Leverkusen/Moskau/Stuttgart. Hannover 96 und Bayer Leverkusen müssen um den Einzug ins Achtelfinale der Europa League bangen. Hannover verlor am Donnerstagabend in Moskau mit 1:3 (1:1) gegen Anschi Machatschkala. Leverkusen unterlag Benfica Lissabon mit 0:1. Das Spiel Stuttgart gegen Genk endete 1:1.
Auch in der Europa League klappt es nicht: Der VfB Stuttgart hat nach seiner beispiellosen Pleitenserie in der Bundesliga durch ein 1:1 (1:0) gegen den KRC Genk keine ordentliche Ausgangsbasis für den Einzug ins Europapokal-Achtelfinale schaffen können. Christian Gentner brachte die Schwaben mit seinem Tor in der 42. Minute in Führung. In den ersten Sekunden der Nachspielzeit schockte aber Glynor Plet die Schwaben. Nun gehen die Schwaben auch nicht mit dem erhofften Selbstvertrauen in die wegweisende Bundesliga-Partie bei 1899 Hoffenheim am Sonntag. Im Rückspiel am kommenden Donnerstag in Belgien muss der VfB um das Erreichen der nächsten Runde im internationalen Fußball-Geschäft ernsthaft bangen.
Nur noch 15 200 Zuschauer wollten den VfB Stuttgart am Donnerstagabend sehen. VfB-Trainer Bruno Labbadia setzte trotz der fünf Misserfolge in Serie auf Kontinuität und schickte exakt das Team auf den Platz, das am Samstag beim 1:4 gegen Bremen die letzte Enttäuschung hatte einstecken müssen. Dem Spiel der Schwaben war die Verunsicherung deutlich anzumerken. Spürbar war die Angst, nur keinen Fehler machen zu wollen. Einzig Ibrahima Traoré zeigte Mut und Engagement - das war aber zunächst zu wenig.
Gentner trifft zum 1:0
Wenn sich doch eine Chance bot, wurde diese erstmal leichtfertig vertan. Vedad Ibisevic (15.) lief allein auf Genk-Torwart Laszlo Köteles zu, scheiterte aber an dem Schlussmann. Auch Martin Harnik (31.) konnte das ersehnte Führungstor nicht erzwingen, als er aus kurzer Distanz Köteles anschoss. Genk präsentierte sich nicht als übermächtiger Gegner, hatte aber lange keine Probleme, den VfB in Schach zu halten. Stürmer Elyaniv Barda (15.) hätte per Kopfball beinahe ein Tor für die Gäste erzielt. VfB-Torwart Sven Ulreich streckte sich aber gerade noch erfolgreich und lenkte den Ball um den Pfosten.
Kurz vor der Pause kam dann doch noch die vorläufige Erlösung. Einen Schuss von Gotuko Kasai ließe Köteles abprallen. Ibisevic schlug noch ein Luftloch, doch Gentner lupfte den Ball zur Führung ins Tor - nicht glanzvoll, aber auch nicht unverdient. "Ich habe gesagt: 'Wir müssen einfach einen reinstolpern'", sagte VfB-Sportdirektor Fredi Bobic erleichtert. Fast hätte ein Abwehr-Lapsus aber noch vor der Pause alles zunichtegemacht. Ulreich rettete mit einer Glanztat gegen Jelle Vossen (44.) die Führung.
Die erhoffte Befreiung trat beim VfB aber nicht ein. Das Spiel blieb auf einem sehr mäßigen Niveau. Labbadia brachte für Tunay Torun Raphael Holzhauser und Shinji Okazaki für den erneut komplett enttäuschenden Harnik. Einen Energieschub brachten die Personalwechsel nicht, zumal der Beste, Traore (74.), angeschlagen raus musste. Winter-Zugang Alexandru Maxim kam zu seinem VfB-Debüt. Da auch der Vierte der belgischen Fußball-Liga keinen ganz großen Aufwand betrieb, plätscherte das Spiel ohne großer Aufreger dem Ende entgegen - doch dann kam der große Schock in der Nachspielzeit durch Plets spätes Kopfballtor. (dpa)
Leverkusen - Lissabon 0:1 - Cardozo schockt Bayer in der 61. Minute
Das Weiterkommen in der Europa League wird für Bayer Leverkusen zu einer Zitterpartie. Bei Schneefall und eisigen Temperaturen unterlag der Werksklub im Hinspiel der Zwischenrunde gegen Portugals Rekordmeister Benfica Lissabon mit 0:1 (0:0).
