Dortmund. . Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund ist auf die Weltbühne des Fußballs zurückgekehrt und will dort auch bleiben. Am Medien-Mittwoch lauschten 160 Journalisten BVB-Trainer Jürgen Klopp. Der erklärte, dass seine Mannschaft zwar nicht die beste der Welt sei, aber dass seine Mannschaft die beste Mannschaft der Welt schlagen könne.

32 Fernseh-Kameras sind aufgebaut im Pressesaal der BVB-Arena, 160 Journalisten hocken dicht gedrängt: Die Welt will ihr Wissen über Borussia Dortmund massiv erweitern, und tatsächlich erfährt sie an diesem Medien-Mittwoch viel über den Verein, der in der Königsklasse des Fußballs so unglaublich verblüffte. Frankreich zum Beispiel weiß nun, was das ist, ein Pöhler. Der Wahl-Ruhrgebietler Jürgen Klopp hat es einem Berichterstatter des Nachbarlandes auf Anfrage erklärt. Pöhler, das sind die, die sich hier in der Gegend zum Wiesenkick treffen, die pöhlen wollen, die Spaß an Freizeitmaloche haben. Pöhler, das ist das Wort auf der Mütze, die der Trainer trägt, wenn schweres Wetter herrscht: „Ich finde, der Begriff und meine Mannschaft passen so gut zusammen, dass ich daran einfach nicht vorbeigehen konnte.“

Das beste Team der Welt schlagen

Damit ist Klopp beim Thema. Am 25. Mai, an jenem Samstag, wird in Londons Wembley-Stadion das Finale der Champions League zelebriert, dieses Finale, in dem zwei deutsche Mannschaften antreten werden. Eine, die dort erwartet werden konnte, weil der FC Bayern München immer mitmischt bei Europas Großen. Die andere aber, die ist doch gerade erst auferstanden aus Ruinen, die war doch gar nicht auf der Liste mit den üblichen Verdächtigen notiert. Klopp sagt, zum ersten Mal Meister sei der BVB nach der Beinahe-Insolvenz 2005 vielleicht zu früh geworden. Und 2012, ein Jahr danach, sei das Double vielleicht ebenfalls zu früh gekommen. Und nun stehe der Klub eben im Königsklassen-Finale, und, ja, das sei vielleicht schon wieder zu früh.

Mit welchem Geist seine Mannschaft in das frühe Finale einziehen werde, erklärt Klopp interessierten Engländern aber auch: „We’re not the best team in the world, but we can beat the best team in the world.“ Wir sind nicht die beste Mannschaft der Welt, aber wir können die beste schlagen. Und England hat auch noch mehr über diesen Trainer selbst erfahren, der aktuell der heißeste Kandidat für die heißesten Bänke im wechselwütigen Geschäft ist. Zum Beispiel, welchen Beruf Klopp angestrebt hätte, wenn er nicht in den Fußball hineingeraten wäre: „Ich hätte vermutlich Fernsehen machen müssen. So eine Nachmittagssendung, über Themen reden, die nicht interessieren, und nett lächeln dabei.“

Die Geschichte des Fußballs muss nicht umgeschrieben werden, weil Frankreich nun endlich weiß, was ein Pöhler ist, weil England erfahren hat, dass Klopp außer Plaudern, Lächeln, Fußball keine Talente bei sich entdeckt hat. Doch auf der Erfolgstour durch Europa ist der Trainer nicht allein darüber auffällig geworden, dass er eine Gruppe von noch immer jungen Akteuren zusammengefügt hat, die mitreißend und erfolgreich spielen kann. Klopp erobert heute hier, morgen da auch Pressesäle mit seiner Fabulierlust – und einem satten Schuss Fußballromantik.

Ganz groß träumen

Champions League-FinaleWelches Spiel hat ihn geprägt? Was macht ihm Hoffnung, dass der BVB als Außenseiter in den Zweikampf mit dem FCB hineingehen und als Sieger aus ihm hervorgehen kann? Ungarn gegen Deutschland. Der erste Weltmeistertitel für die mit Schuld beladene Nation im Jahr 1954. Die Mannschaft von Trainer Sepp Herberger galt als Sparringspartner. Und dann triumphierte sie und half dabei, die Kriegsdepression zu lösen. Nur die Ausgangssituation und die Möglichkeiten, die darin stecken, vergleicht Klopp allerdings mit dem anliegenden Finale. Denn: „Es bleibt einfach ein Fußballspiel.“ Eines, vor dem man „bereit sein muss, ganz groß zu träumen, ganz groß zu denken“.

Und danach wird weiter malocht im kumpelig-verschworenen Pöhlerstil. Eine weitere Frage aus England hat nämlich Michael Zorc beantwortet, der Sportdirektor. Nein, es ziehe Jürgen Klopp nicht auf die Insel. Ja, er sei sicher, man werde das gemeinsam begonnene Projekt gemeinsam weiter führen.