München. Zum Anpfiff des Halbfinal-Hinspiels gegen den FC Barcelona entrollten die Bayern-Fans in der Südkurve ein großes Banner mit der Aufschrift: „Schöne heile Welt.“ Ansonsten gab es aber weder Pfiffe noch Applaus für Bayern-Präsident Uli Hoeneß, Deutschlands prominentesten Steuersünder.
Es war die pure Ironie: „Schöne heile Welt“, stand auf dem zehn Meter langen Banner, das die Bayern-Fans pünktlich zum Anpfiff in ihrer heimischen Südkurve entrollten. Da, wo die Ultras sitzen, jene Fan-Gruppierung, mit der Uli Hoeneß schon seit längerem über Kreuz liegt. Die schöne heile Welt aber war erst am Wochenende richtig aus den Fugen geraten, seit der Bayern-Präsident, der zum Vorbild erhobene Uli Hoeneß plötzlich als Deutschlands prominentester Steuersünder gilt.
Wie würden die Bayern-Fans auf den möglichen Fall ihres Idols reagieren? Die Antwort abseits des einen einzigen Banners: gar nicht. Keine Sprechchöre oder demonstrative Aufmunterung. Das Spiel war schlicht größer, war wichtiger als die Beschäftigung mit dem „Fall Hoeneß“. Für die Fans ebenso wie für die Bayern-Elf auf dem Rasen.
Hoeneß im rot-weißen Bayern-Fanschal
Und Uli Hoeneß selbst? Was würde er machen am Tag der Tage, dem Spiel der Spiele. Die Antwort: Er kam, ganz unspektakulär. „Warum soll er sich denn verstecken?“, fragte Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer in seiner gewohnt entspannten Art. Und so schritt der 61-jährige Hoeneß gut eine Stunde vor Spielbeginn, gewandet in den bekannt rot-weißen Bayern-Fanschal, in die Arena und nahm in einer Loge Platz.
Kurz vor dem Anpfiff beteiligte sich Hoeneß an der Choreographie, mit der alle Ränge in Rot und Weiß getaucht worden waren. Dann nahm er Platz, umrahmt von guten Bekannten wie dem früheren Bayern-Profi Bixente Lizarazu oder auch dem früheren Bundesinnenminister Otto Schily, der einst für die SPD am Berliner Kabinettstisch saß. Jene Partei, die grade mächtig mit dem Finger auf Hoeneß zeigt. Ein Sozialdemokrat, der sich öffentlich mit Uli Hoeneß zeigt – auch das trägt eine pikante Note.