Der Paraguayer Oscar Cardozo (61.) schloss nach Vorarbeit von Andre Almeida einen Sololauf mit einem Lupfer erfolgreich ab. Die Niederlage für den Bundesliga-Tabellendritten war verdient, denn der zweimalige Europapokalsieger der Landesmeister wirkte in der Spielanlage reifer und insgesamt abgeklärter.
Der Werksklub konnte dagegen an die letzten guten Leistungen in der Bundesliga gegen Dortmund (2:3) und in Gladbach (3:3) nicht anknüpfen. Die Rheinländer stehen damit im Rückspiel am 21. Februar im Estadio da Luz von Lissabon mit dem Rücken zur Wand.
Sam brachte nicht die erhoffte Belebung
Über weite Strecke wirkte das Bayer-Spiel vor 25 375 Zuschauern zusammenhanglos, lange Zeit hatte man den UEFA-Cup-Sieger von 1988 nicht so konzeptlos gesehen. Nachdem sich beide Klubs knapp 19 Jahre zuvor im Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger beim 4:4 in der BayArena einen offenen Schlagabtausch und ein Torfestival geliefert hatten, konnte die Darbietung am Donnerstag allenfalls die rund 3500 angereisten Benfica-Fans erwärmen.
Auch die Hereinnahme von Sidney Sam zu Beginn der zweiten Halbzeit für Nationalspieler Andre Schürrle brachte nicht die erhoffte Belebung aufseiten der Gastgeber. Dem Bayer-Spiel fehlten die Struktur und die Linie. Eine Großchance vergaben Michal Kadlec und Lars Bender (jeweils 60.).
Vielleicht erwiesen sich die personellen Veränderungen im Team aufgrund des bevorstehenden Bundesliga-Heimspiels gegen den FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker) als zu gravierend. Das Leverkusener Trainergespann Sami Hyypiä/Sascha Lewandowski hatte drei neue Spieler ins Team rotiert. Für Sebastian Boenisch, Daniel Carvajal und Sam spielten Hajime Hosogai, Michal Kadlec und Jens Hegeler.
Schon nach einer Viertelstunde übernahm Benfica das Kommando, der 32-malige portugiesische Champion hatte die erste Chance und sollte auch in der Folgezeit dominieren. Der Niederländer Ola John setzte sich an der Strafraumgrenze durch, doch sein Schuss wurde von Innenverteidiger Daniel Schwaab abgeblockt (14.). Eine Minute später stellte der Uruguayer Urreta Bayer-Keeper Bernd Leno aus 20 Metern mit einem Flachschuss auf die Probe.
In der 25. Minute verfehlte Ezequiel Garay aus 25 Metern das Bayer-Gehäuse. Das Spiel von Bayer war eher auf Zufall abgestimmt, es gab kaum zusammenhängende Kombinationen. Lissabon bestimmte das Tempo und diktierte weitgehend die Szenerie. Kadlec (46.) besaß nach einem Fehler von Almeida eine Chance, verzog aber den Ball. Castro (65.) und Hegeler (68.) vergaben ebenfalls. Auf der Gegenseite verfehlte John mit einem Schlenzer das Ziel.
Der auffälligste Leverkusener war noch der unermüdliche Lars Bender. Bei Benfica gefielen vor allem Torwart Artur, Kapitän Luisao und Nemanja Matic. (sid)
Anschi Machatschkala - Hannover 96 3:1 - 96-Torwart Zieler verhindert höhere Niederlage
Hannover 96 hat es bei der Kraftprobe im Moskauer Fußball-Kühlschrank eiskalt erwischt. Nach dem 1:3 (1:1) gegen Anschi Machatschkala am Donnerstagabend muss der Fußball-Bundesligist um den Einzug ins Achtelfinale der Europa League bangen. Auf dem Kunstrasen des Luschniki-Stadions bekamen die Niedersachsen vom Milliardärs-Club aus dem Nordkaukasus um Superstar Samuel Eto'o nach ordentlichem Start gerade in der zweiten Halbzeit die Grenzen aufgezeigt und müssen sich im Rückspiel in einer Woche steigern, damit die eigene Europa-Reise weitergeht.
