Dortmund. Beim Medientag von Borussia Dortmund stellt sich die BVB-Führungsriege um Jürgen Klopp und Michael Zorc den Fragen der Journalisten. Neben Erklärungen, was es mit Klopps “Pöhler“-Kappe auf sich habe, herrscht ein Thema vor: das Champions League-Finale gegen den FC Bayern München.

Medientag bei Borussia Dortmund. 32 Kameras sind aufgebaut im Presseraum der BVB-Arena, 160 Journalisten sitzen dicht gedrängt, und tatsächlich erfährt Europa viel über diesen Verein mit den Farben Schwarz und Gelb, der den Fußballkontinent so sehr überraschte in dieser Saison der Champions League.

Frankreich zum Beispiel weiß nun, was das ist, ein Pöhler, weil Jürgen Klopp es auf Anfrage erklärt hat. Pöhler, das steht auf der Mütze, die der Trainer trägt, wenn der Kopf Schutz vor Wetterunbill benötigt. Und Pöhler, das sind die, die sich zum Wiesenkick treffen, die pöhlen gehen: „Ich finde, der Begriff und meine Mannschaft passen so gut zusammen, dass ich daran einfach nicht vorbeigehen konnte.“

BVB-Trainer Klopp hat Respekt vor Bayern München

Damit ist Klopp beim Thema. Am Samstag, am 25. Mai, wird in Londons Wembley-Stadion das Königsklassen-Finale stattfinden, dieses Finale, in dem zwei deutsche Mannschaften antreten, die eine fast folgerichtig, weil der FC Bayern München eben immer mitmischt bei Europas Großen, die andere quasi mit einem Neustart nach Jahren der finanziellen Depression. Klopp hat deshalb „Respekt“ vor dem Konkurrenten aus dem Süden: „Respekt ist total wichtig, aber zu großer Respekt bedeutet, dass man Probleme im Spiel bekommen kann.“

Zum ersten Mal Meister sei der BVB nach der Beinahe-Insolvenz aber vielleicht zu früh geworden, Doublesieger ein Jahr danach, 2012, dann vielleicht auch zu früh, und nun stehe der Klub im bedeutendsten Endspiel schon wieder zu früh. Wie seine Mannschaft die Partie angehen wird, mit welchem Geist, hat Klopp einem englischen Journalisten in klarem Englisch verraten: „We’re not the best team in den world, but we can beat the best team in the world.“

Wenn nicht Trainer, dann ins Fernsehen

Wir sind nicht die beste Mannschaft der Welt, aber wir können die beste schlagen.“ England hat noch mehr über diesen Trainer erfahren, der aktuell der heißeste Kandidat für die heißesten Bänke im Geschäft ist, der aber im Revier bleiben wird. Zum Beispiel, welchen von allen Berufen er sich denn wohl erwählt hätte, wenn er nicht in den Fußball hineingeraten wäre: „Ich hätte vermutlich Fernsehen machen müssen. So eine Nachmittagssendung, über Themen reden, die nicht interessieren, und nett lächeln dabei.“

Klopp erobert mit seiner Art die Presseräume Europas 

Der Fußball wird dadurch, dass Frankreich nun endlich weiß, was ein Pöhler ist, dass England erfahren hat, dass Klopp für einen handwerklich unbegabten Typen wie ihn selbst lediglich eine Zukunft beim TV gesehen hätte, sicher nicht erschüttert werden. Doch auf der Reise durch Europa ist der Trainer nicht allein über seine Mannschaft auffällig geworden, darüber, dass er eine Gruppe von noch immer jungen Akteuren zusammengefügt hat, die mitreißend und erfolgreich spielen kann. Klopp erobert auch Presseräume mit seiner frischen und forschen Art, mit seiner Fabulierlust und seinem Fabulierkönnen – und auch mit hübscher Fußballromantik.

Welches Spiel hat ihn geprägt? Was macht ihm Hoffnung, dass der BVB als Außenseiter in den Zweikampf mit dem Branchenführer FCB hineingehen und als Sieger aus ihm hervorgehen kann? Ungarn gegen Deutschland. Der erste Weltmeistertitel für die Deutschen im Jahr 1954. Die Mannschaft von Trainer Sepp Herberger galt als Sparringspartner für die Ungarn-Auswahl. Und am Ende stand ein Triumph, der die Nation prägte, der ihr Last von den Schultern nahm. Nur die Ausgangssituation und die Möglichkeiten, die darin stecken, vergleicht Klopp allerdings mit dem Finale der Champions League. Denn: „Am Ende bleibt es einfach ein Fußballspiel.“ Eines, vor dem man „bereit sein muss, ganz groß zu träumen, ganz groß zu denken."

Klopp zieht es nicht auf die Insel

Und danach wird, wie immer es enden mag, weiter gearbeitet. Eine weitere Frage aus England hat nämlich Michael Zorc beantwortet, der Sportdirektor der Borussen. Nein, es zieht Jürgen Klopp nicht auf die Insel. Ja, er sei sicher, man werde das gemeinsam begonnene Projekt in den kommenden Jahren gemeinsam weiter führen.