München/Essen. . Wegen der Steueraffäre ist FC-Bayern-München-Präsident Uli Hoeneß laut einem Medienbericht vor einem Monat vorläufig festgenommen worden. Hoeneß befinde sich demnach derzeit nur gegen Zahlung einer Millionen-Kaution auf freiem Fuß. Bundespräsident Gauck schaltete sich ein und forderte mehr Steuerehrlichkeit.

Zumindest einige Momente lang durfte Uli Hoeneß die immer brisanteren Enthüllungen um seine Steuersünde ausblenden - und auf der VIP-Tribüne jubeln wie in besten Zeiten. Nur ein paar Stunden, nachdem die "Süddeutsche Zeitung" von einer vorläufigen Festnahme von Hoeneß im März berichtet hatte, feierte der Aufsichtsratschef in der Allianz Arena begeistert das gigantische 4:0 des deutschen Fußball-Rekordmeisters gegen den FC Barcelona. Hoeneß wirkte äußerlich unbeeindruckt von den jüngsten Entwicklungen, als er eine Stunde vor Anpfiff einem Wagen entstieg und mit einem rot-weißen Schal um den Hals ins Stadion ging.

Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ liegt gegen Hoeneß ein Haftbefehl vor. Danach war der 61-Jährige am 20. März von Strafverfolgern vorläufig festgenommen worden. Die Ermittler hatten sein Haus durchsucht, um Unterlagen für das Steuerverfahren zu finden. Gegen eine Kaution von fünf Millionen Euro sei er wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

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Die vorläufige Festnahme sei ein ernster Hinweis, dass die Selbstanzeige möglicherweise nicht strafbefreiend sein wird, so die Zeitung. Im Fall von Selbstanzeigen sind Haftbefehle ungewöhnlich. Ursprünglich soll die Justiz von Hoeneß sieben Millionen Euro gefordert haben. Hoeneß habe in den vergangenen Wochen Auflagen erfüllen und sich zweimal wöchentlich bei Behörden melden müssen. Diese Auflage sei inzwischen aufgehoben worden. Was den Haftbefehl ausgelöst hat, war am Dienstag nicht in Erfahrung zu bringen.

Gauck zu Fall Hoeneß: Mündige Bürger müssen Pflichten akzeptieren

Bundespräsident Joachim Gauck hat mit Blick auf die Steueraffäre von Hoeneß die Bedeutung von Steuerehrlichkeit hervorgehoben. Zu einer funktionierenden Demokratie gehöre die Bereitschaft aller, etwas dazu beizutragen, sagte er am Dienstag dem Saarländischen Rundfunk (SR) während seines Antrittsbesuchs im Saarland. "Wir können nicht wählen, ob wir Steuern zahlen, jedenfalls nicht legal." Es gehöre zur Verantwortung mündiger Bürger, Pflichten zu akzeptieren.

Im konkreten Fall des Präsidenten des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München wolle er keine moralische Verurteilung vornehmen, sagte Gauck dem Sender weiter. Menschen seien nicht fehlerfrei. Aber bei Menschen, die im Fokus stünden, fielen Fehler ganz besonders auf. "Wenn Vorbilder ihren Vorbildcharakter verlieren, dann wird da eine Lücke entstehen bei Menschen, die mit großen Augen in Richtung des Vorbilds gesehen haben."

Hoeneß: "Habe schweren Fehler gemacht" 

Hoeneß, der offenbar über ein Jahrzehnt ein dem Fiskus nicht bekanntes Konto bei einer Schweizer Bank unterhielt, hat die Selbstanzeige Mitte Januar beim Finanzamt eingereicht. Er soll mittlerweile 3,2 Millionen Euro Steuern samt Aufschlägen gezahlt haben, um seine Steuerschuld zu tilgen.

