Gelsenkirchen/Dortmund. . Das Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund setzt immer große Emotionen frei. “Es ist das speziellste Bundesliga-Spiel einer jeden Saison“, sagt BVB-Trainer Jürgen Klopp. Die Frage ist, welcher Film diesmal aufgeführt wird.

Der FC Schalke 04 gegen Borussia Dortmund - das Duell zwischen den ­alten Revier-Rivalen versetzt die Fußball-Fans in Vorfreude. „Es ist das speziellste Bundesliga-Spiel einer jeden Saison“, sagt BVB-Trainer Jürgen Klopp. Ein Duell, das ­immer wieder viele Emotionen freisetzt. Eigentlich ist jedes Derby ­großes Kino. Mal sehen, welcher Film gespielt wird (Samstag, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker).

Indianer Jones

Jermaine Jones trüge wohl am liebsten einen Tomahawk in seinem Stutzen. Zumindest aber zählt der Schalker Mittelfeldspieler zu den eher humorlosen Vertretern der Verteidigungskunst. Deswegen ist er in der Liga gefürchtet und in der eigenen Mannschaft höchst akzeptiert. Häuptlinge nennt man einen wie ihn.

Er ist einer, der voran geht. Einer, der unbequem ist. Einer, der wachrüttelt, wenn der Laden im Spiel dahinzudämmern droht. Kurzum: Einer fürs Derby.

Nur hat Jermaine Jones die Kriegsbemalung einmal zu oft aufgetragen. Er fehlt den Schalkern wegen einer Sperre nicht nur gegen Dortmund, sondern auch ein paar Tage darauf in der Champions League gegen Istanbul.

Eine entscheidende Schwächung für Königsblau.

Howgh. Die Experten haben gesprochen.

Eiskalte Bengel

Sie sind jung, sie sind Nationalspieler und sie sind derzeit die prägenden Figuren des jeweiligen Spiels: Mario Götze (20) führte den BVB gegen Donezk ins Viertelfinale der Champions League, Julian Draxler (19) besorgte den Sieg gegen Wolfsburg mit zwei Toren und einer Vorlage beinahe im Alleingang. „Ich bin großer Fan, von dem, was er da auf dem Platz so tut und sehr glücklich, dass das Schicksal ihn und mich hier zusammengeführt hat“, sagt Jürgen Klopp über seine Nummer 10. Aber auch bei Draxler spart er nicht mit Lob. „Das ist ein großartiger Junge, der alles verbindet, was man als guter Fußballer so braucht: Er ist schnell, technisch gut, torgefährlich und hat eine ordentliche Körpergröße. Zudem verfügt er über den jugendlichen Elan, der hilft, das ganze auch auf den Platz bringen.“ Beide sind in Topform. Guter Zeitpunkt.

Leaving Gelsenkirchen

Für Christoph Metzelder könnte dieses Derby das letzte seiner Laufbahn sein. „Es geht in die letzte Runde meiner Karriere“, sagt der Schalker Abwehrspieler, „ich werde das Derby danach mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr spielen.“

Das könnte beim königsblauen Anhang durchaus für Erleichterung sorgen, schließlich hat der 32-Jährige nur zwei Derbys in seiner Karriere gewonnen - beide im Trikot des BVB. Sein letzter Einsatz war besonders bitter für S04: Metzelder und Co. verdarben dem Rivalen 2007 mit einem Sieg die Meisterschaft.

Der Vertrag des früheren Nationalspielers läuft am Ende der Saison aus. Wie es dann weitergeht? Das ist noch offen. In Amerika kann man die Karriere gut ausklingen lassen.

Wie wär’s? Las Vegas?

Denn sie wissen nicht immer, was sie tun

Der Start in die Rückrunde war ein vogelwildes 5:4 gegen Hannover - und auch danach wirkte die Schalker Defensive nicht immer so, als habe sie die Lage stets zuverlässig im Griff. 14 Gegentreffer in sieben Spielen, nur eines davon zu Null.

