Hamburg. Nach nur zwei Pflichtspielen ist beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV eine Diskussion um Sportchef Frank Arnesen entbrannt. Die Lösung der Hamburger Probleme liegt für viele in der Verpflichtung von van der Vaart. Doch der ist dem HSV zu teuer.

"Guten Morgen", rief Thorsten Fink den wartenden Journalisten zu. Der Trainer des Hamburger SV machte am Dienstag gute Miene zum bösen Spiel - obwohl beim Bundesliga-Dino nach nur zwei Pflichtspielen bereits ordentlich Feuer unter dem Dach ist. Die scharfe Kritik von Klub-Idol Uwe Seeler vor allem an Sportchef Frank Arnesen hatte für reichlich Zündstoff in der Hansestadt gesorgt.

Neuen Wirbel gab es zudem um Wunschspieler Rafael van der Vaart, der den Kader trotz der Verpflichtung von Petr Jiracek weiter verstärken soll. Einer Rückkehr des Niederländers steht wohl nur noch die hohe Ablöseforderung von Tottenham Hotspur im Wege.

HSV-Trainer Thorsten Fink glaubt nach an Verpflichtung von Rafael van der Vaart

Beim Bundesliga-Dino liegen die Nerven blank. Nach dem verpatzten Saisonstart nahm Seeler Arnesen schwer unter Beschuss. "Ich bin nachdenklich geworden, weil ich überhaupt keinen Fortschritt sehe. Und daran muss sich ein Sportchef ja messen lassen", sagte Seeler der Tageszeitung Die Welt: "Er sagt immer nur: Die Mannschaft kommt noch. Und der kommt noch, und der kommt noch. Wenn ich das höre oder lese, dann schüttele ich manchmal mit dem Kopf. Es sind eben Spieler da, die für die Bundesliga nicht tauglich sind, das muss man einfach so klar sagen."

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Hoffnung auf Besserung verspricht an der Elbe vor allem ein Name: Rafael van der Vaart. Der niederländische Nationalspieler, der bereits von 2005 bis 2008 bei den Hamburgern unter Vertrag stand, wäre trotz Neuzugang Jiracek noch immer die Wunschlösung für die verwaiste Spielmacher-Position. Fink äußerte am Dienstag allerdings Bedenken.

"Bei Rafael van der Vaart sieht es so aus, als ob utopische Ablösesummen gefordert werden. Von daher gehe ich jetzt nicht davon aus, dass das realisierbar ist", sagte der Ex-Bayern-Profi. Mit dem HSV soll sich der Mittelfeldspieler bereits auf einen Wechsel verständigt haben - allerdings pocht Tottenham auf eine Ablöse in Höhe von 18 Millionen Euro. Die Hamburger wollen zusammen mit Klub-Gönner und Edelfan Klaus-Michael Kühne zurzeit aber nur bis zu zwölf Millionen Euro aufbringen. Im Gespräch ist ein Drei-Jahres-Vertrag für den 29-Jährigen.

Beim Hamburger SV wird schon vom bevorstehenden Abstiegskampf gesprochen

Trainer-Legende Udo Lattek meldet ob des geplanten Königstransfers Bedenken an. "Ein Mann alleine kann das nicht lösen. Dazu gehört die ganze Mannschaft. Das muss man mal abwarten. Also, eine Lösung ist er auf keinen Fall", sagte Lattek. Auch Martin Kind, Präsident vom Nordrivalen Hannover 96, zweifelt: "Alle Hoffnungen auf einen Spieler zu reduzieren, ist eine nicht ungefährliche Strategie."

Der böse Fehlstart hat den HSV noch mehr unter Zugzwang gebracht. Dem peinlichen Pokalaus beim Drittligisten Karlsruher SC (2:4) folgte die Auftaktpleite in der Liga gegen Nürnberg (0:1). An der Elbe macht das Wort Abstiegskampf die Runde.

"Was ich gegen Nürnberg gesehen habe, war noch schlimmer als in der vergangenen Saison. Wenn man sieht, dass etwas über einen längeren Zeitraum nicht stimmt, dann muss man das als Fußballfachmann erkennen. Da muss man dann reagieren und die richtigen Spielertypen holen", sagte Seeler in Richtung der sportlichen Führung.

Neuzugänge Jiracek und Badelj könnten schon gegen Bremen zum Einsatz kommen

Tatsächlich erinnert die Kaderplanung beim Liga-15. des Vorjahres bisweilen mehr an Flickschusterei. Bestes Beispiel ist Mittelfeldspieler Jiracek. Der tschechische Nationalspieler, der aller Voraussicht nach am Mittwoch das erste Mal in Hamburg trainieren wird, wurde keineswegs heißblütig vom HSV umworben. Er lief dem Klub vielmehr zu, bot sich aus einer persönlichen Notsituation selbst in Hamburg an.

Jiracek könnte genau wie der zweite Neuzugang fürs Mittelfeld Milan Badelj, der ebenfalls am Mittwoch in Hamburg erwartet wird, bereits beim Nordderby in Bremen am Samstag (15.30 Uhr/Im Live-Ticker bei DerWesten) auflaufen. (sid)