München. Nach einer wochenlangen Hängepartie wurde Javier Martinez am Donnerstag offiziell vorgestellt. Heynckes ließ allerdings schon durchblicken, mit dem Defensivallrounder auf der Position vor der Abwehr und nicht in der Innenverteidigung zu planen.

Die Münchner Arena kennt Javier Martinez seit Donnerstag schon gut. Vor dem Eingang posierte Bayern Münchens Neuzugang mit seinen neuen Mitspielern in Pappgestalt, auf dem Rasen zeigte er sich und sein neues Trikot den Dutzenden Fotografen - beim ersten Heimspiel am Sonntag wird der 40-Millionen-Mann aber wohl zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen. "Er soll erstmal zur Ruhe kommen. Wir wollen ihn Schritt für Schritt integrieren", sagte Trainer Jupp Heynckes am Donnerstag und ließ sogar offen, ob der Defensivspieler überhaupt im Aufgebot steht.

Martinez selbst will zwar "so schnell wie möglich zum Erfolg der Mannschaft beitragen. Ich stehe dem Trainer zur Verfügung", sagte der Spanier. Auch mit Blick auf Martinez' strapaziöse vergangene Saison bei Bilbao, der EM und den Olympischen Spielen kündigte Heynckes jedoch gleich an, den spanischen Nationaltrainer Vicente del Bosque auch um die Freistellung für die in den kommenden Woche anstehenden EM-Qualifikationsspiele zu bitten: "Die Integration müssen wir jetzt forcieren. Das hat eigentlich Vorrang."

Martinez bei "einem der drei besten Klubs der Welt"

Martinez, der teuerste Transfer der Bundesliga-Geschichte, hat viel erlebt in den letzten Tagen. Dem nächtlichen Medizincheck am Dienstag folgte die Reise nach Madrid, wo der Deal beim spanischen Liga-Verband LFP endlich perfekt gemacht wurde. "Ich bin froh, dass jetzt alles vorbei ist. Es war sehr schwierig, aber alle haben sich für mich eingesetzt. Jetzt bin ich bei Bayern München, einem der drei besten Klubs der Welt", sagte der Welt- und Europameister vor rund 25 Kamerateams, 30 Fotografen, 60 Journalisten und seiner aus Spanien angereisten Familie.

Jetzt habe er "unglaubliche Lust, das Spielfeld zu betreten" - und zwar auf der Position, wo Heynckes ihn haben will. Der 67-Jährige ließ allerdings schon durchleuchten, mit dem Defensivallrounder neben Bastian Schweinsteiger auf der Position vor der Abwehr und nicht in der Innenverteidigung zu planen. "Er hat großes Offensivpotenzial und ein überragendes Kopfballspiel. Er kann das Spiel lesen", schwärmte der Trainer und bezeichnete Martinez als "genau den Spieler, den wir brauchen". Schon vor einigen Jahren in Diensten von Bayer Leverkusen sei er ihm aufgefallen.

40 Millionen Euro werden ihn nicht hemmen: "Mental stark" 

Dass Martinez die 40 Millionen Ablöse zur Last fallen werden, schlossen alle Beteiligten aus. "Ich bin als 17-Jähriger für sechs Millionen zu Bilbao gekommen. Ich habe den Druck in Motivation umgewandelt. Das mache ich auch hier", sagte Martinez selbst. Heynckes bezeichnete ihn als "mental sehr stark. Er wird das wegstecken, auch wenn es nicht einfach ist."

Unterdessen hat Sportvorstand Matthias Sammer nach dem Millionendeal mit Blick auf das Überangebot im defensiven Mittelfeld einen Last-Minute-Transfer bis zum Ende des Zeitfensters am Freitag (18 Uhr) nicht ausgeschlossen: "Wenn jemand das Bedürfnis hat, kann er gerne auf uns zukommen", sagte der 44-Jährige. Einen Abgang von Luiz Gustavo hatte Sammer schon vor einigen Wochen abgewunken, Anatoli Timoschtschuk aber wird mit ukrainischen Klubs in Verbindung gebracht.

Keine Furcht vor Konsequenzen

Weitere Gespräche mit Martinez' Ex-Klub Athletic Bilbao hält der FC Bayern trotz des turbulenten Transfers nicht für notwendig. Das Verhältnis zu den Basken sei exzellent, sagte Heynckes.

Martinez selbst betonte, bei seinem Wechsel sei "alles korrekt' verlaufen. Er wolle aber "noch mit Bilbao reden, das steht noch aus. Aber ich bin, was das angeht, sehr beruhigt." Athletic-Präsident Josu Urrutia hat indes für kommenden Montag eine Pressekonferenz angekündigt, auf der er sich zu dem Transfer äußern möchte. (dapd)