Hoeneß äußerte sich am Dienstag erstmals über die Steuerhinterziehung und bezeichnete sie als schweren Fehler. Er versuche, diesen mit einer Selbstanzeige wieder halbwegs gutzumachen, sagte Hoeneß weiter. „Ich will reinen Tisch machen. Das Gesetz bietet ja diese Möglichkeit.“

Der Bayern-Präsident soll nach Zeitungsberichten über sein Schweizer Konto Zockergeschäfte abgewickelt haben. Der frühere – und inzwischen verstorbene – Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus soll auf das Konto Millionen eingezahlt haben. Das Geld soll anfangs gemeinsamen Spekulationsgeschäften der beiden Freunde gedient haben. Die Einzahlung sei im Jahr 2000 geschehen, ein Jahr bevor Adidas mit zehnprozentigem Anteil beim FC Bayern einstieg. Dafür zahlte Adidas angeblich 75 Millionen Euro in Aktien. Louis-Dreyfus, eine schillernde Figur der Sportszene, war vorbestraft wegen illegaler Spielertransfers bei Olympique Marseille. (hl/dpa)

Zitate Uli Hoeneß

"Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern." (Uli Hoeneß 2005 in einem Interview der "Bild"-Zeitung)

"Wenn die Unternehmer alle in die Schweiz gehen, ist auch keinem geholfen. Mit einer Reichensteuer geht es dem kleinen Mann kein Stück besser." (Hoeneß 2009 in der ZDF-Talkshow "Maybrit Illner")

"In den vergangenen 20 Jahren sind in der Finanzwelt Menschen am Werk gewesen, die einen katastrophalen Job gemacht haben. Uns wurde vorgegaukelt, dass viele Finanzprodukte so unglaublich wichtig seien. Dabei hatten diese nur ein Ziel: die Taschen gewisser Leute voll zu machen." (Hoeneß 2012 in der Zeitung "Die Welt")

"Unsere Spieler kicken schon jetzt eine Halbzeit fürs Finanzamt, da kommen wir nicht weiter, wenn man 60 oder 70 Prozent nimmt." (Hoeneß 2012 in der ARD-Talkshow "Günther Jauch")

"Wenn früher eine Mark in der Kasse meiner Eltern fehlte, haben wir sie auf dem Boden gesucht. Die Stimmung beim Weihnachtsfest hing entscheidend davon ab, wie gut wir vorher verkauft hatten." (Hoeneß im Februar 2011 im "Hamburger Abendblatt")

"Natürlich will ich Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein." (Hoeneß 2011 im Magazin "Brand Eins")

"Die Finanzwelt zeigt keine Bereitschaft, zur Volkswirtschaft beizutragen. Eine Krankenschwester trägt mehr zur Volkswirtschaft bei als ein Spekulant. Wenn ich sehe, dass Optionsscheine für Reis steigen, sage ich zu meiner Frau: 'Das bedeutet, dass Menschen hungern müssen, weil sie sich keinen Reis mehr kaufen können.'" (Hoeneß 2011 im Magazin "Brand Eins")

"Ich habe für mein Schweinefleisch fünf verschiedene Lieferanten. Ich rufe an, lasse mir die Preise geben und kaufe dann. Für was aber brauchen Banker Schweinebäuche?" (Wurstfabrikant Hoeneß über Spekulationsgeschäfte von Banken)

"Es ist vielleicht langweilig, aber es soll uns nie schlechter gehen als jetzt. Das ist mein Wunsch. Ich muss nicht nach Hawaii oder auf die Malediven. Wenn ich irgendwann mal Lust dazu habe, werde ich das machen. Aber das ist nicht mein Lebenstraum." (Hoeneß Anfang 2012 vor seinem 60. Geburtstag)

"Ich bin kein Besserwisser, sondern ein Bessermacher." (Hoeneß 2010 vor einem Auftritt als Gastredner bei der CSU-Vorstandsklausur)

"Ich habe mit meiner Meinung noch nie hinter dem Berg gehalten. Und bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass man damit bei der Bundeskanzlerin landen kann. Sie will Leute, die querdenken. Sie will Leute, die ihr nicht nach dem Mund reden. Deswegen bin ich Fan von Merkel!" (Hoeneß über Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel)

"Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee, der Nelson Mandela von der Säbener Straße und die Mutter aller Manager." (Vorstandschef Rummenigge in seiner Festrede zum 60. Geburtstag von Hoeneß)

"Franz Beckenbauer hat einmal gesagt, wir alle müssen dem FC Bayern dienen. Uli Hoeneß war immer der größte Diener des FC Bayern." (Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge 2009 über Hoeneß)

"Er ist, glaub ich, schon als Manager auf die Welt gekommen." (Franz Beckenbauer 2009 über Uli Hoeneß)

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