Essen. Die Fans boykottieren die kommenden drei Bundesliga-Spiele − zumindest die ersten 12:12 Minuten. „Der Protest soll den Vereinen vor Augen führen, wie die Situation sein würde, wenn wir nicht da wären“, sagte Philipp Markhardt, Sprecher der Initiative. Viele Aktivisten sehen die Fankultur bedroht.
Grabesstille auf der Südtribüne in Dortmund, eine schweigende Nordkurve in Hamburg und gespenstische Ruhe in der Frankfurter Arena beim Derby gegen Mainz: Mit einem zwölfminütigen Stimmungsboykott wollen die Fans in den Bundesliga-Stadien ab Dienstag gegen das von der Deutschen Fußball Liga (DFL) geplante Sicherheitskonzept „Sicheres Stadionerlebnis“ protestieren. Die konzertierte Aktion unter dem Motto „Ohne Stimme - keine Stimmung“ ist zunächst für die nächsten drei Spieltage in den drei Profiligen angekündigt.
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„Der Protest soll den Vereinen vor Augen führen, wie die Situation sein würde, wenn wir nicht da wären“, sagte Philipp Markhardt, Sprecher der Fan-Initiative „12:12“ dem Sport-Informations-Dienst (SID) am Montag: „Wir wollen zeigen: Die Leute sind gegen das Konzept. Ob wir aber tatsächlich Erfolg haben, wird sich am 12. Dezember zeigen.“ An diesem Tag will der Ligaverband mit seinen 36 Profiklubs bei seiner Mitgliederversammlung in Frankfurt/Main das umstrittene Positionspapier verabschieden.
Die Fans sehen ihre Rechte beim Stadionbesuch eingeschränkt. Obwohl ein erster Maßnahmenkatalog von der DFL nach intensiven Gesprächen mit organisierten Fan-Gruppierungen und den Sicherheitsbeauftragten der Vereine überarbeitet wurde, hagelt es Kritik. Die DFL habe mit dem Konzept Grenzen überschritten. Viele Aktivisten sehen die deutsche Fankultur bedroht. Der Weg in Richtung englische Verhältnisse werde damit bereitet.
DFL überlässt Vereinen die Durchführung vereinzelter Kontrollen
„Auch in der neuen Fassung besteht weiterhin die Möglichkeit der Kollektivbestrafung“, sagt Markhardt und führt dabei eine mögliche Verringerung der Kartenkontingente für Gästefans an. Und obwohl die DFL kürzlich noch einmal versicherte, dass es in den Stadien keine Ganzkörperkontrollen geben werde, sorgt dieser Punkt weiter für Diskussionsstoff. In der überarbeiteten Fassung vom 15. November überlässt die DFL den Vereinen die Durchführung vereinzelter Kontrollen in Zusammenarbeit mit der Polizei.
„Das neue Papier enthält zwar das Wort Vollkontrollen nicht mehr, dennoch findet man weiterhin Umschreibungen, die letzten Endes darauf hinauslaufen“, sagte Markhardt: „Solche Kontrollen greifen zu sehr in die Persönlichkeitsrechte aller Fans ein, weswegen wir das Entkleiden weiter kategorisch ablehnen.“ Die von der DFL vorgeschlagenen Aktionen dienen, so eine Stellungnahme der Fanvertretung des 1. FC Kaiserslautern, einzig der Beruhigung der öffentlichen Wahrnehmung, nicht aber der Verbesserung der Sicherheit.
Dynamo Dresden unterstützt DFL
Unterstützung erhielt die DFL unterdessen von Dynamo Dresden. Nach der kurzfristigen Ablehnung durch den Zweitligisten FC St. Pauli am Ende der vergangener Woche begrüßten die Sachsen das Papier ausdrücklich. „Dynamo Dresden ist auch weiterhin offen für einen Dialog über die Möglichkeiten zur Verbesserung der Sicherheit in unseren Stadien und zur Eindämmung der bestehenden Probleme. Deshalb begrüßen wir die konstruktiven Änderungen im DFL-Konzept und weite Teile seines Inhalts“, sagte Präsident Andreas Ritter.
Die Fans schließen eine Verlängerung des Stimmungsboykotts derweil nicht aus. „Sollten wir unsere Ziele bis zum 12. Dezember nicht erreichen, könnte es weitergehen“, sagt Markhardt. (sid)