Essen. . Markus Babbel galt bei der TSG Hoffenheim von Anfang an als unsichere Personalie. Statt nach andauernder Erfolglosigkeit selbst endlich Verantwortung zu übernehmen, schiebt er diese auf die Spieler ab. Bahn frei für unwürdige Spielchen. Ein Kommentar von Reinhard Schüssler.
Es ist das hinreichend bekannte unwürdige Spielchen. Wobei die Namen austauschbar sind. Diesmal betrifft es Markus Babbel. „Sonntag gegen Bremen sitzt er auf der Bank", hat Hoffenheims Manager Andreas Müller versichert. Was der TSG-Trainer kaum als Rückendeckung betrachten wird. Zumal er sich schon seit Saisonbeginn als Trainer auf Abruf fühlen muss.
In Zeiten, da der Erfolgsdruck im Profifußball immer höher wird, neigen Vereine bekanntlich zu Schnellschüssen. Der TSG Hoffenheim ist dieser Vorwurf im Fall Babbel nicht zu machen. Im Gegenteil: Der Klub muss sich heute fragen lassen, ob er nicht besser schon nach dem beispiellos desaströsen 0:4-Pokalaus beim Viertligisten Berliner AK die Reißleine gezogen hätte, ungeachtet des zu erwartenden negativen Echos in den Medien.
Babbel vor Charaktertest
Markus Babbel jedenfalls hat seitdem zu keinem Zeitpunkt die Zweifler widerlegen können. Seinen Offenbarungseid leistete er jetzt nach dem 2:4 in Nürnberg, als er die Verantwortung auf die Spieler („ich habe mich lange schützend vor sie gestellt“) abwälzte. Im Originalton: „Das Team hat wohl gedacht: Das machen wir jetzt so, wie wir meinen. Das langweilt langsam.“
Im Sport ist es in Mode gekommen, nach Rückschlägen von einem bevorstehenden „Charaktertest“ für die Spieler zu sprechen. Merkwürdigerweise werden die Fußballlehrer davon ausgenommen. Dabei wäre es doch gerade ein Zeugnis großen Charakters, einzugestehen, die Mannschaft offenbar nicht mehr erreichen zu können. Nebenbei: Mit dem Bekenntnis zur persönlichen Verantwortung ließe sich jedes unwürdige Spielchen ersparen.