Hannover. Blitzschnell, eiskalt vor dem Tor und selbstbewusst: Torjäger Mame Diouf begeistert Hannover als Spieler und als Typ. Auch auf internationaler Ebene kann der 24-Jährige heute Abend seine Klasse im Europa-League-Spiel gegen Helsingborgs IF zeigen.

Gemütlich auf dem Sofa sitzen, ein bisschen durch die TV-Programme zappen oder die Play-Station anschmeißen - so unspektakulär sieht ein perfekter Abend für den spektakulärsten Spieler von Hannover 96 aus. "Ich bin ein fauler Junge", sagt Mame Diouf und grinst schelmisch. Sogar den Weg vom Stadion zur geliebten Couch konnte oder wollte er sich über Wochen nicht merken. Und hat ihn nur deshalb geschafft, weil ihm das Navigationssystem seines Autos den Weg wies.

Doch dafür weiß der Angreifer ganz genau, wo das Tor steht. Lange war der 24-Jährige verletzt, fiel wegen eines Syndesmoseanrisses fast ein halbes Jahr aus. Doch jetzt produziert die Tormaschine wieder auf Hochtouren. In den vergangenen vier Spielen hat er immer getroffen.

"Ich hatte eine schwierige Zeit und will dem Team jetzt so viel helfen wie es nur geht", sagt Diouf. Starallüren sind ihm fremd. Diouf nimmt sich selbst nicht zu ernst und hat immer einen lockeren Spruch parat. Dafür lieben ihn Fans und Kollegen.

Diouf ist ein wichtiger Spieler für Hannover und ein geselliger Typ

"Mame ist lustig und sehr gesellig - ein unheimlich beliebter Spieler", sagt Trainer Mirko Slomka über seinen pfeilschnellen Angreifer, der ihm im Sturm ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Natürlich passt der Senegalese, der mit 15 Jahren die Schule schmiss, um Fußball-Profi zuwerden, genau in das rasante Konterspiel der "Roten". Aber zudem ist der 1,85-m-Mann enorm wuchtig, kann den Ball behaupten und paart seine spielerische Leichtigkeit mit einem angeborenen Torhunger. "Er trifft ja eigentlich immer und ist permanent gefährlich", sagt Slomka, "vielleicht, weil er sich keine großen Gedanken beim Toreschießen macht."

Auch im Europa-League-Spiel gegen Helsingborgs IF (heute, 21.05 Uhr) kann Diouf erneut seine ganze Klasse zeigen.

Hannovers Sport-Direktor Schmadtke hat viel Lob für Diouf

Diouf, der auf einer Party sicher als "50 Cent" durchgehen könnte und dem Rapper zum Verwechseln ähnlich sieht, genießt derweil das ruhige Leben an der Leine. "Das Training kommt mir gar nicht wie Arbeit vor, eher als würde ich mich mit Freunden treffen", sagt Diouf, den Sportdirektor Jörg Schmadtke in der Winterpause für 1,8 Millionen Euro von Manchester United nach Hannover lotste. Wenn er sich abends nicht auf der Couch lümmelt, geht er mit den Kollegen am liebsten Essen. Allerdings fällt die Verständigung nicht immer leicht. Diouf zeigt keine großen Ambitionen, deutsch zu lernen.

Hannover 96 v FC Augsburg - Bundesliga
Hannover 96 v FC Augsburg - Bundesliga

Schmadtke ist trotzdem voll des Lobes über sein "Schnäppchen", weil er frei von Kapriolen ehrliche Arbeit abliefert. "Mame ist ein sehr gradliniger Stürmer. Und er ist sich nicht zu schade, auch mal die schmutzigen Wege zu gehen", sagt der Sportdirektor. Seine Investition hat sich schon längst gelohnt. Dioufs Marktwert ist seit seinem Wechsel auf fünf Millionen Euro angestiegen.

Bis 2014 ist der Hochgelobte, über den 96-Legende Dieter Schatzschneider unlängst sagte, er sei nur zu halten, "indem man ihn erschießt", noch an Hannover gebunden. Voller Sebstbewusstsein strebt er sogar den Titel in der Europa League an. "Wenn wir jedes Spiel gewinnen, holen wir den Pokal", sagte Diouf der Sport Bild, "es klingt banal, aber genauso gehe ich es an." Kraft für die großen Aufgaben schöpft Diouf auf seinem Sofa.
(sid)