjähriger Klub-Mitarbeiter frustriert. Am Ende der Transferperiode kam mit Evertons Maroune Fellaini ein 32-Millionen-Euro teurer Mann, der auch für fünf Millionen Euro weniger zu haben gewesen wäre. United hatte sich jedoch um namhaftere Kicker bemüht und versäumt, die zeitlich befristete Ausstiegsklausel des Belgiers rechtzeitig zu aktivieren.
Ohne van Persie und Rooney geht nicht viel
Fellaini bringt Präsenz, Kraft und Torgefahr mit; United hätte noch mehr gebraucht. Einen Regisseur in der Zentrale, zum Beispiel, sowie mehr Qualität auf den Flügeln. Nachwuchsmann Wilfried Zaha (20, Crystal Palace) fehlt noch die Konstanz. Das Wohl der Truppe hängt so nach wie vor von Ausnahmestürmer Robin van Persie ab.
Und von Wayne Rooney. Der 27-Jährige lief nach seiner Kopfverletzung aus dem Training beim 2:0 gegen Palace am Sonntag mit einem Spezial-Stirnband auf und erzielte ein Tor. Die Fans feierten ihn, doch das Verhältnis zwischen ihm, Moyes und dem Klub bleibt angespannt. Der englische Nationalspieler hatte im Sommer mehr oder weniger offen auf einen Weggang gedrängt; die Spekulationen um einen Wechsel zum FC Chelsea lähmten zeitweise den Verein.
Moyes muss Rooney bei Laune halten
Im Januar will dem Vernehmen nach der FC Arsenal versuchen, „Wazza“ an die Themse zu locken. Moyes, der schon als Trainer vom FC Everton mit dem jungen Rooney Probleme hatte, wendet enorm viel Energie auf, den Angreifer bei Laune zu halten. Aktuell muss er sich auch mit Flügelstürmer Ashley Young auseinander setzen, der beim Sieg gegen Palace eine peinliche Flugeinlage hinlegte.
Moyes muss die Champions League nicht gewinnen, in der Liga würde man ihm einen zweiten oder dritten Platz wohl auch nachsehen. Aber er muss beweisen, dass er auch auf diesem europäischen Niveau coachen kann. Bei Everton reichte es nur zu einer erfolglosen Play-Off-Teilnahme in der Königsklasse.
Moyes ist anders als Ferguson
Anders als Ferguson, der stets mit einem Selbstbewusstsein auftrat, das an Arroganz grenzte, übt sich Moyes in Zurückhaltung. „Wir haben eine sehr schwere Gruppe, das sagt auch Sir Alex“, erklärte Moyes den Reportern. In den Ohren der United-Fans klang das nicht überzeugend. Umso wichtiger ist es für den neuen Ober-Teufel, gegen Leverkusen mit einem Sieg in die Champions-League zu starten. Denn am Sonntag wartet das Stadtderby gegen Manchester City – und die Gefahr, dass aus dem schweren Neuanfang gleich eine ausgewachsene Krise wird.