München. Der Transfer ist endlich perfekt. Die Münchener zahlen 40 Millionen Euro für Javier Martinez, wollen aber nicht darüber reden. In einer filmreifen Nacht-ohne-Nebel-Aktion war der Spanier aus Bilbao angereist, im Privatjet und zur obligatorischen medizinischen Untersuchung.

Am Mittwoch konnte Trainer Jupp Heynckes gleich mehrere neue Gesichter an der Säbener Straße begrüßen. Zwei öffentliche Einheiten waren für die Profis des FC Bayern angesetzt, um zehn und um 16 Uhr. Und da in Bayern noch die Ferienzeit läuft und das Wetter mitspielte, waren wieder zahlreiche Schulkinder mit ihren Eltern angereist, um einmal die berühmten Fußballer aus der Nähe zu erleben. Häufig tummeln sich zu solchen Anlässen mehrere tausend Menschen auf dem Vereinsgelände. Und manchmal müssen die Väter die Sprösslinge bei deren erstem Besuch dann über die Namen der nicht ganz so prominenten Fußballer im Kader aufklären.

Nach jenem Spieler, auf den sie seit Wochen beim FC Bayern warten, hielten die Zuschauer aber vergebens Ausschau. In einer filmreifen Nacht-ohne-Nebel-Aktion war Javier Martinez aus Bilbao angereist, im Privatjet und zur obligatorischen medizinischen Untersuchung. Um 3 Uhr 42 am Mittwochmorgen, berichtete bild.de, sei der defensive Mittelfeldspieler nach dreieinhalb Stunden aus dem Hinterausgang der Praxis von Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt gekommen, habe ein kurzes „todo bien“ („Alles gut“) zum Besten gegeben, und sei müde, aber vergnügt davon gebraust – zurück nach Spanien, um beim dortigen Ligaverband seinen Vertrag mit Athletic aufzulösen. Das tat er kurz nach 15 Uhr. Im Beisein seines Beraters und eines Vertreters von Bayern München hinterlegte er beim spanischen Ligaverband LPF einen Scheck in Höhe von 40 Millionen Euro. Jüngste steuerliche und juristische Bedenken waren endgültig ausgeräumt. Martinez erhielt die Freigabe für den Wechsel nach Deutschland.

Vertrag bis 2017 in München

Der Transfer des teuersten Profis in der Bundesliga-Geschichte – trotz seines angeblichen Verzichts auf einen Teil seiner jährlichen Millionengage – ist damit nach wochenlangem Gezerre vollzogen, wie dann auch die Bayern am Mittwochnachmittag bestätigten. Bereits am Donnerstag ist nun wieder mit Martinez in München zu rechnen. Einen Vertrag bis 2017 beim Rekordmeister hat er unterschrieben. Dem Publikum könnte sich der 23-Jährige also schon am Sonntag im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart vorstellen.

Was dieser Zugang für den Rest des Kaders bedeutet, ist eine spannende Frage. Das gilt vor allem für die ebenfalls im defensiven Mittelfeld beheimateten Bastian Schweinsteiger, Luiz Gustavo und Anatoli Timoschtschuk. Letzterer, könnte noch kurzfristig aus dem Hinterausgang verschwinden und sich einem Verein anschließen, in dem mehr Verwendung für einen 33-Jährigen in Aussicht steht.

Im Mittelfeld wird es eng

Das Betätigungsfeld wird knapper. Das gilt auch für Toni Kroos, der zuletzt ebenfalls vorrangig im defensiven Mittelfeld eingesetzt worden war. Vorsichtshalber hat er bereits an seine weiteren Qualitäten erinnert. „Letztes Jahr war ich meist auf der Zehn, was auch jetzt wieder möglich ist“, sagte Kroos. So dürfte es auch für Thomas Müller und Zugang Xherdan Shaqiri durch Martinez enger werden.

Es könnte sich lohnen, in der kommenden Woche wieder beim  öffentlichen Training der Bayern an der Säbener Straße in München vorbeizuschauen. Denn dort  können die Besucher dann den geheimnisvollen Señor X etwas besser und vor allem persönlich kennenlernen. Sie könnten sich zugleich ein Bild davon machen, wie ehrlich die Freude der Konkurrenz über die endgültige Ankunft des Spaniers ist. Bei Tageslicht.