Essen. Welche deutsche Stadt als möglicher Spielort für die Fußball-EM 2020 infrage kommt, wird erst im kommenden Jahr entschieden. Berlin gilt als erster Kandidat für die “Heimspiele“ der deutschen Nationalmannschaft.
Einen Tag nach der EURO-Revolution hat der Kampf der Städte um die EM-Spiele begonnen. Berlin gilt als erster Kandidat für die "Heimspiele" der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft 2020, die erstmals auf dem gesamten Kontinent ausgetragen werden soll. Doch die Konkurrenz formiert sich bereits.
"Die Hauptstadt ist ein geeigneter Austragungsort, sowohl was die Fußballbegeisterung als auch die Infrastruktur betrifft. Das haben wir schon beim Sommermärchen 2006 unter Beweis gestellt", sagte Berlins Sportsenator Frank Henkel auf Anfrage des Sport-Informations-Dienstes (SID).
Berlins Regierender Bürgermeister zurückhaltend
Etwas zurückhaltender äußerte sich Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit: "Natürlich würde Berlin sich freuen, wenn der DFB sich für die Hauptstadt entscheidet. Die Voraussetzungen dafür sind vorhanden." Das Olympiastadion fasst bei internationalen Spielen 74.000 Zuschauer.
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte bereits angekündigt, dass sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) "auf jeden Fall mit einer deutschen Stadt bewerben" werde. Doch auch in anderen deutschen Städten hat man Geschmack an der Ausrichtung von voraussichtlich mindestens drei EM-Spielen bekommen.
Der Hamburger Fußball-Verband (HFV) hat die Hansestadt ins Gespräch gebracht. "Hamburg sollte dabei sein und sich deshalb bewerben. Hamburg ist in der Lage, so eine Aufgabe hervorragend zu bewerkstelligen", sagte HFV-Präsident Dirk Fischer. Die Hamburger Arena hat Platz für 52.000 Fans. Zuvor hatte sich Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge für München als Spielort (68.000) ausgesprochen. "Ich hoffe und wünsche mir, dass München als einer dieser Austragungsorte nominiert wird", sagte der 57-Jährige auf SID-Anfrage.
Hamburg bringt sich ins Gespräch
Auch die Münchner Stadtratsfraktion der CSU will die EM in die bayrische Landeshauptstadt holen. "München hat bei der WM 2006 bereits gezeigt, wie großartig die Stadt höchstklassige internationale Fußballevents ausrichten kann", sagte der Fraktionsvorsitzende Josef Schmid: "Wir sollten die fröhliche und temperamentvolle Fußballstimmung, die diese Stadt seit vielen Jahren prägt, mit einem ´Bewerbungsfreistoß´ erfolgreich verwandeln."
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Beim deutschen Meister Borussia Dortmund bleibt man hingegen gelassen, was eine mögliche EM-Austragung vor bis zu 66.000 Fans in Dortmund betrifft. "Natürlich würden wir uns darüber freuen. Aber wir haben es nicht nötig, jetzt reflexartig Lobbyarbeit zu betreiben. Wenn die Menschen, die es zu entscheiden haben, über Dortmund nachdenken, haben sie unsere Nummer und können uns gerne anrufen", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dem SID.
Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Fußballstandorten
Auch in anderen europäischen Länder steht ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen prestigeträchtigen Fußballstandorten bevor. England hat sich bereits mit dem Londoner Wembley-Stadion als Finalort ins Gepräch gebracht, hätte mit dem Old Trafford in Manchester aber noch einen weiteren Standort in der Hinterhand. Im Land des Welt- und Europameisters Spanien läuft hingegen alles auf einen Showdown zwischen Madrid und Barcelona hinaus. Und selbst das kleine Belgien sieht sich mit Brüssel als "Haupstadt Europas" für die Finalaustragung ganz besonders geeignet.
Doch entschieden wird der Wettlauf der Metropolen erst später. "Im Moment ist die EM nur ein weißes Blatt Papier. Noch ist nichts entschieden. Ich habe die Idee vorangetrieben, die Mitglieder haben abgestimmt. Ich kann noch nicht sagen, wo es hinführen wird", sagte UEFA-Präsident Michel Platini. Zudem gehe es bei der Auswahl der Austragungsorte auch um "politische und geographische Entscheidungen".
Nach SID-Informationen will die zuständige UEFA-Komission für Nationalverbände, der auch DFB-Präsident Niersbach angehört, bis zum Frühjahr 2013 die Rahmenbedingungen und Kriterien für den Bewerbungsprozess ausarbeiten. Erst danach steht fest, welche Städte in Betracht kommen könnten. Der anschließende Bewerbungsprozess soll zwölf Monate dauern. (sid)