Bremen/Wolfsburg. VW versucht in Wolfsburg seit Jahren, Erfolg und Image zu kaufen. 2009 gelang das kurzfristig mit dem Gewinn des Meistertitels. Seitdem hinkt der VfL den Erwartungen hinterher. Nach Armin Veh, Dieter Hoeneß und Felix Magath ist Klaus Allofs der vierte Sportchef in drei Jahren.

Sommer 2002. Manche sagen, das sei die Zeitenwende beim VfL Wolfsburg gewesen. Es kam Stefan Effenberg. Mit blonder Freundin Claudia Strunz. Der ablösefreie Altstar brachte Glanz, Gloria und Paparazzi in die niedersächsische Provinz.

Wann genau die Bosse des Volkswagen-Konzerns beschlossen haben, dass sie den Fußballklub, der aus ihrem Werkssportverein zur körperlichen Ertüchtigung der Fließbandarbeiter hervorgegangen war, in ein Prestigeobjekt zur Imagesteigerung verwandeln, entzieht sich Außenstehenden. Fakt ist, dass Ferdinand Piech, der Konzern-Vorsitzende bis 2002, kein Fußballfreund war. Nach ihm ging es los. Zeitenwende.

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Jetzt soll es also Klaus Allofs als Sportchef richten. Koste es, was es wolle. Fünf Millionen Ablöse an Werder Bremen, so heißt es, drei Millionen Jahresgehalt. Man hat es ja. 15,8 Milliarden Euro war der Konzerngewinn im Jahr 2011, 3,5 Milliarden allein bei der VW AG, die hundertprozentige Inhaberin der Profifußball GmbH ist. Da fallen knapp 40 Millionen Transferausgaben (Quelle "Transfermarkt.de") für die letzte Saison wirklich nicht ins Gewicht.

Transferverlust seit dem Aufstieg knapp 135 Millionen Euro

Der VfL Wolfsburg braucht keinen Scheich und keinen Oligarchen. Wolfsburg ist alles durch das Werk und ohne das Werk wäre dort alles nichts. Nicht die gelobte Kunsthalle, nicht die VW-Stadt mit ihrem Fünf-Sterne-Hotel. Und eben auch kein Bundesligist. Für den VfL (und Bayer Leverkusen) gilt die 50+1-Regeln nicht, an die sich andere Vereine in Deutschland halten müssen. Sponsor und Profiabteilung sind eins.

"Das ist eine gewachsene Ungerechtigkeit, die ist eigentlich nicht in Ordnung. Eine einheitliche Linie innerhalb des Profifußballs wäre schon gut", sagt Carl Jarchow, der Vorstandsvorsitzende des Hamburger SV: "Man kann aber auch viel Geld vernichten. Auch das hat ja Wolfsburg eindrucksvoll gezeigt in den letzten Jahren."

"Transfermarkt.de" hat für die Jahre seit dem Bundesliga-Aufstieg einen Transferverlust von 135,962 Millionen Euro errechnet. Ausgaben von 284,477 Millionen Euro stehen Einnahmen von 148,515 Millionen Euro gegenüber. Nur für Spieler wohlgemerkt. Dazu kommen noch Gehälter sowie zahlreiche Abfindungen für Trainer und Manager wie Dieter Hoeneß, Felix Magath oder Armin Veh. Weitere 53 Millionen Euro kostet der Bau der Volkswagen Arena, die im Herbst 2002 fertig gestellt wurde. Der Zeitenwende.

VW-Arbeiter pfiffen kickende Kollegen aus

Seit März 2002 saß Martin Winterkorn im VW-Vorstand. Er war auch Aufsichtsrat bei Bayern München. Er ist Fußballfan. Er kennt die Statistiken über erfolgreiche Bundesligisten als Werbeträger für eine Stadt und eine Marke. Er kannte Felix Magath und hatte Glück bei der ersten Verpflichtung des Trainers/Managers im Juni 2007, ein halbes Jahr, nachdem er Vorstands-Vorsitzender des Konzerns wurde. Die Meisterschaft 2009 war das Ergebnis und der erneute Beweis, dass man Erfolg eben doch kaufen kann. Zumindest kurzfristig.

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Nur das mit dem Image, das klappte nicht so. Selbst die VW-Arbeiter haben ihre kickenden Kollegen noch im Herbst bei einem Werksbesuch ausgepfiffen. Durchschnittlich nur 160.000 Zuschauer wollten letzte Saison Live-Spiele bei Sky mit dem VfL sehen, nur Hoffenheim war noch uninteressanter. In einer repräsentativen Befragung der Technischen Universität Braunschweig schneidet der VfL aktuell als der am wenigsten sympathische Bundesligist ab. Sogar der traditionsreiche Nachbar Eintracht Braunschweig, der Tabellenführer der zweiten Liga, wird besser beurteilt.

Zeit, etwas zu tun. Nächster Versuch Klaus Allofs. Der wird erst einmal entscheiden, welcher Coach die "Wölfe" wieder in die oberen Tabellenregionen führen soll. Interimscoach Lorenz-Günther Könster gibt derzeit ein gutes Bild ab und brachte sich schon als Langzeit-Lösung ins Gespräch. Der ehemalige Amateur-Coach führte das Team mit drei Siegen aus vier Spielen zurück in die Erfolgsspur. Vor allem Spielmacher Diego blühte unter dem 60-Jährigen wieder auf. Allofs war es, der Diego im Jahr 2006 in die Bundesliga zu Werder Bremen geholt hatte.

In Bremen beginnt nach 13 Jahren mit dem Sportchef Allofs die Suche nach einem Nachfolger. Kandidaten sollen die ehemaligen Werder-Profis Dietmar Beiersdorfer und Frank Baumann sein. (sid/dapd)