Trondheim/Hannover. Hannover 96 und Bayer Leverkusen bleiben in der Europa-League-Gruppenphase unbesiegt. Hannover besiegte UD Levante trotz Rückstand und Unterzahl mit 2:1. Bayer Leverkusen setzte sich durch ein Tor von Stefan Kießling bei Rosenborg Trondheim mit 1:0 durch.
Mit viel Kampf und großer Leidenschaft hat Hannover 96 seinen ersten Dreier in der Gruppenphase der Europa League eingefahren. Die Elf von Trainer Mirko Slomka drehte die Partie gegen UD Levante aus Spanien trotz 81-minütiger Unterzahl und siegte verdient mit 2:1 (1:1). Mit vier Punkten nach zwei Spielen haben die Niedersachsen klaren Kurs auf die K.o.-Runde im Frühjahr genommen.
Die frühe Führung der Spanier durch einen Foulelfmeter von Michel (10.) glich Szabolcs Huszti wenig später per Handelfmeter (21.) aus. Das 2:1 erzielte Didier Ya Konan kurz nach der Pause (49.). Dabei spielten die "Roten" ab der 9. Minute in Unterzahl. Karim Haggui hatte nach einer Notbremse gegen den ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönig Theofanis Gekas eine umstrittene Rote Karte gesehen.
Hannover ließ sich vom doppelten Schock in der Anfangsphase nicht aus dem Konzept bringen und spielte auch in Unterzahl weiter mutig nach vorne. '96' war dem Gast nicht nur kämpferisch überlegen, sondern überzeugte auch immer wieder mit durchdachten Spielzügen. Levante, das am ersten Spieltag mit 1:0 gegen Helsingborg gewonnen hatte, blieb über weite Strecken harmlos und erspielte sich kaum nennenswerte Chancen.
Slomka setzte auf Attacke
96-Trainer Slomka setzte mit drei nominellen Stürmern von Beginn an auf Attacke. Nach dem 2:2 zum Auftakt der Gruppenphase bei Twente Enschede sollte gegen den Vorjahressechsten der Primera Division unbedingt ein Heimsieg folgen. So kehrte in vorderster Front neben Jan Schlaudraff und Ya Konan der zuletzt fehlende Artur Sobiech (Kapselzerrung im Knie) in die Mannschaft zurück.
Doch der Plan von Slomka wurde schnell durchkreuzt. Nach dem Platzverweis für Haggui musste Schlaudraff schon früh weichen, für ihn kam Verteidiger Felipe und komplettierte fortan die Abwehrreihe.
Der Bundesliga-Fünfte zeigte sich vor 34.600 Zuschauern in der WM-Arena von Hannover allerdings nur kurz geschockt. Vor allem die agilen Offensivkräfte Huszti, Ya Konan und Sobiech sorgten ein ums andere Mal für Torgefahr. So war es auch der Pole Sobiech, der mit seinem Fallrückzieher für ein erstes Ausrufezeichen sorgte (15.). Der Ausgleich durch den zurzeit besten Bundesliga-Scorer Huszti war die logische Konsequenz der Überlegenheit der Hausherren.
Levante, das in der Meisterschaft in dieser Saison noch keinen Punkt auf fremden Platz geholt hat, agierte bei seinem ersten Gastspiel auf deutschem Boden lange passiv und brachte bis auf die Führung in der ersten Halbzeit nicht viel nach vorne. Gekas sowie der Ex-Bayern-Profi Christian Lell blieben beim Vorortklub aus Valencia, der von gerade einmal 36 Fans in die niedersächsische Landeshauptstadt begleitet wurde, über weite Strecken blass. Lell musste das Feld mit Oberschenkelproblemen noch in der ersten Halbzeit verlassen (33.).
Nächster 96-Gegner ist Helsingborg
96-Torwart Ron-Robert Zieler, der in der Bundesliga zuletzt zwei Mal patzte, wurde erstmals nach 56 Minuten ernsthaft geprüft. Einen Kopfball aus kurzer Distanz konnte der Nationalkeeper glänzend parieren.
Nächster Gegner der Niedersachsen in der Europa League ist am 25. Oktober das schwedische Team von Helsingborg. Zuvor wird es allerdings in der Bundesliga ernst: Am kommenden Sonntag kommt der deutsche Meister Borussia Dortmund nach Hannover.
