Essen. Für den italienischen Fußball liegt in dem massiven Unmut gegenüber den rechtsradikalen Auswüchsen eine Chance. Er kann versuchen, endlich Veränderungen auf seinem kleinen Feld herbeizuführen. Mehr darf man nirgendwo vom Fußball erwarten. Ein Kommentar.
Offensichtlich musste erst ein auf dem schwierigen Pflaster des Berliner Wedding groß gewordener Junge mit deutsch-ghanaischen Wurzeln daherkommen, um Italiens Fußball die Richtung zu weisen. So geht es nicht weiter. Wir müssen uns gegen Pöbeleien und Angriffe, gegen Diskriminierung und Rassismus wehren. Wir dürfen die Menschen, die für uns das Spiel spielen, das wir lieben, nicht allein lassen. Wir sind in der Verantwortung, sie und damit uns und unser Wertesystem zu schützen. Cesare Prandelli, Italiens Nationaltrainer, hat es nach Kevin-Prince Boatengs Aufsehen erregender Selbstbehauptungsgeste auf den Punkt gebracht. Er hat gestöhnt: „Wir sind das so leid.“ Und das bedeutet: Das ist schon so lange allgegenwärtig, dass wir es einfach nicht mehr ertragen wollen und können. Also: Sense, bitteschön.
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Für den italienischen Fußball liegt in diesem massiven Unmut gegenüber den rechtsradikalen Auswüchsen natürlich eine Chance. Er kann versuchen, endlich Veränderungen herbeizuführen. Veränderungen auf seinem kleinen Feld. Und mehr darf auch niemand nirgendwo vom Fußball erwarten. Er kann sich immer nur möglichst ehrbar darum bemühen, mit dem gut umzugehen, was zum Beispiel aus schlimmen Ängsten vor Konkurrenz durch die übers Mittelmeer ins Land eindringenden afrikanischen Flüchtlinge in Kombination mit dem Genuss bewusstseinstrübenden TV-Schwachsinns erwächst. Vielleicht sollte Boateng in diesem Zusammenhang einmal bei Italiens Ex-Präsidenten, dem Medienmogul und aktuellen Vorstandsmitglied des AC Mailand vorsprechen. Bei Silvio Berlusconi.