Leverkusen. Beim 2:0-Sieg von Bayer Leverkusen gegen die SpVgg Greuther Fürth war Sidney Sam dank seiner zwei Tore der alles überragende Mann. Doch schon am Freitag hatte er für Aufsehen gesorgt – allerdings nicht auf, sondern mit einer Aktion abseits des Platzes.

Sidney Sam ist für Verteidiger ein unangenehmer Gegenspieler. Er ist schnell, wendig, beherrscht schnelle Richtungswechsel und wählt auch schon mal den überraschenden Laufweg.

Auch am 1. Mai 2011 wählte Sam einen überraschenden Weg – dieses Mal mit unangenehmen Folgen für sich selbst: Mit seinem Wagen verließ er ein Parkhaus an der Düsseldorfer Königsallee in die falsche Fahrtrichtung, wurde von der Polizei angehalten und hatte zu allem Überfluss auch noch 0,74 Promille Alkohol im Blut. Am Freitag gab es vor Gericht die Quittung: 605 Euro Geldstrafe und einen Monat Fahrverbot.

Das Urteil traf Sams Verein Bayer Leverkusen aus heiterem Himmel, denn der Außenstürmer hatte weder die Verantwortlichen noch seine Spielerberatungsagentur eingeweiht. Laut Bild-Zeitung tobte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler vor Wut, als ihn die Nachricht erreichte.

Bayer überlegte Sam vor Samstagsspiel aus dem Team zu werfen

Am Samstag Abend dann war Völler schon wesentlich milder gestimmt – was nicht unwesentlich damit zu tun haben dürfte, dass es ausgerechnet Sidney Sam war, der ein nicht eben glanzvolles Spiel gegen die SpVgg Greuther Fürth mit seinen zwei Toren zugunsten der Leverkusener entschied.

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„Wir waren vor allem enttäuscht, dass er uns nicht ins Vertrauen gezogen hat“, erklärte Völler nach dem Spiel. „Wir hätten davon gerne etwas früher und auf anderem Wege erfahren.“ Man habe auch überlegt, den 24-Jährigen aus dem Kader zu werfen, verriet Trainer Sascha Lewandowski. „Aber nach einem Gespräch mit ihm war klar, dass wir das nicht machen. Wir wollen das vom Sportlichen trennen. Er wird aber auf jeden Fall eine Geldstrafe bekommen.“ Auf dem Platz habe Sam im Übrigen die richtige Reaktion gezeigt.

Vor allem beim 1:0-Treffer zeigte der zuvor so Gescholtene seine ganze Klasse, als er ein Zuspiel von Andre Schürrle annahm, Thomas Kleine austanzte und überlegt in die lange Ecke einschob (51.). „Das ist ja meine Qualität, nach innen zu ziehen und mit links abzuschließen“, urteilte Sam selbst nach dem Spiel. Beim 2:0 wenig später stand er dann genau richtig, um ein Zuspiel von Rechtsverteidiger Daniel Carvajal einzuschieben (62.). Auch das Zusammenspiel mit den beiden anderen Offensivkräften Schürrle und Stefan Kießling lief derart flüssig, dass es gar nicht auffiel, dass Sam einen Großteil der vergangenen Saison verletzt verpasst hatte und jetzt erst langsam wieder zur vollen Fitness zurückkehrt. „Ich bin jetzt bei 100 Prozent“, verkündete er immerhin selbstbewusst nach dem Spiel.

Sam versöhnte die Fans mit zwei wunderbaren Toren

Seine Trainer hatten es zunächst anders gesehen und statt seiner Karim Bellarabi in die Startaufstellung berufen. In der Leverkusener Offensive lief aber in Halbzeit eins nicht viel zusammen, alle drei Stürmer empfahlen sich nachhaltig für eine Auswechslung. Es traf Bellarabi, „weil Karim der letzte Tick Frische und Spritzigkeit fehlte und er sich damit in den engen Räumen nicht so durchsetzen konnte“, wie Trainer Lewandowski erklärte.

Anders als Sam, der kurz nach seiner Einwechslung zur Halbzeit den Bann brach – und das schon vernehmlich grummelnde Leverkusener Publikum mit seiner Mannschaft und vor allem auch mit sich selbst versöhnte.