Beste Spieler bei Hannover waren Huszti und Ya Konan, bei Levante konnte kein Spieler überzeugen. (sid)
Trondheim - Leverkusen 0:1 - Kießling und Sam retten Bayer
Die Joker haben gestochen: Eine Co-Produktion der eingewechselten Sidney Sam und Stefan Kießling hat Bayer Leverkusen den ersten Europacup-Sieg seit mehr als zehn Monaten beschert. Beim Siegtor zum 1:0 (0:0) der Rheinländer bei Rosenborg Trondheim lenkte Kießling einen Schuss von Sam mit dem Rücken ins Tor (76.) - wenn auch eigentlich im Abseits stehend. Der Mittelstürmer war zu diesem Zeitpunkt erst wenige Sekunden auf Platz, Sam war in der 64. Minute gekommen.
Bayer hat nun wie Metalist Charkow vier Punkte auf dem Konto und hält damit Kurs auf die Zwischenrunde. Zum Auftakt war Bayer gegen die Ukrainer nicht über ein 0:0 hinausgekommen. Der Erfolg in Norwegen war der erste für Bayer auf europäischer Bühne seit dem 23. November 2011, als die Rheinländer den späteren Cup-Sieger FC Chelsea in der Vorrunde der Champions League mit 2:1 schlugen. Dritter Gruppengegner in der Europa League ist am 25. Oktober Österreichs Tabellenführer Rapid Wien.
Im hohen Norden offenbarte Bayer vor 12.587 Zuschauern neben den in dieser Saison fast schon chronischen Schwächen im Abschluss vor allem im ersten Durchgang auch teilweise haarsträubende Fehler in der Defensive. Vielleicht auch ein Ergebnis der Umstellungen von Teamchef Sami Hyypiä und Trainer Sascha Lewandowski, die ihr Team auf vier Positionen geändert hatten.
Sam, der am Samstag beide Tore zum 2:0 gegen die SpVgg Greuther Fürth und vor zwei Jahren auch den Siegtreffer beim 1:0 in Trondheim erzielt hatte, saß aber zunächst nur auf der Bank. Dafür ersetzte der Chilene Junior Fernandes etwas überraschend Kießling als Mittelstürmer.
Auf der Tribüne fehlte Wolfgang Holzhäuser, der wegen einer bevorstehenden Hüft-OP auf den Trip in den hohen Norden verzichtet hatte. Vor dem Fernseher sah der Geschäftsführer, wie die in der Liga zuletzt zwei Mal in Folge siegreichen Leverkusener nur schwer ins Spiel fanden. Die erste Chance hatten dann auch die konzentrierter wirkenden Norweger durch den Ex-Rostocker Rade Prica, dessen Schuss Bayer-Schlussmann Bernd Leno parierte.
Nach einer Viertelstunde wurden die Rheinländer dann etwas präsenter und bekamen das Spiel besser in den Griff. Für die schnelle Belohnung hätte fast Fernandes gesorgt, dessen Schuss aus rund 20 Metern ans Lattenkreuz klatschte (25.). Doch Bayers Abwehr wirkte zu keinem Zeitpunkt sattelfest. Erneut Prica hatte in der 31. Minute die Rosenborg-Führung auf dem Fuß, wieder scheiterte er jedoch an Leno.
Leno und Bender überzeugen
Hyypiä und Lewandowski reagierten in der Pause und brachten Ömer Toprak für den teilweise überfordert wirkenden Manuel Friedrich. Vor allem offensiv wirkte der Bundesligist nun aber besser geordnet, der Ball lief mit mehr Tempo und Zielstrebigkeit durch die Reihen. Vor dem Tor fehlte jedoch die Kaltschnäuzigkeit. Nach einem sehenswerten Pass von Lars Bender tauchte Andre Schürrle frei vor Trondheims Keeper Daniel Örlund auf, der hielt den Lupfer jedoch mit einer Hand.
Bayers Trainer-Duo witterte nun die Chance, brachte auch noch Sam und Kießling. Letzterer hatte nach wenigen Sekunden direkt eine Chance, vergab per Kopf aber recht kläglich (76.) Ein paar Sekunden später stand er nach Sams Schuss aber goldrichtig. Gonzalo Castro traf in der 84. Minute noch den Pfosten.
Beste Spieler bei Bayer waren Leno und Bender. Bei Trondheim gefielen Torhüter Örkund und Cristian Gamboa. (sid)