Huszti brachte Hannover in Führung
Szabolcs Huszti (22. Minute) hatte Hannover vor nur etwa 10 000 Zuschauern in Führung gebracht. Eto'o (34.), Odil Achmedow (48.) und Moubarak Boussoufa (64.) erzielten die Tore für die Russen, die sich in Marbella auf das Rückspiel in Hannover vorbereiten werden. Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler hielt einen von Eto'o (59.) aufreizend lässig geschossenen Foulelfmeter und verhinderte so ei,ne noch klarere Niederlage.
Eine gute Nachricht für Hannover kam von Mame Diouf. Der Angreifer konnte nach auskurierter Oberschenkelblessur mitwirken. Aber auch die Hausherren hatten einen rechtzeitig Genesenen in ihren Reihen: Eto'o. Der einstige Champions-League-Sieger legte nach seiner Rückenverletzung gleich munter los, spielte den Ball aus spitzem Winkel vor das 96-Tor, fand aber keinen Abnehmer (2.).
Hannover versuchte dem Anschi-Spiel den Schwung zu nehmen. Kontrolliert wurde der Ball in den eigenen Reihen gehalten. Gefahr sollte durch schnelle Vorstöße über Diouf und Ya Konan entstehen. Perfekt lief dies beim Führungstreffer. Einen langen Ball von Christian Schulz legte Diouf für Huszti ab. Der ehemalige Russland-Legionär schoss aus etwa 20 Metern unter gütiger Mithilfe von Anschi-Torwart Wladimir Gabulow ein. Es war das erste Heimgegentor in der Europa League für die Russen.
Eto'o schien genervt. Immer wieder verhedderte sich der Kameruner in der Hannover-Defensive. Die Fans der Hausherren, aus der Teilrepublik Dagestan in der Konfliktregion Nordkaukasus in die russische Hauptstadt eingeflogen, hatten auch keinen rechten Spaß. In der riesigen Schüssel Luschniki-Stadion, in der rund 1200 Sicherheitskräfte im Einsatz, aber nur ganz wenige Blöcke gefüllt waren, waren nur die etwa 500 Fans aus Hannover zu hören: "La la la la la la la Europapokal".
35-Millionen-Euro-Transfer Willian legte für Eto'o auf
Doch der Spaß der Niedersachsen war schnell vorbei. 35-Millionen-Euro-Transfer Willian passte von der rechten Seite in die Mitte. Eto'o stand frei und schob problemlos zu seinem vierten Europa-League-Tor ein. Nun drückten die Hausherren, nichts war mehr davon zu merken, dass Anschi durch die Pause der russischen Liga keine Spielpraxis hat. Glück hatte Hannover, dass eine Stolper-Notbremse von Johan Djourou an Eto'o nicht mit Platzverweis und Strafstoß geahndet wurde.
Der Druck der Russen setzte sich in der zweiten Halbzeit verstärkt fort. Und Achmedow hatte keine Mühe schnell zur Führung aus zwölf Metern einzuschieben. Nun feierten die Anschi-Fans. Nach Foul von Schulz an Eto'o hätten sie fast noch mehr Grund zum Jubeln gehabt, doch ihr Idol konnte Zieler beim Strafstoß mit einem arroganten Anlauf nicht verunsichern. Dafür erhöhte Boussoufa den Vorsprung nach einer erneuten schnellen Kombination über die Flügel. Hannover hatte noch gute Chancen durch Mohammed Abdellaoue (74./87.), Sergio Pinto (81.) und Didier Ya Konan (90.+3), doch das erhoffte zweite Auswärtstor gelang nicht. (dpa)