Und nun muss sich Trainer Jens Keller auch noch etwas einfallen lassen: Marco Höger, der zuletzt Rechtsverteidiger spielte, wird wohl die Indianer-Jones-Position einnehmen, Innenverteidiger Joel Matip musste in dieser Woche wegen einer Grippe mit dem Training aussetzen. Sein Einsatz: fraglich. Die Chance für Metzelder, seine Bilanz aufzubessern.

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Die Fans hoffen, dass er weiß, was er tut.

Felix reloaded

Das Hinspiel entschied der FC Schalke für sich. 2:1 - Höger und ­Ibrahim Afellay trafen. Nun hat ­Königsblau die Chance, beide Spiele in einer Saison zu gewinnen. Das gab es für den BVB zuletzt in der Saison 2009/2010. Jefferson Farfan stellte den Sieg in Dortmund sicher, Benedikt Höwedes und Ivan Rakitic drehten im Heimspiel die Führung durch Nuri Sahin noch um. Dortmunds Trainer hieß damals schon Jürgen Klopp, der auf Schalke Felix Magath.

Vielleicht macht es ihm Jens Keller ja jetzt nach. Keller ist ganz entspannt, was die Sache angeht. „Hier in Deutschland ist es das größte Derby, das man spielen kann“, sagt er. „Wir wollen unseren Fans ein Spiel mit Einsatz, Engagement und Leidenschaft zeigen. Aber es geht um drei Punkte.“

Bei Anruf Sport

Jürgen Klopp grübelt noch über die Besetzung der nächsten Szene im schwarz-gelben Erfolgsfilm dieser Saison. Casting ist alle drei Tage, was vermutlich auch das Problem ist, denn Sven Bender brachte aus dem Spiel gegen Donezk eine Sprunggelenksverletzung mit, für die selbst der hartgesottene Mittelfeldmann ein paar Tage zur Rekonvaleszenz benötigt. Und Sebastian Kehl erlitt im jüngsten Heimspiel gegen Hannover den Anbruch einer Rippe – was schmerzhaft ist, ihn aber freilich nicht daran hinderte, Bender zur Halbzeit gegen Donezk abzulösen. Mats Hummels trainierte nach einem Infekt nur einmal mit der Mannschaft. Dennoch: Keiner der Protagonisten dürfte sich weigern, wenn Klopp das Mitwirken ausdrücklich verlangt. Kamera ab, Ton ab – uuuuund bitte!

Spiel mir das Lied vom Tor

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Hätte zuletzt jemand versucht, das sportliche Wirken von Klaas-Jan Huntelaar auf der Mundharmonika musikalisch darzustellen, wäre dabei vermutlich nur ein Mitleid erregendes Röcheln heraus gekommen. Schalkes Klassestürmer darbte im Zentrum des Sturms vor sich hin und traf – Vorsicht: leicht dramatisierte Darstellung - vom Strand aus das Meer nicht. Über zehn Stunden blieb er in Serie ohne Treffer, aber jetzt, rechtzeitig zum Derby meldet sich die personifizierte Torgefahr der vergangenen Saison zurück. Huntelaar traf gegen Wolfsburg - und Schalke hofft, dass es nun so weiter gehen möge. Am besten so wie beim Dortmunder Kollegen Robert Lewandowski, der traf zuletzt wie er will. Oder anders formuliert: Er könnte die Mundharmonika derzeit auch mit einem Geigenbogen spielen.

Im Westen was Neues

Die Stimmung kippt in Gelsenkirchen – und zwar zum Guten. Argwöhnisch war der mürrisch wirkende Jens Keller nach seiner Inthronisierung als Schalker Trainer beäugt worden. Mittlerweile zeitigt seine Arbeit erste Erfolge und die Zuversicht kehrt zurück an den Ernst-Kuzorra-Weg. „Es ist kein Zuckerschlecken für so einen jungen Kollegen, der in so einer Phase Cheftrainer wird bei einem Bundesligisten, der die Themen des Fußball-Alltags durchaus gern hitzig diskutiert“, sagt Klopp, „dass er da die Kurve gekriegt hat, freut mich wirklich. Schalke ist in der Spur und sie haben Qualität. Aber wir sind auch nicht so schlecht drauf.“