Freiburg. . Die Wahl von Franck Ribéry zu Europas Fußballer des Jahres wäre die Krönung der Laufbahn des Franzosen. Sie würde auch von der Unruhe bei Bayern München ablenken, die nach dem Punktverlust in Freiburg und der immer länger werdenden Verletztenliste einkehrte.
Franck Ribéry hat sich schweigend getrollt nach den ersten Punktverlusten durch das 1:1 (0:1) des FC Bayern beim SC Freiburg. Was sollte er auch sagen? Der Franzose musste sich bei seinem Kurzeinsatz ja mit der ungewohnten Rolle eines Nebendarstellers begnügen.
An diesem Donnerstag wird sich das ändern. Ribéry hofft, im Rahmen der Auslosung der Champions League in Monaco vor Lionel Messi (FC Barcelona) und Real Madrids Cristiano Ronaldo zu Europas Fußballer des Jahres gewählt zu werden.
Die Kritik an der vermasselten Generalprobe vor dem Finale um den europäischen Supercup am Freitag in Prag gegen José Mourinhos FC Chelsea übernahmen dafür einige Kollegen. Allen voran Manuel Neuer. „Das war unnötig, verschenkt und verdaddelt. Das haben wir uns selbst zuzuschreiben“, sagte der Torwart, mit 85 Ballkontakten als eine Art Libero eine der prägenden Figuren des Dienstagabends.
Kroos spricht von Katastrophe
Die mangelnde Konsequenz ließ sich nun zum wiederholten Male beobachten, aber kaum mit Pep Guardiolas großer Rotation mit gleich sieben Veränderungen in der Startelf in Verbindung bringen. Denn der dominante Ballbesitzfußball hatte ja weitgehend Bestand, der unzureichende Ertrag aber ebenso. „So unterschiedlich können Punkte aussehen. Für uns ist es nach dem Spielverlauf eine Katastrophe, für Freiburg ein gefühlter Sieg“, sagte Toni Kroos. Xherdan Shaqiris Tor (33.) hatte nicht genügt, Nicolas Höfler glich noch aus (86.).
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Angereichert wurde die erste Unruhe bei den Bayern durch die Verletzung Bastian Schweinsteigers, der sich eine Gelenkstauchung und Kapselzerrung im rechten Sprunggelenk zuzog. Von den fünf Profis, die zu Saisonbeginn als sogenannte „Sechser“ im Kader standen, verbliebe bei seinem Ausfall nominell nur der noch nicht integrierte Zugang Jan Kirchhoff. Das dürfte Guardiola sorgen, auf Kritik am verpassten Sieg verzichtete der Trainer dennoch. Sein Fokus richtete sich auf den Freitag.
Junge aus dem Scherbenviertel
Ob Ribéry dann im europäischen Supercup-Finale gegen Chelsea als offiziell bester Spieler des Kontinents aufläuft, wird sich am Donnerstag zeigen. Erzählt werden nun anrührende Geschichten von einem, der aus dem ärmlichen Viertel Chemin Vert des nordfranzösischen Orts Boulogne-sur-Mer auszog, um sich hochzukämpfen. „Wenn du von nirgendwo kommst, so wie ich, und jetzt zur Wahl zu Europas bestem Fußballer stehst, dann ist das unglaublich“, hat Ribéry jüngst gesagt. Er ist wohl selbst gerührt von seiner Geschichte.
Den „Jungen mit dem Scherbengesicht aus dem Scherbenviertel“ hat ihn das Magazin „11 Freunde“ genannt, wegen seiner Narbe, die er von einem Autounfall als Zweijähriger davontrug. Als Raufbold fiel er in der Jugend auf, er flog aus der Fußballakademie in Lille, weil er einem Mädchen den Arm brach, das ihn gehänselt hatte. „Franck war wie ein Milchtopf. Ständig vorm Überkochen“, hat sein Jugendtrainer José Pereira einmal gesagt. Noch mit 20 verdingte sich Ribéry als Hilfsarbeiter bei seinem Vater Francois, dem Straßenbauer.
Beistand von Rummenige
Es hat lange gedauert, bis Ribéry jemanden fand, der seinen Trotz und seine Wut auf die Welt in Ehrgeiz und Spielfreude umlenken konnte. Nun bekommt er mit 30 jene Wertschätzung, von der er immer geträumt hat. „Er hat sich das absolut verdient. Durch das Triple ist er für mich der Favorit“, sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Ribéry ließ anklingen, dass er enttäuscht wäre, wenn es nichts werden sollte. Er sei „noch immer der Ribéry, der früher vom großen Fußball geträumt hat“.