Madrid. Provoziert Jose Mourinho seinen Abschied von Real Madrid? Mitten in der sportlichen Krise sägt der umstrittene Coach am Denkmal Iker Casillas, bei der Niederlage gegen den FC Malaga (2:3) saß die Real-Legende nur auf der Bank . angeblich aus rein sportlichen Gründen.

Der Weihnachtsfrieden in Madrid war bereits nachhaltig gestört, da schwang sich Jose Mourinho zum Grinch auf. Das Fest der Liebe klaute Reals Coach zwar nicht, sein aktuelles Vergehen könnte allerdings kaum schlimmer sein. Zwei Tage vor Weihnachten degradierte Mourinho Madrids Säulenheiligen "San" Iker Casillas zum Bankdrücker und erklärte gewohnt überheblich, Ersatztorhüter Antonio Adan sei einfach besser als der Welt- und Europameister.

Sollte Mourinho durch die schwache Saison - nach der 2:3-Pleite beim FC Malaga hat Real 16 Punkte Rückstand auf den Erzrivalen aus Barcelona - nicht schon genug Kritiker gegen sich aufgehetzt haben, gerät der Portugiese spätestens jetzt unter Beschuss. Ganz Madrid fragt sich nun: Provoziert Mourinho seinen Abgang beim spanischen Rekordmeister?

"Keinerlei Rücktrittsgedanken"

"The Special One" lassen solche Spekulationen naturgemäß kalt, in seinem Universum entscheidet nur er selbst über sein Schicksal. "Ich habe keinerlei Rücktrittsgedanken und fürchte auch nicht um meinen Job", ließ Mourinho wissen. Seine Mannschaft stehe voll und ganz hinter ihm. "Wenn ich spüre, dass die Spieler nicht wollen, bin ich zu ehrlich, um einen aussichtlosen Kampf zu kämpfen. Aber die Spieler wollen", sagte Mourinho.

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Die Frage ist nur, wie lange noch. Hinter Casillas Degradierung stecke viel mehr - ein Machtkampf, heißt es in Madrid. Bereits zu Beginn des Jahres sollen sich der viermalige Welttorhüter und sein streitbarer Trainer bekriegt haben. Nachdem sich Mourinho wiederholt mit dem FC Barcelona angelegt hatte, soll Casillas die Teamkollegen der spanischen Nationalmannschaft angerufen haben, um den Frieden zu wahren.

Tim Wiese stand auf dem Wunschzettel

Das Tischtuch war zerschnitten, Mourinho erklärte öffentlich, dass auch Iker Casillas nicht unantastbar sein dürfe und forderte starke Konkurrenz für die Real-Ikone. Selbst Tim Wiese stand auf Mourinhos Zettel, den Wunsch nach einem weiteren Weltklassekeeper erfüllte ihm Präsident Florentino Perez allerdings nicht. Antonio Adan kommt aus dem Reserveteam von Real Madrid Castilla und ist als ernsthafter Konkurrent für Casillas nur schwer zu verkaufen.

Mourinho versucht es dennoch und geht damit wieder einmal auf Konfrontationskurs; lärmend, stoisch, provokant - so wie es seine Art ist. Casillas ist da anders, er ist ein Mann der leisen Töne. Kein Titan, der den Stürmern alleine schon durch breite Schultern und ein grimmiges Gesicht Angst einjagt wie damals Oliver Kahn, dafür reaktionsschnell, konzentriert und beständig. Der 31-Jährige hat es nicht nötig, sich auf öffentliche Scharmützel mit Mourinho einzulassen.

Casillas stärkt Mourinho den Rücken

So stärkte der Kapitän vor dem Spiel in Malaga seinem Trainer sogar den Rücken. "Mourinho hat ohne jeden Zweifel unsere vollste Unterstützung. Der Grund für die Gegentreffer nach Standardsituationen ist nicht etwa, dass einzelne Verteidiger schlecht spielen oder dass der Torhüter nicht rauskommt, um den Ball zu klären. Es ist die Schuld jedes einzelnen von uns", sagte Casillas, der seit 23 Jahren für Real spielt.

Sollte der Machtkampf tatsächlich eskalieren, gibt es in Madrid keinen Zweifel, wer ihn als Sieger verlässt. "San Iker" hat in seiner Laufbahn bei Real bereits 13 Trainer kommen und gehen sehen - Mourinho eingerechnet. Und der hat den stolzen Madrilenen nun auch noch das Weihnachtsfest verdorben. (sid)