Rom/Istanbul. Italiens Nationaltrainer Cesare Prandelli fordert bei rassistischen Ausfällen durch Zuschauer generell Spielbabbrüche. Milan-Torjäger Mario Balotelli war beim torlosen Unentschieden gegen den AS Rom am Sonntag durch Gesänge beleidigt worden. „Man muss rassistische Tifosi verbannen“, sagt Prandelli
Italiens Fußball-Nationaltrainer Cesare Prandelli fordert generelle Spielabbrüche im Fall von rassistischen Ausfällen durch Zuschauer, Didier Drogba hat derweil zum verbalen Gegenschlag ausgeholt: Nach den jüngsten Rassismus-Vorfällen in Italien und der Türkei wird der Ruf nach Konsequenzen lauter. „Bei derartigen Vorfällen darf ein Spiel nicht vorübergehend unterbrochen, sondern muss ganz beendet werden. Empörung allein genügt nicht mehr“, sagte Prandelli: „Man muss rassistische Tifosi verbannen. Fans im Stadion müssen gegen beleidigende Chöre rebellieren.“
Der dunkelhäutige Milan-Torjäger Mario Balotelli war beim torlosen Unentschieden gegen den AS Rom am Sonntag durch Gesänge der Gäste-Tifosi beleidigt worden. Das Spiel wurde dennoch nach einer Unterbrechung beendet. Der italienische Verband reagierte am Montagabend und verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 50.000 Euro gegen den Klub.
Idem verurteilt Vorfälle
Auch Italiens Sportministerin, Kanu-Olympiasiegerin Josefa Idem, verurteilte den Vorfall. „Balotelli ist ein Spieler, der sich offen gegen Rassismus ausgesprochen hat. Die Attacken gegen ihn sind inakzeptabel. Ich rufe alle Spieler auf, rassistische Chöre zu verurteilen“, sagte Idem.
Aber auch in der Türkei ist man geschockt. Nach rassistischen Beleidigungen durch Anhänger von Fenerbahce Istanbul nahm sich Didier Drogba vom türkischen Meister Galatasaray Istanbul in einem sehr persönlichen Facebook-Eintrag die rassistischen Fans zur Brust.
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„Du nennst mich einen Affen, aber du hast geweint, als Chelsea 2008 Fener besiegt hat. Du nennst mich einen Affen, aber du bist vor dem Fernseher rumgehüpft, als ich die Champions League gewonnen habe. Du nennst mich einen Affen, aber du wurdest wahnsinnig, als ich mit Galatasaray Meister wurde, und das einzige, was Dir einfällt, ist, mich einen Affen zu nennen, obwohl du aufgesprungen bist, als mein „Affenbruder“ zwei Tore geschossen hat. Und du nennst dich selbst einen wahren Fan?“, schrieb der 35-jährige Ivorer und fügte ein Bild hinzu, das die Entwicklung vom Affen zum Menschen zeigt.
Droga und Eboue beschimpft
Am vergangenen Sonntag waren die Galatasaray-Spieler Drogba und Emmanuel Eboue rassistisch beschimpft worden. Beim 2:1-Sieg von Fenerbahce hatte der dunkelhäutige Stürmer Pierre Webo beide Treffer der Gastgeber erzielt.
Balotellis Mannschaftskollege Kevin Prince Boateng, der selbst wiederholt ins Visier rassistischer Fans geraten war, zeigte sich unterdessen mit Balotelli solidarisch. „Rassismus ist ein kompliziertes Phänomen. Wir müssen es geschlossen in und außerhalb der Stadien bekämpfen“, sagte der gebürtige Berliner.
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Boateng hatte bei einem Testspiel im Januar wegen rassistischer Beleidigungen den Platz verlassen. Seine Mitspieler schlossen sich ihm an, die Partie gegen den Viertligisten Pro Patria wurde daraufhin abgebrochen. „Der Sport hat eine soziale Verantwortung und kann viel tun“, hatte Boateng bei einer Ansprache vor der UNO in Genf im März betont.
Auch der Fußballverband (FIGC) fasst noch strengere Maßnahmen gegen Rassismus ins Auge. „Geldstrafen gegen Klubs lösen nicht das Problem, sondern benachteiligen nur die Vereine. Man muss verhindern, dass bestimmte Personen Zugang zum Stadion erhalten. In Notfällen soll das ganze Stadion geschlossen werden. Damit wollen wir ein klares Signal gegen Rassismus setzen“, sagte Verbandschef Giancarlo Abete. Dieser Vorschlag soll dem Uefa-Exekutivkomitee bei einer Sitzung am 24. Mai unterbreitet werden, bei der Maßnahmen zur Bekämpfung des Rassismus diskutiert werden sollen. (sid)