München. Vor ein paar Tagen schien klar: Javier Martinez wird zum FC Bayern München wechseln. Doch der teuerste Transfer in der Geschichte der Fußball-Bundesliga wird zur unendlichen Geschichte.
Vielleicht hat sich der große FC Bayern München ein wenig zu sicher gefühlt. In der vergangenen Woche waren sie an der Säbener Straße jedenfalls optimistischer. Javier Martinez würde schon bald nach München kommen, das schien klar, der Aufsichtsrat hatte die 40 Millionen Euro für den Königstransfer abgenickt - nur: Der 23 Jahre alte Baske gehört dem deutschen Fußball-Rekordmeister noch immer nicht. Das Ganze entwickelt sich zum Possenspiel.
"Man sollte so etwas nicht erzwingen", sagte Präsident Uli Hoeneß nun am Donnerstag beim Benefiz-Golfturnier des FC Bayern. Im Grunde sei die Sache "aus unserer Sicht" ganz einfach, ergänzte er: Athletic Bilbao stelle "eine Rechnung an Bayern München", und damit "haben wir einen Transfervertrag". Hoeneß schob aber hinterher, es werde "schwierig, den Transfer zu realisieren", wenn es denn diesen Vertrag nicht gebe. Und es gibt ihn nicht.
Für Hoeneß ist es in steuerliches Problem
Ob und wann es ihn geben könnte? Ungewiss. In der Zwischenzeit steht der FC Bayern ziemlich gelackmeiert da. Hoeneß behauptete mit dem ersten Grün auf Gut Häusern im Blick: "Der Vorstand von Bilbao will den Transfer erschweren oder verhindern, indem er immer wieder neue Hürden aufbaut." Die aktuelle Hürde: Martinez soll den Wechsel selbst finanzieren, aber in diesem Fall "gibt es ein steuerliches Problem", erläuterte Hoeneß.
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Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende, wiederholte im Münchner Merkur, die ganze Sache sei wirklich ein "komplexes Thema, speziell in Sachen Steuern". Martinez kann die festgeschriebenen 40 Millionen Euro Ablöse in der Tat selbst bezahlen und sich damit von seinem Klub "freikaufen": Er müsste die Summe nur beim Ligaverband LFP hinterlegen. Allerdings drohen in diesem Fall offenbar Steuern in Höhe von zehn bis 20 Millionen Euro.
Bielsa strich Martinez aus dem Kader
Martinez hängt einstweilen völlig in der Luft. Der spanische Welt- und Europameister hat sich bereits zum FC Bayern bekannt, er wäre bereit, für den vereinbarten Fünfjahres-Vertrag auf Gehalt zu verzichten, um den Transfer zu realisieren. Und ein Zurück scheint es nicht zu geben: Von den Anhängern im baskischen Bilbao wird der Mittelfeldspieler mittlerweile als Söldner angefeindet, Trainer Marcelo Bielsa strich ihn zuletzt aus dem Kader.
Es könnte einfacher und schneller gehen - wenn Josu Urruita, Präsident von Athletic Bilbao, es wollte. Doch Urruita, Baske und dem Vernehmen nach stolz, stur und stoisch, denkt gar nicht daran, so zu wollen, wie es dem FC Bayern und Martinez genehm wäre. Diese Haltung, sie imponiert Hoeneß sogar: "Auf der einen Seite ärgert es mich, dass wir es nicht geschafft haben bisher", sagte er lächelnd, "auf der anderen Seite gefallen mir Leute, die Prinzipien haben."
Für Beckenbauer reicht der Kader aus
Bis zum 31. August müssen die juristischen und finanziellen Dinge geregelt sein, dann läuft die Transferfrist ab. "Ich denke, dass unser Vorstand und der Sportdirektor bis zum letzten Tag alles versuchen werden, das zu realisieren", sagte Hoeneß. Aber er sagte eben auch: Man sollte so etwas nicht erzwingen, "das ist nie gut." Franz Beckenbauer, ebenfalls am Abschlag, glaubt ohnehin: Der Kader des FC Bayern in der derzeitigen Besetzung "reicht aus". (sid)