Gelsenkirchen/Bochum. Ende Mai wurde bekannt, dass sich der FC Schalke 04 und Leon Goretzka einig sind. Doch nun blockiert der VfL Bochum den Transfer seines Juwels zu den Königsblauen. Existiert eine Ausstiegsklausel im Vertrag? Schalke glaubt ja, Bochum sagt nein. Jetzt geht es wohl um juristische Spitzfindigkeiten..
Leon Goretzka ist ein Bochumer Junge. Er ist in dieser Stadt geboren und aufgewachsen, er spielt seit der F-Jugend für den VfL und will im nächsten Jahr am Berufskolleg, nicht weit vom Stadion entfernt, sein Abitur bestehen. Den VfL hat der 18-Jährige als Klub seines Herzens bezeichnet, und doch hat er nun fest vor, den Verein, der ihn ausbildete, zu verlassen. Denn Leon Goretzka gilt mittlerweile in seiner Altersklasse als eines der Top-Talente des deutschen Fußballs, und er will unbedingt den nächsten Schritt machen, den Schritt von Liga zwei in Liga eins. Und weil er sein privates Umfeld nicht verlassen will, hat er sich für einen Klub in der Nähe entschieden: Für den FC Schalke 04, der ihn unbedingt holen will.
Bochum will kämpfen
Als Ende Mai bekannt wurde, dass sich Schalke und Goretzka einig sind, seufzte VfL-Finanzvorstand Ansgar Schwenken: „Dann ist er wohl weg.“ Inzwischen aber haben es sich die Bochumer anders überlegt. Der Transfer hakt, weil es unterschiedliche Vorstellungen über die Grundbedingungen gibt.
„Nach unseren Kenntnissen hat der Verein dem Spieler eingeräumt, dass er zum 1. Juli für einen anderen Verein auflaufen kann, und in dem Fall ist es Schalke 04, weil der Spieler zu uns möchte“, sagt Schalkes Manager Horst Heldt. Diese Aussage kann nur bedeuten, dass der Bundesligist von einer Ausstiegsklausel in Goretzkas bis 2016 datiertem Vertrag ausgeht. „Eine Ausstiegsklausel kann ich nicht bestätigen“, kontert hingegen Ansgar Schwenken. Schalke hat ein Angebot abgegeben – mit einer Ablösesumme in einer Höhe, die angeblich vertraglich verankert sein soll.
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„Wir haben mit Schalke gesprochen und sind uns nicht einig geworden“, sagt Schwenken. „Unsere Vorstellungen liegen noch deutlich auseinander. Wir haben klargestellt, dass wir Goretzka nicht ziehen lassen werden. Das Schalker Angebot war nicht ausreichend.“ Schwenken erwartet, dass Schalke noch einmal auf Bochum zukommen wird, sagt aber klar: „Wir planen, dass Leon Goretzka bei uns bleibt. Wir können es uns leisten, mit ihm in die nächste Saison zu gehen.“ So sieht es auch der neue VfL-Sportvorstand Christian Hochstätter: „Leon Goretzka ist ein Spieler, bei dem es sich lohnt, dafür zu kämpfen, dass er bleibt.“
VfL will hohe Ablösesumme
Poker oder ernste Absicht? Klar ist, dass der VfL wenigstens eine hohe Ablösesumme einstreichen will, wenn er sein Juwel schon abgeben muss. Dies ist grundsätzlich legitim. Gibt es aber eine Ausstiegsklausel, wird Schalke freiwillig keinen Cent mehr anbieten als die angeblich festgeschriebene Summe.
Daher wird es in den nächsten Tagen wohl um juristische Spitzfindigkeiten gehen, um Kleingedrucktes und möglicherweise nicht eindeutig Formuliertes. Es wird sich nicht vermeiden lassen, das gesamte Vertragswerk noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen.
Starke Alternative für Schalke
Für Schalke 04 wäre der Transfer des hochbegabten defensiven Mittelfeldspielers wichtig: Goretzkas Verpflichtung böte eine starke Alternative im aktuellen Aufgebot und eine prächtige Perspektive.
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Nur zeitlich kompliziert stellt sich für Schalke die Verpflichtung von U-21-Nationalspieler Christian Clemens dar. Die Königsblauen warten auf ein Okay des 1. FC Köln, der aber derzeit Wichtigeres zu tun hat: Die Kölner brauchen noch immer einen Trainer. Und sowohl Schalke als auch Bochum erkennen: Es gibt Vereine, die mit noch größeren Problemen ringen.