Manchester. Rendezvous mit der Vergangenheit: Superstar Robin van Persie trifft nach seinem Wechsel zu Manchester United erstmals auf seinen Ex-Klub FC Arsenal. Der in London schmerzlich vermisste RVP erzielte bisher in neun Premier-League-Partien sieben Tore, vier weitere legte er vor.

Robin van Persie hatte die Lacher auf seiner Seite. Zur festlichen Hochzeit seines Kumpels Fabrice Muamba, der Anfang des Jahres auf dem Platz kollabiert war und dessen Herz für 78 Minuten aufgehört hatte zu schlagen, erschien van Persie mit einem Lächeln im Gesicht, einem feinen schwarzen Anzug, roter Krawatte - und ausgelatschten Turnschuhen. Für diesen stilistischen Fauxpas vergangene Woche musste sich der Superstar von seinen Kollegen in der Kabine von Manchester United einige Sprüche anhören. Doch van Persie kann es sich leisten.

Ferguson: "Es muss noch mehr kommen"

So gewagt sich der zurückhaltende Niederländer auf dem gesellschaftlichen Parkett bewegt, so überragend agiert er im Moment auf dem Rasen. Wie in den vergangenen Jahren trifft der 29-Jährige auch nach seinem Wechsel aus London vom FC Arsenal zu United geradezu nach Belieben. Rund 30 Millionen Euro hatte Sir Alex Ferguson im Sommer für den Angreifer überwiesen und bekam im Gegenzug bisher in neun Premier-League-Partien sieben Tore und vier Vorlagen. "Ich bin ganz zufrieden mit ihm. Er kann ein Spiel entscheiden", sagte Ferguson in seiner gewohnt schottisch-knurrigen Art, "aber es muss noch mehr kommen." Vielleicht schon am Samstag bei van Persies Rendezvous mit der Vergangenheit.

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Erstmals trifft van Persie mit den Red Devils auf seinen Ex-Klub. Und weil es nicht so oft vorkommt, dass ein Spieler vom ewigen Herausforderer zum ewigen Gejagten wechselt, dürften die Arsenal-Fans ihrem einstigen Helden einen unschönen Empfang bereiten. Arsenal-Trainer Arsene Wenger rief vorsorglich schon einmal zur Mäßigung auf: "Er hat acht Jahre seine Leistung für uns gebracht. Ich hoffe unsere Fans begegnen ihm mit dem nötigen Respekt."

Podolski hätte gerne mit RVP zusammengespielt

Doch wenn man sich die aktuelle Form des Angreifers vor Augen hält, kann man die Wut der Arsenal-Fans ganz gut verstehen. Van Persie benötigte keine Anlaufzeit in Manchester, fügte sich nahtlos in das neue System ein und harmoniert sogar mit Wayne Rooney, dem zweiten Alphatier im United-Sturm. Kein Wunder, dass Wenger und van Persies Nachfolger Lukas Podolski dem Niederländer nachtrauern. "Er ist der effektivste Stürmer der Liga", sagte Wenger, "aber darüber nachzudenken, wie sehr wir Robin vermissen, hilft uns nicht weiter." Und Podolski meinte unlängst: "Ich hätte lieber mit ihm zusammengespielt."

Allein in der vergangenen Saison hatte "RVP" mit seiner unorthodoxen, schleichenden Spielweise 37 Tore für Arsenal gemacht. Doch weil es einmal mehr nicht zu einem Titel reichte, forcierte van Persie seinen Transfer und wechselte zum Rekordmeister - in der Hoffnung, endlich wieder eine wichtige Trophäe in den Händen halten zu können. Mit Arsenal gelang 2005 nur der Sieg im FA-Cup. "Wenn ich vor schweren Entscheidungen in meinem Leben stehe, höre ich immer auf den kleinen Jungen in mir. Dieser kleine Junge schrie nach Manchester United", sagt van Persie über seinen Wechsel zu United, "dieser Verein atmet Fußball."

United statt City

Beim Stadtrivalen und Emporkömmling Manchester City hätte er auch unterschreiben können und rund 370.000 Euro in der Woche verdienen können. Bei United sind es jetzt "nur" 250.000 Euro. Dafür liefert van Persie Tore nahezu wie am Fließband.

Anständige Schuhe dürfen dem kleinen Jungen da auch wirklich egal sei. (sid)