Madrid. Star-Trainer Jose Mourinho wird Real Madrid laut eines Berichts der Sporttageszeitung Marca spätestens am Saisonende verlassen. Ausschlag für die Entscheidung des Klub-Chefs Florentino Perez habe die jüngste Provokation Mourinhos beim Derby gegen Atletico am vergangenen Samstag gegeben.

Porträtfotos von Jose Mourinho und Florentino Perez in einem zerbrechenden Herzen - so bebilderte die spanische Sporttageszeitung Marca am Montag die bevorstehende „Scheidung“ im Hause Real Madrid. Eine große Liebe war es jedoch nie zwischen dem portugiesischen Star-Trainer und dem Präsidenten des spanischen Fußball-Rekordmeisters. Nun hält die beiden „Eheleute“ anscheinend nicht mal mehr das gemeinsame Interesse beieinander.

Mourinho, meldete Marca unter der Überschrift „Divorcio“, werde spätestens zum Saisonende von Perez geschieden. „Der Zyklus Mou nimmt sein Ende“, schrieb das gewöhnlich gut informierte Blatt. Der 49 Jahre alte Coach werde die Königlichen in der kommenden Saison trotz laufenden Vertrages bis 2016 nicht mehr betreuen. Grund für den bevorstehenden Abschied soll, wie in einer ganz normalen Ehe, die zerrüttete Beziehung der beiden Partner sein.

Auch das Online-Portal der MARCA macht mit dem
Auch das Online-Portal der MARCA macht mit dem "Scheidungsbild" auf. © Screenshot: marca.com

Den Ausschlag für die Entscheidung des Klub-Chefs habe die jüngste Provokation Mourinhos beim Derby gegen Atletico (2:0) am vergangenen Samstag gegeben. „The Special One“ hatte sich vor der Partie - wie angekündigt - dem Votum der Fans gestellt. Um 21.20 Uhr betrat er den Rasen zur „Volksabstimmung“, jedoch waren zu diesem Zeitpunkt, 40 Minuten vor Spielbeginn, nur rund 3000 Wahlberechtigte erschienen. Von den meisten erntete Mourinho höflichen Applaus. Für Perez war Mourinhos Tat gleichwohl „Selbstmord“, wie Marca schrieb.

Und: Es war nicht das erste Mal, dass der Coach Perez mit seiner exzentrischen Art gegen sich aufbrachte. Mourinho lieferte sich mit Sergio Ramos, einem guten Freund des deutschen Real-Profis Mesut Özil, über Wochen einen Kleinkrieg. Zu Torhüter Iker Casillas, einer Klub-Ikone, wird Mourinho ebenfalls ein schwieriges Verhältnis nachgesagt. Mit der öffentlichen Fehde mit Alberto Toril, Trainer der zweiten Mannschaft, machte er sich weitere Feinde im eigenen Lager. Spätestens, als sich Mourinho kürzlich mit Perez darüber stritt, ob Real einen offiziellen Sprecher brauche, lief das Fass wohl über.

Um so verwunderlicher, dass es beim „Referendum“ am Samstag nur ganz vereinzelte „Mourinho raus“-Rufe und wenige Pfiffe gab. Allerdings: Im voll besetzten Estadio Santiago Bernabeu hatte sich Mourinho zuletzt Deftigeres anhören müssen. Zu aussichtslos ist die Lage in der Primera Division, wo der stolze Hauptstadt-Klub und Titelverteidiger nach 14 Spielen bereits elf Punkte hinter dem FC Barcelona herhinkt.

Auch ein möglicher Triumph in der Champions League, der von den Madridistas heiß ersehnte zehnte, dürfte Mourinho, seit 2010 im Amt, nicht mehr retten. In Madrid rechnen sie ohnehin längst damit, dass Mourinho selbst gar kein Interesse mehr daran hat, seinen Vertrag zu erfüllen. Paris St. Germain wedelt mit den (Petro-)Dollar-Scheinen und strebt angeblich einen Doppel-Deal mit Cristiano Ronaldo an.

Und dann wäre da noch der FC Chelsea. Dort hält Rafael Benitez den Stuhl als Interimstrainer warm, steht nach seinen ersten drei Spielen ohne Sieg aber schon im Kreuzfeuer der Kritik („der fette Rafa“). Möglich, dass es im Sommer doch noch zu einer Liebesheirat kommt. In London, zwischen „Mou“ und Blues-Boss Roman Abramowitsch. (sid)