Busto Arsizio. . Der italienische Fußball ist erneut von einem Rassismus-Skandal überschattet worden. Ein Freundschaftsspiel zwischen dem AC Milan und dem Viertligisten Pro Patria wurde aufgrund rassistischer Gesänge einer Fangruppierung abgebrochen. Der ehemalige Dortmunder Kevin-Prince Boateng verließ nach rassistischen Rufen den Platz und erntete dafür solidarischen Applaus der Zuschauer.
Nach rassistischen Beschimpfungen durch gegnerische Fans hat Kevin-Prince Boateng gemeinsam mit seinen Teamkollegen des AC Mailand in einem Testspiel vorzeitig den Platz verlassen. In der 26. Minute der Partie beim Viertligisten Pro Patria drosch der frühere Berliner am Donnerstag wütend den Ball in Richtung der Zuschauer, zog sich das Trikot aus und ging gefolgt von seinen Mitspielern vom Rasen. Der Schiedsrichter unterbrach die Partie, die beim Stand von 0:0 nicht wieder gestartet wurde.
"Wir müssen dieses unzivilisierte Verhalten stoppen"
Nach Angaben von Milan hätten vier Anhänger der Heimmannschaft die dunkelhäutigen Boateng, M'Baye Niang und Sulley Muntari rassistisch beleidigt. "Ich bin enttäuscht und betrübt, aber ich denke, dass es die richtige Entscheidung war, nicht auf das Feld zurückzukehren - aus Respekt vor unseren Spielern und allen anderen farbigen Spielern in jeder Liga", sagte Mailands Trainer Massimiliano Allegri. "Wir müssen dieses unzivilisierte Verhalten stoppen. Italien muss ein bisschen zivilisierter und intelligenter werden." "Dieser Vorfall schadet dem Ansehen des italienischen Fußballs", hieß es in einer Erklärung der Mailänder. Boateng twitterte derweil: "Es ist eine Schande, dass so etwas noch vorkommt."
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Wie Kapitän Massimo Ambrosini berichtete, hätten die Rufe bereits deutlich vor Boatengs Reaktion begonnen: "Wir wurden von Beginn an belästigt. Wir haben ein Zeichen gegen solch hässliche Vorfälle gesetzt. Wir müssen derartigen Ereignissen ein Ende bereiten." Ambrosini weiter: "Wir haben ein Zeichen gegen solch hässliche Vorfälle gesetzt. Wir müssen derartigen Ereignissen ein Ende bereiten."
Während der Unterbrechung hatten die Spieler des Amateur-Clubs Pro Patria aus Busto Arsizio noch versucht, mit ihren Anhängern zu sprechen, um eine Fortsetzung des Spiels zu ermöglichen. Club-Präsident Pietro Vavassori verurteilte die rassistischen Rufe und zeigte Verständnis für Boatengs Reaktion. "Ich bin verbittert, verstehe aber Milans Entscheidung", sagte Vavassori. Seinen Angaben nach gehörten die Störenfriede nicht zu den Fanclubs des Vereins. "Die Herrschaften wurden ermittelt. Sie gehören nicht zu den Ultras von Pro Patria", betonte der Club-Chef.
Busto Arsizios Bürgermeister Gigi Farioli beklagte, dass seine Stadt durch einige wenige Zuschauer in ein falsches Licht gerückt worden sei: "90 Prozent der Zuschauer haben applaudiert, als die Spieler das Feld verließen", berichtete Farioli.
Rassistische Äußerungen in Italien gang und gäbe
Laut der Zeitung "Gazzetta dello Sport" war es das erste Mal, dass ein Spiel in Italien wegen rassistischer Rufe abgebrochen wurde. Der italienische Verbandspräsident Giancarlo Abete bezeichnete den Vorfall als "entsetzlich und nicht tolerierbar. Wir müssen mit aller Macht reagieren, um die wenigen Kriminellen zu isolieren, die dieses Freundschaftsspiel in einen Aufruhr verwandelt haben, der den ganzen italienischen Fußball beleidigt."
In den italienischen Fußball-Stadien kommt es immer wieder zu rassistischen Sprechchören gegen farbige Spieler. Auf den Tribünen waren auch schon Spruchbänder mit Hakenkreuzen und faschistischen Parolen zu sehen. In Rom zeigten radikale Lazio-Fans vor einigen Jahren sogar einmal ein Spruchband mit der Aufschrift "Auschwitz ist Eure Heimat, die Öfen Euer zu Hause". Als Reaktion auf diese und zahlreiche weitere rassistische Zwischenfälle weitete die Regierung die Befugnisse der Polizeichefs in den Stadien aus. Neben den Schiedsrichtern können auch die Polizeichefs Spiele im Falle von Ausschreitungen oder Gesetzesverstößen abbrechen. (dpa/sid)