Wolfsburg. . Der VfL Wolfsburg traf mit Sportdirektor Klaus Allofs auf ein Bremen ohne Klaus Allofs. Das 1:1 reißt zumindest keine neuen Wunden auf. Ein bisschen merkwürdig dürfte Klaus Allofs schon zu Mute gewesen sein, als diese 90 Minuten vor ihm abgelaufen sind.
Es ist ja nicht so, als habe der VfL Wolfsburg keine Tradition. In den Gängen der VW-Arena hängen große Fotos, auf denen ein Mann namens Imre Farkaszinski zu sehen ist. Der Ungar war mit Unterbrechungen 13 Jahre lang Trainer in Wolfsburg, und wer sich für den gehobenen norddeutschen Amateurfußball interessiert, erinnert sich an seinen Namen. Klaus Allofs wiederum war 13 Jahre lang Sportdirektor bei Werder Bremen als er praktisch von einem Tag auf den anderen zum VfL gewechselt ist. Man erhofft sich dort viel von Allofs: Erfolg, Anerkennung, Sympathiegewinn und Kontinuität.
Klaus Allofs ist erst ein paar Tage in Wolfsburg tätig, aber vor seine erste große Bewährungsprobe hatte ihn der Spielplan – man will ja nicht gleich die Laune des Schicksals bemühen – schnell gestellt: Wolfsburg gegen Werder. Allofs gegen Schaaf, Allofs gegen seine Vergangenheit, man kann das so und so und so drehen. Am Ende stand ein 1:1, an diesem Tag zwischen diesen Vereinen das beste aller möglichen Ergebnisse, weil es niemanden verletzte und allen die Chance gab, wieder zum Alltag überzugehen.
Von Klaus Allofs hatte man ohnehin nichts anderes erwartet, als dass er die Begegnung mit dem Verein, den er vor etwas über eine Woche nach mehr als einer Dekade verlassen hatte, unaufgeregt, souverän und freundlich über die Bühne bringen würde. „Die Entscheidungen sind gefallen, nun sollte man auch zur Normalität übergehen“, sagte Allofs. Und zur Normalität gehört, dass der Ex-Bremer vor und nach dem Spiel kurz mit Thomas Schaaf sprach, der ihn ein gefühltes Leben lang als Trainer begleitet hat, und dass Allofs nach Spielschluss jeden der Bremer Spieler kurz abklatschte – und sich danach bitteschön nur noch mit seinem neuen Arbeitgeber beschäftigen wollte.
Auch interessant
M it seinem neuen Arbeitgeber ist das ein bisschen wie mit einem Klassiker aus dem Hause Volkswagen. VW hat den VfL mit Hilfe vieler Millionen in die Bundesliga gehievt, und seitdem läuft der VfL dort unter Einsatz von noch mehr Millionen auf. Und läuft und läuft und läuft – dem dauerhaften Erfolg und den bundesweiten Sympathien hinterher. Man hat es bei VW mit schillernden Namen versucht, doch seit Felix Magath abgelöst wurde, ist mit Lorenz-Günther Köstner ein Trainer am Werk, der vieles sein mag: ein solider Arbeiter, ein loyaler Angestellter und im Moment der Mann, der Wolfsburg in die Spur zurück gebracht hat. Aber ob das auf die Dauer reicht, wird Klaus Allofs ganz erheblich mitbestimmen. Das Ergebnis scheint offen zu sein: „Es wird einfach nicht akzeptiert, dass es im Moment kein Thema ist, über den Trainer zu reden“, sagt Allofs. Köstner selbst hat die Nase im Wind und wittert, dass sich trotz der Unterstützung durch die Fans etwas drehen könnte. „Man muss“, sagte er deshalb, „auch mal mit einem Punkt zufrieden sein, jetzt alles zu zerlegen, hat keinen Sinn.“
Ein bisschen merkwürdig dürfte Klaus Allofs schon zu Mute gewesen sein, als diese 90 Minuten vor ihm abgelaufen sind. Thomas Schaaf und er haben nämlich vor der Saison ein spannendes Team zusammen gezimmert. Mit Kevin de Bruyne, Marko Arnautovic und Eljero Elia stecken aufregende Kicker in der Bremer Wundertüte. Es können Dinge heraus kommen, die einem Spaß machen. Oder Dinge, die einen wütend machen, weil sie viel versprochen und das dann nicht eingelöst haben.
Entscheidender Platzverweis
In Wolfsburg mangelte es den Bremern zur Abwechslung nicht so sehr an defensiver Stabilität, Werder ließ sich nur einmal überraschen, als Bas Dost die durch den Platzverweis gegen Linksverteidiger Lukas Schmitz entstandene Unordnung ausnutzte (64.). Es fehlte ein besserer Stoßstürmer, als es Nils Petersen war, um nach dem 1:0 durch Arnautovic (35.) den Dreier perfekt zu machen.
Am Ende ließ das 1:1 allen Beteiligten alle Optionen. Thomas Schaaf geißelte das umstrittene Gelb-Rot gegen Schmitz als spielentscheidend, Klaus Allofs widersprach, konziliant im Ton, deutlich in der Sache. Nun ist es eben Realität: Dieses Duo ist nicht mehr. Und während man in Bremen nach dem Weg sucht, der in die Zukunft weist, hofft man in Wolfsburg, dass Allofs lange bleibt. Vielleicht so lang wie Imre Farkaszinski.